*Kapitel 8: Lie*

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Das Klicken des Türschlosses signalisierte, dass die Tür verschlossen war, weshalb Jimin den Schlüssel herauszog und in seine Hosentasche verschwinden ließ. Es war bereits weit nach Mitternacht. Jimin hatte noch lange am Bericht geschrieben, viele Dinge verbessert, sodass er das Geschriebene am Montag mit Stolz vorzeigen konnte.

Der Mond gab Jimin genug Licht, um den Weg zu sehen, sodass er ohne Taschenlampe durch die Stadt laufen konnte, denn die Lichter wurden ab Mitternacht ausgeschaltet, um Strom zu sparen.

Er ging leise die Straßen entlang, um jegliche Geräusche hören zu können, da die Sperrstunde immer noch nicht abgeschafft worden ist.

Mit klopfendem Herzen presste er sich an eine Hauswand, als er eine Gruppe Jugendlicher hörte. Diese gingen geradewegs neben ihm her und er konnte die Stimmen vernehmen. Als er Yoongis darunter hörte, verdrehte er die Augen und sah der Gruppe hinterher. War ja klar, dass der Braunschopf bei den Rebellen dabei war, die sich an die Ausgangssperre nicht hielten.

Nachdem die Stimmen immer leiser wurden, stieß er sich von der Wand ab und ging seinen Weg weiter. Aus Langeweile kickte er die kleinen Steine vor seinen Füßen weg, weshalb er nicht auf sein Umfeld achtete.

Jimin bog an einer Ecke ab und knallte abrupt gegen etwas. Ein Schrei verließ seinen Mund und auch sein Gegenüber fing an zu schreien.

Beide stolperten etwas nach hinten und starrten nun seinen gegenüber an.

„Jimin?"
„Kookie?"
„Was machst du hier?"
„Gegenfrage: Was machst du hier?"
„Ich habe mir Sorgen gemacht?"
Verständnislos guckte Jimin seinen besten Freund an, der seine Hand von seinem rasenden Herzen nahm.

„Du warst nicht Zuhause und hast nicht auf meine Nachrichten und Anrufe reagiert, deshalb dachte ich, dass ich mal bei deinem Praktikum vorbeischaue. Warst du da?"
„Ja." nickte Jimin und stützte seinen Körper auf seinen Knien ab. „Ich glaube, ich habe mich noch nie so sehr erschrocken."

„Tut mir leid." lachte Jungkook leicht und klopfte Jimin auf den Rücken. „Aber wieso warst du eigentlich so lange dort? Die acht Stunden, die wir maximal arbeiten dürfen, hast du doch schon längst überschritten."

„Ich wollte meinen Bericht zu Ende schreiben und bin länger geblieben."
„Und die haben dich nicht rausgeworfen?" fragte Kookie erstaunt und setzte sich in Bewegung, um nach Hause zu gehen. Dicht verfolgte Jimin ihn und schüttelte den Kopf.

„Frau Kim hat mir den Schlüssel gegeben und dann war ich so lange da, wie ich wollte."
„Wow, das sie dir so vertraut, hätte ich nicht gedacht."

„Ich bin halt einfach gut."

„Das bist du." nuschelte der Jüngere unverständlich.

Den restlichen Weg schwiegen sie und auch an Jimins Haus sagten sie nicht viel, sondern winkten sich lediglich zu.

Jimin wachte am nächsten Tag mittags auf, da sein Magen sich schmerzhaft zusammenzog. Er öffnete langsam seine Augen und wurde vom Tageslicht geblendet. Heute war Samstag und theoretisch sollte sein Vater heute Zuhause sein.

Also zwang der Teenager sich, aufzustehen und schleppte sich die Treppe herunter.
„Dad?" rief seine raue Stimme, doch bekam erneut keine Antwort. Ein erneutes Ziehen brachte ihn dazu, sein Arm um sein Bauch zu legen. So schnell wie er konnte ging er auf den Kühlschrank zu und nahm sich einen Joghurt heraus und öffnete ihn. Ein Löffel nahm er sich ebenfalls und fing dann an, den Joghurt hinunter zu schlingen.

Seit mehr als 24 Stunden hatte er nicht mehr gegessen und das zeichnete bei ihm die Magenschmerzen aus. Erleichtert stellte Jimin fest, dass die Schmerzen nicht mehr allzu stark waren, weshalb er sich noch einen Apfel nahm und diesen aß. Wäre sein Vater jetzt hier, hätte er sich etwas anhören müssen ,dass er was essen müsse.

Zu seinem Bedauern war sein Vater nicht da.

Vielleicht sollte er doch die Polizei rufen. Aber was sollte er sagen? Ich habe meinen Vater seit Tagen nicht mehr gesehen, aber er macht mir immer noch Brote?

Erschöpft ließ er sich auf die Couch fallen und schloss die Augen.

„Kookie. Ich habe eine Frage an dich." sagte Jimin am Abend ins Mikrofon seines Handys.

„Klar, schieß los."

„Kennst du Niel?"

Eine kurze Stille überkam, doch dann ertönte Jungkooks Stimme. „Nein."

„Er trägt das selbe Armband wie du."

„Echt?" kam es überrascht aus dem Handy. „Ich habe mir schon gedacht, dass dieses Armband so ein Massenprodukt ist."
„Und du lügst mich ganz sicher nicht an?" fragte Jimin und setzte sich auf.

„Das würde ich nie, das weißt du. Hör zu, Jimin. Ich muss jetzt auflegen, ich melde mich später wieder."

Und schon hörte Jimin das Tuten.

Bestimmt musste Jungkook 'schlafen'. Es war schon weit über die Ausgangssperrzeit, weshalb es Jimin nicht wunderte, wenn Jungkook nicht mehr telefonieren durfte.

Sein Blick hing am Telefon fest und er überlegte, ob er die Polizei nun rufen sollte oder nicht. Schaden tut es schließlich nicht.

Der Schwarzhaarige tippte die Tasten für den Anruf, doch als er gerade auf den grünen Knopf drücken wollte, hörte er, wie sich die Tür öffnete.

Sofort stand Jimin auf und schaute, wer an der Tür war.

„Wo warst du?" konfrontierte er sofort seinen Vater, der müde seine Schuhe auszog und seinen Sohn anlächelte. Doch Jimin erwiderte das Lächeln nicht, sondern schaute ihn bloß weiter gleichgültig an, nur seine Augen sprachen seine Verletztheit aus.

„Ich war unterwegs." erklärte Hiroto und ging auf sein Sohn zu, der jedoch nach hinten auswich.

„Es gilt Ausgangssperre und du schleichst dich trotzdem noch nach draußen, obwohl Mörder frei rumlaufen!" sagte Jimin.

„Das geht dich nichts an."
„Und ob es mich was angeht!" schrie Jimin nun und hatte mit seinen Tränen zu kämpfen.

„Du hast doch keine Ahnung, um was es geht. Halt dich aus meinen Angelegenheiten raus."
„Ich soll mich da raushalten? Weißt du, wie oft ich dachte, dass du irgendwo tot in der Ecke liegst? Ich will dich nicht auch noch verlieren." weinte Jimin wütend, rannte die Treppen hoch und schlug die Tür mit voller Kraft zu, bevor er sich auf sein Bett fallen ließ.

Geschockt blieb Hiroto im Eingang stehen und schaute die Treppen herauf, wo Jimin verschwunden war. Doch er folgte seinem Sohn nicht, sondern ging lediglich in sein Zimmer, um zu schlafen. Die letzten Tage waren pure Anstrengung für ihn, weshalb er keine Nerven hatte, mit seinem Sohn zu diskutieren.

Unter Tränen schlief der 17-jährige ein, während die Musik das Zimmer füllte und eine angenehme Stimmung bereitete.

MonuʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt