Kapitel 39 - Die letzte Chance

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Mich durchzuckte ein Schmerz, dann wachte ich auf und schrie. »Scheiße! Hast du dir wehgetan?«

Ich schaute nach oben, wo James im Bett lag. Ich bin runter gekullert und auf dem Boden auf geknallt. »James dieser Tag kann einfach nur scheiße werden.«

Ich verzog mein Gesicht und stand auf. »Heute Abend schlafe ich wieder in meinem Bett.«

»Ach komm, als ob es jetzt meine Schuld war das du einfach ein Pechvogel bist.«

Ich sah ihn mit zusammen gekniffenen Augen an. Er grinste mich frech an. »Bin im Bad«, sagte ich knapp und nahm mir was zum anziehen.

Nachdem ich mich fertig gemacht habe, rannte ich nach unten. James war mal wieder schneller als ich. »Man Jami jetzt warte doch mal.«

Schnell schnappte ich mir meine Jacke und rannte nach draußen. Frischer Wind kam mir entgegen, und die ersten Sonnenstrahlen fühlten sich gut auf meiner Haut an. Ich atmete tief ein und lächelte. Nachdem ich gestern vor Glück geweint habe und ich nicht in den Knast muss, schätze ich jede Sekunde Freiheit immer mehr.

Dylan muss einen Monat absitzen, dann muss er wieder umziehen und bekommt eine neue Identität. Er tat mir einfach so leid. Ich wollte auf keinen Fall, dass er in den Knast kommt und wieder wegzieht. Ich verliere zu viele Menschen, die mir wichtig sind. Warum ist diese Welt bloß so unfair?

Mit Dylan hatte ich spaß, ja ich bin stolz darauf es zu sagen, dass das Pokern mit ihm spaß gemacht hat und ich schäme mich nicht für das was ich getan habe. Ganz ehrlich wir haben keinen Menschen getötet! Wir hatten lediglich nur spaß.

Die Polizei und der Richter sahen das jedoch anders. Was für Spießer. Als ich merkte, dass wir an der Schule waren, verlangsamte ich mein Tempo. Die Doppelstunde Kunst bei Miss Collins konnte warten. Sie mochte mich nicht und ich mochte sie nicht.

Ich wäre ja angeblich nicht künstlerisch begabt und würde mich zu wenig für Kunstgeschichte interessieren. Fakt ist, sie hatte vollkommen recht. Ich warf meine Tasche zu meinem Platz und setzte mich hin. An der Ecke waren die ganzen Schüler. Was machen die dort? »Na Ex-Knasti wie war es da?«

John ging zu ihm und gab ihm die ‘Ghetto‘ Faust. Natürlich wusste ich um wem es sich hier handelte - Mike.

Klar mögen ihn alle noch, klar war er immer noch beliebt, klar kleben die ganzen Mädchen, wie Kaugummi an ihn, klar er wird wahrscheinlich wieder Anführer der Football Mannschaft aber trotz allem kann ich nicht drüber hinweg schauen, was er mir angetan hat.

Sollte dieser Krieg auf ewig so weiter gehen? Miss Collins knallte die Tür zu, sodass sich alle an ihren Platz setzten.

»Guten Morgen, unser neues Thema wird euch sicher erfreuen. Jeder von euch wird sein eigenes Comic zeichnen und die Bilder beschriften.Aber erst einmal werden wir uns mit dem Thema Comic ausgiebig beschäftigen und schauen wie und wann das ganze überhaupt angefangen hat.«

Alle stöhnten und ich warf meinen Kopf auf den Tisch. Juhu ich könnte vor Freude schreien. Ich darf ein Comic machen, ja das ist mein größter Wunsch. Nicht. Big P zeigte auf. »Dürfen wir das zu zweit machen?«

Miss Collins schaute ihn genervt an. Alle stimmten Big P zu. Zu zweit war das ganze viel besser, vor allem dann würde ich mit Leah zusammen machen, die kann nämlich zeichnen. Was ich eher weniger kann.

»Okay, jetzt haltet doch bitte euren Mund, ihr dürft zusammen arbeiten.«

Leah’s und mein Blick trafen sich und wir grinsten uns an. »Aber die Partner werden nach Zufallssystem eingeteilt.«

Ich schaute Miss Collins grimmig an. »Ihr ernst?« Alle Blicke richteten sich auf mich. »Ja Jessy wenn es dir nicht gefällt, kann ich dich ins Klassenbuch wegen Arbeitsverweigerung eintragen und danach kann ich ja bei deiner Mum anrufen.«

Ja okay, die wohnt eh nicht mehr hier, sodass ich eine Strafe bekommen könnte. »Schon gut.«

Miss Collins nickte zufrieden. Wie kann diese Frau einen Mann und zwei Kinder haben? Die armen Kinder..

Sie setzte sich auf ihren nur zu bequemen Lehrerstuhl und riss Zettel auseinander. Danach kritzelte sie etwas drauf.

»So das ganze ist wie Memorie. Jeder zieht einen Zettel und wenn ihr zum Beispiel das Wort Buch gefunden habt sucht ihr jemanden der etwas gezogen hat was zu einem Buch passt. Also in diesem Fall das Wort Seite. Dann ergibt es das Wort Buchseite. Also alles verstanden?«

Alle nickten. Wir waren hier doch nicht mehr im Kindergarten. Das war doch echt lächerlich. Ich zog und faltete meinen kleinen Zettle auseinander. Horror. 

Das Wort war dann sowieso Horrorfilm. Ich ging zu Leah. »Na, was hast du für ein Wort?«
»Tomaten.« Enttäuscht ging ich zu Big P. »Tasche.«

Man, es hätte ja sein können, dass ich etwas Glück gehabt habe und mit einen von den beiden zusammen arbeiten kann aber nein, dies war nicht der Fall.

»Na Prinzessin, was ist dein Wort?«

Ich drehte mich um und sah Mike an. Er sah so gut aus, einfach so harmlos. Ein Typische beliebter Highschool Boy. 

Er sah mich fragend an, als ich ihm nicht antwortete. »Horror.«

Er lächelte. »Dann arbeiten wir wohl zusammen«, er zeigte mir seinen Zettel. Okay das Wort Horror beschrieb die jetzige Situation recht gut. 

Muss das ganze den wirklich sein? 

»Wenn ihr euren Partner gefunden habt, setzt euch mit ihm zusammen!«, schrie Miss Collins in mein Ohr. Himmel! Ich steh direkt neben ihr, warum schreit sie den so rum? Mike schob einen Stuhl zu meinem Tisch und setzte sich gegenüber von mir hin. »Schon eine Idee?«

Ich zuckte mit den Schultern. Ich will nicht mit Mike zusammen arbeiten. Seine Blick ruhte auf mir. Langsam wurde ich etwas nervös und verschränkte die Arme. »Du bist immer noch sauer oder?«

Sein ernst? »Ja, denkst du wir sind hier in der ‘alles ist scheiß egal Welt‘«?

Mein Ton war kalt. »Man Jessy, es tut mir wirklich leid, was ich alles getan habe. Wirklich ich habe mich geändert.«

Ich lachte. »Mike und das soll ich dir jetzt glauben?«

»Schau mal, es tut mir leid, dass ich dich in die Verzweiflung getrieben habe, das ich Chaos in dein Leben gebracht habe, das ich dich zum weinen gebracht habe, das ich dich belogen habe und das ich zugeschaut habe wie du stolperst. Ich weiß das war alles ziemlich gemein aber so ist eine Seite von mir. Ich bin froh, dass ich im Knast war. Ich konnte über alles nachdenken.

Das ganze hat angefangen, als mein Vater mich geschlagen hat. Ich hatte die falschen Freunde, habe Drogen genommen aber ich habe dir nie etwas erzählt. Ich weiß ich habe dich mit Cleo betrogen und ich weiß ich habe so extrem viel scheiße gebaut. Aber gib mir bitte eine Chance um dir zu beweisen, dass ich auch anders sein kann. Also Freunde?«

Als er fertig mit seinem Vortrag war starrte ich ihn Fassungslos an. Wo ist Mike und was hat er mit ihm gemacht? Das ist gerade der alte Mike. So hatte ich ihn kennen gelernt und so habe ich mich in ihn verliebt. Mein Kopf pochte, so wie mein Herz. Mein Herz sagte ja, mein Hirn sagte nein. 

»Okay, ich gebe dir eine letzte Chance, versau es nicht.« Er lächelte mich an und umarmte mich.

PromiseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt