10. 🎅

797 20 0
                                    

Mystrade

Seit mehreren Tagen grübelte Mycroft schon.
Nicht über irgendwelche Wahlen, die es zu beeinflussen galt oder Kriege, die verhindert werden mussten.
Nein, seine gesamten Gedanken endeten immer wieder bei Greg.
Bei seinem geliebten Polizisten und Lebenspartner.
M

ycroft wusste, er hatte ihn enttäuscht. Eine Woche lag nun ihr Jahrestag zurück und Mycroft überlegte seitdem ständig, wie er seinen Fehler gutmachen konnte.
Er seufzte auf und vergrub das Gesicht in seinen Händen.
Die Akten, über denen er gerade brütete, konnten warten.
Doch seine Liebe und die damit einhergehende Verzweiflung, die er spürte, nicht.
Er musste endlich etwas tun!
Es sollte eine wundervolle Erfahrung für Greg werden.
Etwas süßlich Romantisches, aber nicht kitschig.
Er sollte sich wohlfühlen.

Mit einem Gedanken im Kopf tätigte er mehrere Anrufe.
Normalerweise überließ er diese Aufgaben seiner Assistentin Anthea, doch hier ging es um Greg.
Um seine Liebe zu ihm.

Nach zwei Tagen war es soweit. Mycroft saß im Diogenes Club, es war 17:32 Uhr als er Greg anrief.
„Lestrade!", meldete sich dieser gleich förmlich.
„Heute Abend 19 Uhr. Jemand wird dich abholen. Wir gehen Essen!"
So hielt Mycroft es immer.
Kurz, bündig. Doch mit soviel Liebe in der Stimme, wie es ihm möglich war.
„Myc!", hörte er die liebevolle Stimme des DI, „Bis heute Abend!"
Mycrofts Gefühle brodelten in ihm. Wie sehr wünschte er sich, genau in diesem Augenblick in die braunen Augen des Detectives zu schauen, wohl wissend, dass er bis auf diese grenzenlose Liebe nichts würde entdecken können.
Ja, Mycroft war sich Gregs Gefühle für ihn durchaus bewusst!
„Ja, bis später, Gregory!"
Seine eigene Stimme klang weich.
Für ihn war es noch immer ein Wunder, dass er endlich seinen kleinen persönlichen Goldfisch gefunden hatte. Denn das war Greg für ihn. Ein wundervolles süßes Fischlein, zu dem er immer kommen konnte und der ihn liebte wie er ihn.

Nachdem Mycroft seine weiteren Aufgaben erledigt hatte, Strich er seinen Anzug glatt und gab seinem Fahrer ein Zeichen. Das schwarze Auto fuhr davon, auf dem Weg um seinen lieben Gregory in das ausgesuchte Restaurant zu bringen.
Mycroft lief durch zwei weitere Straßen bis er vor dem Restaurant stand. Es war keines dieser, wie Gregory es zu sagen pflegte, 'Schicki-Mickie-Restaurants', sondern ein etwas Kleineres, eher Gemütlich-Romantisch angehauchtes Diner.
Und heute war Mycroft in die Vollen gegangen.
Hoffte damit, Greg zeigen zu können, wie sehr er das Schlamassel an ihrem Jahrestag bereute und wie sehr er ihn liebte.
Er hoffte, Greg würde verstehen!
Ein bisschen noch weilte er in seinen Gedanken, bis ihn das Nähern einer schwarzen Limousine aus seinen Gedanken holte.
Seine schwarze Limousine.
Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen als Greg schnell ausstieg, ohne dabei den Chauffeur seine Türe öffnen zu lassen.
Manche Dinge würden sich nie ändern!
Doch genau das liebte Mycroft an Greg.
Seine Bodenständigkeit, seine Unabhängigkeit.
Seinen Schirm locker mit sich mit schwingend ging Mycroft auf Greg zu.
„Mycroft!", strahlte der DI, „ich habe dich vermisst!"
„Entschuldige bitte! Aber nun sind wir hier. Komm, lass uns reingehen!"

Greg fühlte sich als würde er schmelzen als er Mycroft auf ihn zu schlendern sah. Wie konnte man nur so elegant und gleichzeitig gelassen wirken?
Greg nickte nur als Mycroft vorschlug, in das Restaurant zu gehen. Er hoffte nur, es wäre keines dieser Schicki-Micki-Restos!

Greg war erstaunt. Dieses Restaurant war alles, aber kein überkandideltes Restaurant!
Es war elegant, aber gelassen. Die Atmosphäre war lieblich und der himmlische Duft frischer Gerichte stieg Greg in die Nase. Der Geräuschepegel war sehr leise, nur wenige Gäste besetzten den Raum.
Der Kellner führte uns gleich an einen Platz. Es war einfach wunderschön.
Die Tische waren aus einem schönen dunklen Holz, Pfeffer und Salz, sowie eine hübsche Pflanze und eine Kerze vollendeten das leicht romantisch wirkende Äußere.
„Ich - Mycroft, es ist wunderschön hier!"
„Das freut mich, dass es dir gefällt. Ich möchte, dass wir diesen Abend durchweg genießen. Keine Pflichten, keine Arbeit!"
Ernst sah Mycroft ihn an.
Zustimmend nickte Greg.
Der Ober kam und gab ihnen die Speisekarte. Sie bestellten vorab ihre Getränke und während man ihrem Wunsch nach kam, suchten sie sich ihre Mahlzeit aus.
Greg entschied sich schlussendlich für Schweinemedaillons. Als Vorspeise kam ein kleiner Salat. Auch Mycroft bestellte sich einen Salat als Vorspeise, wählte sich als Hauptgang allerdings Putengeschnetzeltes.

Sie unterhielten sich über belangloses Zeug bis ihr Essen kam. Freudig genossen sie ihr Essen.
Mycroft kam nicht umhin, Greg immer mal wieder zu beobachten.
Gott, er liebte diesen Mann.
Abgöttisch.

Nachdem sie auch das Dessert verputzt hatten, stellte Greg endlich die Frage, die Mycroft sich den ganzen Tag schon erhofft hatte.
„Warum? Also nicht, dass ich das nicht Genieße, aber warum hast du mich heute zum Essen ausgeführt!?"
Kurz dachte Mycroft nach. Überlegte, wie er seine Worte am geschicktesten formulieren sollte.
„Gregory", fing er sanft an und legte seine Hand auf die des Polizisten, „Ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als alles andere Auf dieser Welt. Mehr als mein eigenes Leben. Als wir uns das erste Mal getroffen haben, war ich überrascht. Ich war überrascht, dass mein Bruder es geschafft hat, dich von sich zu überzeugen. Und im Grunde bin ich ihm dankbar, denn ohne Sherlock, hätte ich dich wohl nie getroffen. Ich liebe dich Greg, und ich will, dass du das weißt. Und ich muss mich bei dir nochmals Entschuldigen. Letzte Woche, ich wusste nicht, was mich geritten hat, dass ich unseren gesamten Jahrestag nicht mit dir verbracht habe. Ich dachte mir, wenn ich an diesem Tag viel arbeite, würde ich mehr Zeit in den nächsten Tagen für dich haben. Was leider nicht so wahr. Ich liebe dich über alles Greg, deswegen hoffe ich, dass du mir letzte Woche verzeihen kannst und mich nicht alleine lässt. Ich verspreche dir, unsere nächsten Jahrestage werden wundervoll. Ich habe mir diesen Tag markiert und werde ihn mir in allen folgenden Jahren, die noch kommen, frei halten."

Während Mycrofts Rede waren Gregs Augen feucht geworden. Niemand hatte ihm jemals eine solche Liebesbekundung, ihm seine Gefühle so offen zur Schau gelegt.
Immer war Greg es gewesen, als Mann in der Beziehung, der seiner Freundin seine Gefühle nahelegte um sie zu gewinnen.

Mycroft hatte ihn gewonnen. Er war dem Politiker grenzenlos verfallen.
Zärtlich zog er ihn jetzt an sich und legte seine Lippen sanft auf seine.
„Ich liebe dich auch, Mycroft. Ich danke dir für all das. Ich hätte niemals gedacht, dass mich jemand so sehr lieben könnte. Und dass genau du es bist, der das gerade tut, macht mich umso glücklicher!"
Sie waren Wachs in den Händen des jeweils anderen.
Mycroft war über alle Maßen glücklich, dass ihm dieses Date gelungen war und dass Greg ihn verstand.
Er liebte Greg.

Und Greg liebte ihn.

My SherlockenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt