Teil 7

1.2K 34 1
                                    

Nach einer sehr unruhigen Nacht wachte ich am nächsten Morgen gerädert auf. Mir war schon jetzt klar, dass sich dieser Tag unter Garantie wie Kaugummi ziehen würde. Denn bis die Jungs vom Stadion wieder da sind ist bestimmt schon 19 Uhr.

Die angenehme Stille wurde vom nervigen Klingelton meines Handys gebrochen,  orientierungslos tastete ich auf meinem Nachttisch nach dem Störenfried: "Hallo?" "Guten Morgen! ", klang Marcos fröhliche Stimme aus dem Hörer. Wie kann man so früh morgens schon so gute Laune haben? "Na du Schlafmütze, wars gestern Abend so anstrengend dass du so müde warst?" Das war der Moment der mich wieder an die gestrigen Ereignisse erinnerte.

"Ähm...ja war es." "Na gut...wieso ich eigentlich anrufe: Hast du heute Lust ins Stadion zu kommen?" Gerade hatte ich meine Überlegungen abgeschlossen und wollte Marco meine Entscheidung verkünden, da kam er mir zuvor: "Eigentlich kannst du gar nicht nein sagen. Ich hab dir schon ne Karte besorgt."

Der Kerl ist unglaublich. Wozu fragt er dann überhaupt?! "Dann ähm...werd ich mich mal fertig machen." "Besser wär das, es ist gleich 12 Uhr Schätzchen." "Kann ja nicht jeder so gut gelaunt sein wie du. Bis später dann." "Alles klar Kleine, bis nachher!"

Toll, ich hab überhaupt keinen Nerv heute ins Stadion zu gehen. Nicht nach gestern Abend. Ich stand auf um duschen zu gehen und wurde auf mein kaputtes Schienbein aufmerksam gemacht, welches immer noch höllisch schmerzte. Beim Duschen bemerkte ich allerdings, dass das nicht das einzige Überbleibsel war, meine Handgelenke waren blau von Chris' festem Griff. Die musste ich unbedingt vor Marco verstecken, er würde ausrasten wenn ich ihm die Sache erzähle.

Gegen 2 lief ich also in meinem Reus-Trikot, unter dem ich ein langärmliges Shirt trug, zur U-Bahn, denn Eriks Auto stand schon am Stadion, da musste ich ja nicht noch mit meinem fahren.

Als ich in der Bahn saß, schrieb ich Marco eine SMS: "Ich warte nach dem Spiel am Parkplatz ja?" So bekamen die Jungs wenigstens nicht mit dass ich humpel. Lange musste ich nicht auf die Antwort warten: "Nein, warte am Ausgang, wir holen dich da ab:)" Na super...

Je voller die Bahn wurde, desto panischer wurde ich, dass Chris vielleicht auch hier sein könnte.

Im Stadion angekommen, stellte ich fest, dass Jenny, Marcels Frau, neben mir saß. Ich kannte alle Spielerfrauen und kam auch gut mit ihnen klar, aber wirklich befreundet bin ich mit keiner. Ich hatte noch nie eine beste Freundin oder überhaupt viele Freundinnen, den einzigen, den ich immer an meiner Seite hatte, war Marco.

"Hey Jamie, wie gehts dir, ich hab dich ja ewig nicht gesehen!", begrüßte Jenny mich und umarmte mich. "Gut, danke. Ja ich...hatte viel zu tun in letzter Zeit."

Nach dem Spiel, welches die Jungs gewannen, musste sie schnell weg, was mir ganz gut passte, denn sonst hätte sie mich auch auf das Humpeln angesprochen. Also machte ich mich langsam auf den Weg zum Ausgang und wartete auf Marco und Erik. Nach einer halben Stunde kamen sie dann auch endlich. "Da ist ja mein Glücksbringer!", rief Marco, umarmte mich und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Hab ich doch gesagt sie hat mein Trikot an Erik!" "Ach Marco sei ruhig, beim nächsten Mal hat sie wieder das richtige Trikot an und dann mach ich ein Tor!", gab Erik kontra und zog mich ebenfalls in seine Arme.

"Ok, Jungs, ich bring kein Glück. Können wir los?" "Klar tust du das! Schlechte Laune?", fragte Erik. "Nein ich mag warten nur nicht, weißt du doch", lächelte ich leicht. "Gut, dann los."

"Sag mal Jamie warum humpelst du?" "Ähm...ich...bin gestern gestolpert. Und hingefallen. Auf...der Treppe." "Aah jaa...", musterte Marco mich skeptisch.

Stotter doch noch ein bisschen mehr, das macht das ganze glaubwürdiger du Dummchen!

Ein paar Meter weiter sagte Marco: "Erik nimm mal meine Tasche bitte." Leicht verwirrt schaute ich ihn an und war überrascht, als er mich plötzlich im Braut-Stil hochhob: "Ich kann mir dein Humpeln nicht mehr angucken."  Ich hab ihn gar nicht verdient. Außerdem fühlte ich mich wie auf dem Präsentierteller, denn bis zum Parkplatz waren es schon ein paar Meter, etliche Fans waren auch noch hier und vor allem die weiblichen schauten mich abwertend an. "Lass mich bitte runter." "Nein wieso?" "Na siehst du nicht wie die alle gucken? Die denken bestimmt ich bin deine erfolgsgeile neue Freundin die Aufmerksamkeit will!", protestierte ich. "Sollen sie doch denken was sie wollen, solange wir die Wahrheit wissen." Es ist zwecklos...du kannst keine Diskussion gegen Marco gewinnen!

An Eriks Auto angekommen ließ Marco mich endlich runter. Zu Hause verkroch ich mich sofort in mein Zimmer. Ich wollte mich nur noch ins Bett kuscheln, also zog ich mich um. Wenig später klopfte es an der Tür und Marco steckte seinen Kopf ins Zimmer: "Hey kann ich reinkommen?" Lächelnd nickte ich, also trat er ein und setzte sich an die Bettkante: "Ist alles ok bei dir? Du bist schon den ganzen Tag so komisch drauf." Er kannte mich einfach viel zu gut! Aber sollte ich ihm die Wahrheit erzählen?

Freundschaft oder Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt