Mycroft Holmes
Eher so ein Freundschaftsding, aber was soll's?!
„Lass uns was anderes spielen!", schlug Sherlock vor und klatschte einmal in die Hände.
Mycroft verdrehte die Augen. Nach der Runde Cluedo, die er verloren hatte, war ihm die Lust am Spielen vergangen.
„Wozu soll das gut sein?"
„Ich vertreib mir nur die Zeit. Lass uns doch deduzieren!"
Sherlock schwang sich aus seinen Sessel.
„Ein Klient hat die hier gelassen, während ich weg war. Was meinst du?", fragte Sherlock und griff nach einer hässlichen alten Mütze.
Er warf sie Mycroft zu, der sie sicher fing. „Ich bin beschäftigt.", lehnte Mycroft zunächst ab.
„Na los. Das haben wir eeewig nicht gemacht!"
„Ich Gewinne immer!"
„Deshalb kannst du nicht widerstehen."
„Ich wüsste nicht, was unwiderstehlich an der Mütze eines weit gereisten, unruhigen, sentimentalen, schlaffen Gewohnheitstieres mit furchtbaren Mundgeruch wäre!", brach es aus Mycroft hervor, „Verdammt!", setzte er noch daran.
Mycroft warf die Mütze zurück.
„Und ein Er , meinst du nicht?"
„Warum sollte er das sein?"
„ Er? Das ist doch offensichtlich! Wegen der Größe der Mütze!"
„Ich bitte dich. Auch Frauen haben zuweilen große Köpfe. Nein, er hat sich kürzlich die Haare schneiden lassen. Die kleinen Härchen, die an dem Schweiß an der Innenseite kleben."
„Auch Frauen haben zuweilen kurze Haare!"
„Hinreichende Wahrscheinlichkeit."
„Nicht, dass du je mit einer Frau mit kurzen Haaren gesprochen hättest, oder je mit einer Frau."
„Er ist sentimental. Die Mütze wurde mehrfach gestopft. Oft, drei, vier-!"
„Fünf Mal!", unterbrach Sherlock seinen Bruder.
„Sehr sorgfältig, die Reparaturen von der Mütze waren teurer als ihre Anschaffung also hängt der Besitzer an ihr. Aber es ist nicht nur das. Ein oder zwei Flecken sprechen für Sentimentalität. Aber fünf? Eine Zwangsstörung!"
„Eher nicht. Er hat sie liegen gelassen. Was für ein Zwangsneurotiker würde so etwas tun?"
„Die älteren Flecken sind von der Sonne. Er hat sie im Ausland getragen. In Peru!"
„Peru? Das ist die klassische Kopfbedeckung der Anden. Besteht aus Alpaka."
„Nein!"
„Nein?"
„Isländische Schafwolle. Ähnlich, aber ganz anders. Ich habe einen Blog über die Reißfestigkeit von verschiedenen Haaren geschrieben."
Mrs. Hudson unterbrach sie.
Sherlock ignorierte sie.
„Du meintest, er sei ziemlich unruhig!"
„Der Bommel auf der linken Seite ist ziemlich zerkaut. Also ein Mensch mit nervöser Veranlagung."
„Der Geruch an der Bommel verrät uns alles was wir über seinen Geruch wissen müssen. Aber dass er Einzelgänger sein muss, ist dir entgangen!"
„Kann ich nirgends erkennen!"
„Glasklar."
„Sags mir!"
„Ist so klar wie Kloßbrühe!", sang Sherlock.
„Sag es mir!"
„Nun, jemand der eine so dämliche Mütze trägt, ist es nicht gewohnt, mit anderen Menschen zusammen zu sein, Bruder."
„Keineswegs. Vielleicht macht es ihm nichts aus anders zu sein. Er ist nicht notwendigerweise ein Einzelgänger."
„Genau!"
„Wie bitte?"
„Er ist anders, genau. Warum sollte ihn das stören? Du hast ganz Recht. Warum sollte das irgendwen stören, Mycroft."
Sherlock hatte die Mütze aufgesetzt, sah damit geradezu lächerlich aus. Herausfordernd sah er seinen Bruder an.
„Ich bin nicht einsam. Sherlock."
Sherlock kam ein paar Schritte näher.
„Woher willst du das wissen?"
„Jaa. Wenn du mich entschuldigst, ich muss wieder an die Arbeit. Guten Morgen."
„Richtig, an die Arbeit!""Du hast mit einer Frau gesprochen?", fragte Sherlock als nächstes.
Mycroft sah ihn mit einem undefinierbaren Blick an.
„Sherlock.", sagte er warnend.
„Mit einer gutaussehenden Frau. Du magst sie, Mycroft!"
„SHERLOCK!"„Hattest du nicht Arbeit?", wechselte Sherlock das Thema.
Wütend funkelte Mycroft ihn an, ehe er sich besann.
„Du hast Recht. Einen schönen Tag!"
Dann rauschte Mycroft davon.Ein paar Tage lang hatte Mycroft über Sherlocks Worte nachgedacht und war - wenn auch widerwillig - zu dem Schluss gekommen, dass dieser Recht hatte.
Vor einer Woche war er dieser Frau begegnet.
Er wusste nichts über sie, doch seitdem war sie unter ständiger Beobachtung.Mycroft wusste, dass sie jeden Sonntag in dasselbe Café um dieselbe Uhrzeit ging, doch bis jetzt hatte ihm die Zeit und der Mut gefehlt, sie aufzusuchen.
Prüfend sah Mycroft sich um. Das Café war wie ein vertrauter Rückzugsort, sofort war ihm klar gewesen, weshalb seine Unbekannte ihn so gerne aufsuchte. Sie fühlte sich sicher, heimisch.
Es war Nachmittag und in einer halben Stunde würde sie kommen, insofern sie ihre Zeit pünktlich einhielt.
Mycroft beorderte sich ein Stück Mangokuchen und dazu eine Tasse Kaffee. Wenn er schon wartete und beobachtete, konnte er sich genauso ein Stück Kuchen gönnen.
Der Kuchen schmeckte sehr gut, auch der Kaffee war frisch.
Alles in allem war sein Eindruck von diesem Café mehr als gut.
Mycroft war kein Mann großer Gefühle oder Emotionen, doch dieses Café verdiente seinen vollen Respekt und Aufmerksamkeit.Die Tür öffnete sich.
Herein kam die Frau. Mycrofts Augen scannten ihren gesamten Körper, ihre Haltung, ihre Schritte.
Nichts sollte ihm entgehen.Sie bestellte sich einen Kaffee und entschied sich für ein Stück Himbeertorte. Mit den Augen suchte sie nach einem freien Platz.
Ihr Blick schweifte über den Raum, bis sie auf Mycrofts Blick traf.
Diese eisblauen Augen, mit der dünnen Pupille wirkten fast dunkel.
Fragend legte sie den Kopf schief.
Ein Nicken seinerseits war die Folge.
Sie lächelte leicht.
Mit zaghaften Schritten näherte sie sich seinem Tisch und ließ sich ihm gegenüber nieder.
Eine Weile war es still.
„Ich muss wohl ziemlich interessant sein, wenn Sie mich so lange anstarren?", fragte sie dann.
Plötzlich, um eine Antwort verlegen, wandte Mycroft den Blick ab.
„Ver-Verzeihung. Es liegt mir fern Sie zu beschämen, Miss!"
Sie lachte.
„Keine Sorge, das haben Sie nicht, Mr!"
„Holmes. Mycroft Holmes ist mein Name."
„Sienna. Sienna Brooks."
„Erfreut Sie kennen zu lernen, Sienna!"
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Mycroft!"Damit begann die Freundschaft und Mycroft bereute es nie, sein Herz dieser einen Person gegenüber geöffnet zu haben.

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My Sherlockender
Fiksi PenggemarDas ist mein Weihnachtsgeschenk an euch!!! Hier findet ihr Oneshots aus dem Sherlock Holmes Fandom von BBC. Jahr 2019 LEMON Alle Charaktere außer meine eigenen gehören nicht mir!