Pov. PatrickEs vergingen mehrere Tage, an denen ich mich immer wieder mit den dreien traf. Ich tat es nicht aus Interesse daran eine Freundschaft aufzubauen, so fern eher um meinen Eltern aus dem Weg zu gehen.
Mein Vater sprach immernoch kein einziges Wort mit mir, ganz im Gegenteil zu meiner Mutter, die mich quasi ausquetschte, was die treffen mit Manuel und den anderen anging.Am letzten Ferientag wache ich schon früh auf, geweckt von Musik. Allerdings keine Musik die über eine Box kommt, sondern aus einem Klavier. Ich muss nicht mal aus dem Fenster sehen um zu wissen, dass das Manu ist.
Eine wunderschöne Melodie, die er da spielt. Man hört, wie sehr er sich mit diesem Stück identifiziert. Das Stück hat viel Gefühlt und beschreibt eine Stimmung, die ich noch nie verspührt habe. Eine Mischung aus Wut, Verwirrung, Verzweiflung und Traurigkeit.
Über das Stück hinweg wird es immer trauriger und düsterer und als der letzte Ton verklingt, bin ich beeindruckt. Maurice meinte ja, dass Manu gut spielen könnte, aber so gut, damit habe ich nicht gerechnet.Als die Jungs wenige Stunden später vor der Haustür stehen, sage ich zu Manu: „Schön gespielt!"
Dieser läuft rot an und erwidert schüchtern: „Danke Patrick."
Ich werfe ihm ein freundliches Lächeln zu und folge Micha und Maurice. Manu geht hinter mir.„Wo gehen wir heute hin?" ,frage ich gespannt. Es gibt hier definitiv mehr, als ich erwartet hätte.
„Ich dachte wir könnten heute mal in den Wald gehen? Moor oder Richtung Kreuzeiche. Was meint ihr?" Manu läuft mit einem Mal direkt neben mir. Micha und Maurice sagen wie aus der Pistole geschossen: „Kreuzeiche!" Etwas verwirrt sehe ich die drei nacheinander an.
„Da ist es sooo schön und ruhig, keiner stört dich, du kannst in Ruhe nachdenken..." ,schwärmt Maurice.Irgendwie habe ich den Eindruck, dass gerade er sehr gerne dort hingeht, um allein zu sein.
„Okay, dann bringt mich dort hin!" ,meine ich wenig begeistert, werde darauf aber von Manu Richtung Wald gezogen.Nach einem riesen Berg, gefühlt 10 Maisfeldern und guten 5 Milliarden mal rechts und links, kommen wir an eine Weggabelung.
Jetzt kann ich nachvollziehen was die anderen mit schön meinten.
Auf der einen Seite thront eine riesige Eiche, bestimmt um die 50 Meter hoch. Gut versteckt steht darunter eine Bank, abgeschottet vom Weg.
Ich kriege den Mund nicht mehr zu.
Hätte ich vorher gewusst, wie schön es außerhalb der Stadt sein kann...
„Schön, oder?" ,höre ich die glückliche Stimme von Manu.
Ich drehe mich einmal um meine eigene Achse.
Grün. Das einzige, als mir dazu einfällt. Aber auch wunderbar.
„Es ist echt der Hammer!" ,antworte ich begeistert.
Maurice und Micha sind vorgegangen und verschwinden gerade hinter dem Baum. Wir folgen ihnen und was ich dann sehe, lässt mich nicht sprachloser werden.Eine kleine Hütte, gerade so groß, dass ich darin stehen könnte, mit einer kleinen Terrasse. „Die haben wir drei in der Grundschule gebaut, und sie steht immernoch. Echt der Wahnsinn." ,meint Micha.
Ich gehe einmal um das Bauwerk herum und sehe auf der anderen Seite eine lange, gerade und unbewachsenen Fläche Waldboden.
Am anderen Ende steht eine große Zielscheibe.
'Hier schießt Manu also' ,denke ich mir. Dieser steht etwas abseits und schaut leicht beschämt auf den Boden. „Warum ist dir das eigentlich so peinlich?" ,frage ich ihn gerade heraus. Er hebt langsam seinen Kopf, blickt mir in die Augen.
„Naja, keine Ahnung, alle anderen fanden es kindisch oder langweilig, deswegen mache ich es auch hier, wo mich keiner dabei stören kann."Anerkennend nicke ich. Von der Neugier gepackt frage ich: „Wie sieht es in der Hütte aus? Können wir mal reingehen?" Die drei werfen sich gegenseitig Blicke zu und synchron schütteln sie den Kopf.
„Sorry, aber das ist eine alte Sache zwischen uns, die auch zwischen uns bleiben soll." ,sagt dann Micha und sieht dabei Manu mit einem undefinierbaren Blick an.
„Okaaaaaay..." ,sage ich und gehe an den drei vorbei Richtung Kreuzung.„Wir bringen dich nach Hause, morgen ist schließlich dein 1. Schultag am Gymmi, da solltest du ausgeschlafen sein." ,meint Maurice daraufhin. Leicht verwirrt folge ich den dreien zurück ins Dorf.
Vor meiner Haustüre angekommen, umarmten mich die drei nacheinander.
Zuletzt Manu. „Wir sehen uns morgen früh. Ich hole dich um sieben ab." ,murmelt er und geht zu sich rüber. Später sehe ich ihn in seinem Zimmer, die Hände vor dem Gesicht.
Irgendwie sieht er verzweifelt aus.
Er ist bestimmt nur müde.
Ich liege noch lange wach. Denke über den Tag nach. Darüber, was so geheimnissvolles in dieser Hütte sein könnte. Und über die drei. Über das Dorf.
Eigentlich über alles.
Und irgendwann drifte ich ins Land der Träume.Driiiiing, Driiiiing! Mein Wecker klingelt. Ich schlage neben mich, treffe ihn zum Glück.
Ich merke nicht, wie ich nochmal einschlafe.
Erst als ich irgendwann auf mein Handy schaue und mit Entsetzen feststellen muss, dass es schon halb sieben ist.
Wie von der Tarantel gestochen springe ich auf, packe Klamotten zusammen und renne in mein Bad.
Auf die Toilette, dann unter die Dusche und währendessen schnell Zähne putzen. Okay, noch zwanzig Minuten. Also weiter. Haare föhnen und stylen. Shit, wo zum Henker ist das Gel hin? Ich krame in allen Kisten rum, finde es dann schließlich ganz unten, bei meinen alten Schulsachen.
Warum auch immer das da gelandet ist. Haare fertig. Jetzt anziehen. Noch zehn Minuten.
Die Sachen, die ich in aller Hast rausgesucht habe, sind sogar ganz okay. Eine schwarze, kurze Hose, dazu ein dunkelblaues T-Shirt.
Passt.Ich greife mir meinen Rucksack, renne die Treppen hinunter, nur um meinem ziemlich wütend aussehendem Vater gegenüber zu stehen. Er schreit: „Hast du eine Vorstellung, wie viel Uhr es ist? Was rennst und polterst du hier? Feuer unterm Hintern oder was?"
Fast genau so sauer brülle ich zurück: „Falls es dir nicht aufgefallen sein sollte, ich habe heute meinen ersten Schultag, was soviel bedeutet, dass in ungefähr 5 Minuten Manu kommt, um mich abzuholen. Wenn du jetzt also die unfassbare, aber leider nicht vorhandene Güte besitzen würdest, mich durchzulassen!"
Ohne auf eine Antwort zu warten, dränge ich mich an ihm vorbei und gehe weiter nach unten, um mir noch schnell ein Toast zu machen.
In der Schule kann ich mir ja sicher irgendwo was kaufen, also stecke ich auch noch Geld ein.
Sonst mein Mäppchen, College-Blöcke und was zu Trinken.
Kaum habe ich mir die Schuhe gebunden, klingelt es.
Ich öffne Manu schwungvoll die Tür.„Morgen Patrick! Gut geschlafen?" ,fragt er anscheinend ähnlich gut gelaunt wie ich, er scheint es rein aus Höflichkeit zu fragen.
Ich grummel irgendetwas.
Nebeneinander gehen wir schweigend Richtung Bushalte Stelle, die sich fast genau über unserem Haus befindet. Einer kleiner Weg führt zwischen zwei Häusern durch, den wir erklimmen. An der Bushaltestelle stehen schon andere Jugendliche, aber auch Kinder, die mich und Manu misstrauisch mustern.
Ich versuche das einfach zu ignorieren und stelle Manu die erste Frage, die mir in den Sinn kommt: „Wo sind Maurice und Micha?"
Etwas aufgeschreckt schaut er mich an, scheint erst durch meinen genervten und fragenden Blick zu merken, dass ich ihn etwas gefragt habe. Er murmelt etwas leiser: „Maurice steigt erst im Unterdorf ein und Micha macht schon eine Ausbildung."
„Aha, ok." ,sage ich darauf nur und wir stehen dann neben einander rum, bis der Bus vor uns hält. Ich will einsteigen, doch Manu hält mich am Arm zurück. Er raunt mir zu: „Warte, wir dürfen noch nicht einsteigen!"Etwas verwirrt sehe ich ihn an, bleibe dann aber stehen, als uns eine Clique mit fünf sehr aggressiv aussehenden Jungen gegenüber tritt. Der Anführer ist unverkennbar der größte. Er strahlt eine gefährliche Ruhe aus, die jederzeit umspringen kann.
„Du bist also der Neue." ,sagt er mit einer arroganten Stimme.Sehr kurz, ich weiß. Bin leider krank geworden, daher nur so knapp.
Meinung in die Kommentare!
Bis hoffentlich bald, eure lima0080!
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Das Stadtkind - Kürbistumor Fan Fiction
Hayran KurguAls der 16-jährige Patrick gezwungen ist, mit seinen Eltern aufs Land zu ziehen, beginnen für ihn schwere Zeiten. Kein Netz, kein PC, kein Fernseher- eben ein Dorfleben wie aus dem Bilderbuch. An seinem ersten Tag lernt er Manuel kennen. Nichts gro...