Teil 28

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<<Jamies Sicht >>

Als ich am nächsten Morgen aufwachte und feststellte, dass zwei Arme um mich geschlungen waren, dachte ich zunächst, es sei Marco, bis mir wieder einfiel, dass ich mich gestern Abend mit Mario unterhalten habe. "Guten Morgen", brummte er. "Morgen...beobachtest du mich schon lange?" "Ein wenig, ja", grinste er frech. "Genau wie früher", platzte ich heraus, ohne jedoch vorher über meine Worte nachzudenken. Ja, es war wie früher, als wir nochein Paar waren. Mario war immer vor mir wach und schaute mir beim schlafen zu. Ich räusperte mich und schälte mich aus dem Bett: "Ich werd dann mal gehen. Bis gleich beim Frühstück."

20 Minuten später beim Frühstück herrschte eine angespannte Stimmung. Klar, am Tag des Finale.

Die Zeit verging wie im Flug und schon fand ich mich im Stadion wieder. Bevor ich meinen Platz aufsuchte, wollte ich Erik, Mario und den anderen Jungs, die ich aus Dortmund kannte, viel Glück wünschen. Erik hatte mir bei der Abfahrt im Hotel ein Trikot mit seinem Namen in die Hand gedrückt, das ich nun trug.

Ganze 113 Minuten saß ich unruhig auf meinem Platz, bis Mario den Ball endlich im gegnerischen Tor versenkte. Ich konnte nicht in Worte fassen, wie stolz ich auf ihn war! Sehnsüchtig fieberte ich dem Anpfiff entgegen und als es so weit war, konnte ich das alles nicht realisieren! Die Jungs hatten es wirklich geschafft, sie sind Weltmeister! Und Marco hatte das ganze verpasst. Der Gedanke an ihn verpasste mir einen Stich ins Herz. Dennoch bahnte ich mir den Weg durch die Menschenmassen, um hinunter zur Bande zu gelingen, wo Erik bereits auf mich wartete. Ein Sicherheitsmann half mir die Barriere zu überwinden und ich stürzte mich sofort in Eriks Arme: "Ich bin so stolz auf dich! Glückwunsch, du bist Weltmeister!" Ich drückte ihm eine Kuss auf die Wange und grinste ihn breit an. Zwar hatte er nicht gespielt, dennoch ist er ein Teil von diesem Team. "Danke Kleine!", lachte er, hob mich nochmal hoch und drehte sich einmal um die eigene Achse. Anschließend schlenderten wir über den Rasen, ich gratulierte allen Jungs, Mario ganz zum Schluss: "Ich bin so  unfassbar stolz auf dich Mario! Ich wusste, dass du das Tor machst, ich wusste es einfach!" "Das hast du früher schon immer." Stimmt. Schwelgen wir zurzeit zu sehr in Erinnerungen an unsere kaputte Beziehung?

Mir blieb keine Zeit, um darüber nachzudenken, denn die Jungs mussten zur Siegerehrung und solange ließ ich mich auf den Rasen nieder.

Strahlend kamen die frisch gebackenen Weltmeister mit dem Objekt der Begierde von der Tribüne gelaufen. Ich erhob mich und hielt Ausschau nach Erik. Stattdessen erblickte ich allerdings Mario. Mit einem Trikot in der Hand. Marcos Trikot. Und da war sie wieder - diese tiefe Traurigkeit und dieser endlose Schmerz, von denen ich seit seiner Trennung nicht mehr los kam. Tränen stiegen mir in die Augen. "Hey, warum weinst du denn?" Es war Erik, der neben mich trat und mir sanft über die Wange strich. Stumm nickte ich in Richtung Mario und offensichtlich verstand er sofort, er nahm mich in den Arm und gab mir einen Kuss aufs Haar.

"Lass dir deshalb den Abend nicht versauen. So glücklich wie vorhin hab ich dich ewig nicht erlebt. Ich verstehe dich wirklich. Aber ich verspreche dir, ihr kommt wieder zusammen."

Seine Worte schenkten mir wenig Trost, aber Erik zu Liebe riss ich mich am Riemen.

Freundschaft oder Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt