*Kapitel 15: Jump*

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Mit den Gedanken woanders ließ Jungkook im Café seinen Kaffee in der Tasse Kreise drehen. Anschließend atmete er schwer durch und sah Jimin an, der seinen Blick auf seinen Notizblock gerichtet hatte.

„Kennst du schon deinen nächsten Schritt?" fragte er schließlich.

„Wir müssen diesen Moonbin finden." erklärte er und kaute konzentriert auf seinem Kuli herum. „Nochmal zusammengefasst: Es ist eine sogenannte Familie, die sich mit Armbändern erkennbar machen. Sie nehmen alle Drogen und eine Überdosis erzeugt eine seltsame weiße Flüssigkeit. Wenn sie das Zeug genommen haben und jemanden töten, wissen sie nichts mehr davon. Oder sie beantworten Fragen mit einem Ja, aber wenn man es als Tatsache anspricht, ist es ein Nein. Aus irgendeinem Grund hat ein Mitglied Selbstmord begangen und es gibt einen Boss hinter der Sache, der mich tot sehen will. Außerdem kann man da nicht einfach so rein, sondern wird auserwählt."

„Das macht doch keinen Sinn. Was verfolgen die?" fragte Jungkook verständnislos und legte seinen Kopf leicht schief.

„Geld?"
"Dann müssten sie nur die Drogen verkaufen und keine Gemeinschaft gründen."

Seufzend ließ sich Jimin nach hinten fallen und fuhr sich verzweifelt durch die Haare. Er drehte seinen Kopf zur Scheibe und sah den Autos zu, wie sie durch die Straßen fuhren. Plötzlich schreckte er zurück, da etwas schwarzes vor ihm zu Boden fiel.
„Oh fuck!" schrie er und rutschte auf der Bank etwas nach hinten. Ein totes Augenpaar sah direkt durch das Panoramafenster in Jimins Richtung, der sich ängstlich in den Tisch krallte.

„Das ist Hyuna." bemerkteJungkook, der die Leiche musterte, aber keineswegs erschrocken aussah.

Jimin setzte sich nun auch wieder normal hin und schaute sich den Körper an, der sich vor ihnen präsentierte. Eine laute Menschenschar hatte sich um Hyuna gebildet und aufregende Rufe waren zu hören.
„Da stimmt was nicht." murmelte Jimin und drückte seine Nase weiter gegen die Scheibe. „Wo ist das Blut?"

Tatsächlich, kein einziger Tropfen floss aus ihr.

„Sie müsste innere Blutungen haben." nuschelte Jimin und schon weiteten sich seine Augen. „Oder sie war schon vorher tot."
Blitzschnell stand er auf und rannte aus dem Haus. Sein Blick wanderte in den Himmel und checkte die Hauswand ab. Sein Puls erhöhte sich, als er eine Person sah, die auf einem Nachbarhaus stand und eine Maske trug. Es schien, als hätte er auf ihn gewartet. Jimin fing an zu laufen, bog in eine Gasse ein und lief eine Fluchttreppe hinauf. Diese ging zum Glück bis aufs Dach, weshalb er kurz darauf in 20 Meter Höhe über dem Boden war.

Er achtete jedoch nicht auf die Höhe, sondern rannte weiter über das Dach, während vor ihm der Maskierte weglief. Der Gegenwind zerstörte seine Frisur, doch er kümmerte sich nicht weiter darum, sondern lief immer und immer weiter.

Doch plötzlich blieb der Fremde stehen und drehte sich um. Jimin blieb mehrere Meter vor ihm stehen und sah zu, wie er die Maske abzog.

„Daehyun?" fragte Jimin verwirrt und sein Gegenüber fing leicht an zu lächeln.

„Schön, dass du weißt, wer ich bin."
„Wir gehen in die selbe Klasse. Was machst du hier?"
„Meiner Bestimmung nachgehen." erklärte er und ging langsam kleine Schritte nach hinten.

„Pass auf, da ist die Kante." sagte Jimin und ging auf ihn zu.

„Du machst ihn wütend. Chan hätte fast geschafft, dich zu töten. Aber nun ist er noch wütender, weil du noch lebst." sagte er und ging weiter zum Abgrund.

„Ich mache doch nichts." stammelte Jimin überfordert.

„Du sollst sterben, Jimin. Aber ich kann dich nicht töten, aber das weiß er. Deswegen muss ich es tun." erklärte Daehyun mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen.

„Musst du was tun?" fragte der Schwarzhaarige weiter und ging weiter auf ihn zu.

„Sie beobachten dich." lachte er und breitete seine Arme aus und ging einen kleinen Schritt nach hinten, sodass seine Fersen in der Luft schwebten.

„Daehyun, stopp!" rief Jimin und versuchte seine Hand zu greifen, doch sein Klassenkamerad kippte nach hinten und flog wie ein Sack Sand nach unten. Fassungslos krabbelte Jimin an die Dachkante und starrte nach unten, wo Daehyun auf einem Auto gelandet ist. Die Leiche lag im eingebeulten Dach mit den Beinen und Armen ausgestreckt. Blut floss in den kleinen Krater und erneute Schreie waren zu hören, weshalb Jimin schnell von der Kante robbte und geschockt auf seine Beine starrte. Das Lächeln, welches Daehyun auf den Lippen getragen hatte, brannte sich in sein Gedächtnis und schien ihn nie wieder los zu lassen.

Seine zitternde Hand griff zu seinem Handy und tippte schnell eine Nummer ein. Das Tuten erklang und langsam bahnten sich an die Oberfläche.

„Ihr Gesprächspartner ist leider nicht verfügbar." erklang eine automatische Stimme und Jimin legte auf. Jungkook hatte noch nie seine Anrufe abgelehnt oder ignoriert. Vollkommen allein gelassen kauerte er auf dem Dach, während sein Puls in die Höhe geschossen war und ihn nicht still sitzen ließ.

Als er Sirenen hörte, machte es plötzlich Klick in seinem Gehirn und wie von einer Tarantel gestochen stand er auf und lief den weiten Weg, welchen er vorhin gelaufen war, wieder zurück. Als er endlich festen Boden unter seinen Füßen hatte, blieb er trotzdem nicht stehen, sondern rannte immer weiter.

Doch irgendwann ging ihm die Kondition aus, weshalb er seinen Gang verlangsamte und nur noch ging. Schnell wischte er sich seine Tränen weg und machte sich auf den Weg nach Hause. Seine Vernunft sagte, dass er zur Polizei gehen und erzählen sollte, was geschehen war, doch seine Beine hörten nicht auf ihn und trugen ihn in sein geliebtes Haus.

Dort ließ er sich in sein Bett fallen und vergrub sich dort regelrecht. Doch er schloss nicht die Augen, da er sonst Daehyuns Gesicht gesehen hätte.

MonuʸᵒᵒᶰᵐᶤᶰWo Geschichten leben. Entdecke jetzt