Eleven

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Choi ließ das Tablett auf den Tisch fallen, woraufhin fast alle Flaschen umkippten und sich der Inhalt auf die Jungs ergoss.
,,Geht's noch!?", fuhr Yoongi sie an. Alle standen auf und sahen das Mädchen teils wütend, teils fragend an.
Choi griff allerdings wortlos nach ihrer Jacke.
Tränen glänzten auf ihren Wangen. Taehyung sah diese und schaute Jimin alarmiert an.
Das Mädchen ging auf Jungkook zu, holte aus und ohrfeigte ihn. Augenblicklich färbte sich seine Wange rot, doch Choi war schon aus dem Club gelaufen.

Sie rannte weg. Weg von dem Club, weg von dem Fahrer der Limousine, der sie verwirrt anschaute, und weg von dem Jungen, der ihr gerade das Herz gebrochen hatte.
Kleine Schneeflocken tanzten durch die Luft. Es war Ende November und der erste Schnee war bereits gefallen.
Eiseskälte umspielte Chois Körper, da ihr kurzes Kleid und die Strumpfhose sie nicht gerade wärmten.
An einer Kreuzung wurde sie langsamer und sank auf die Knie. Der Schnee fraß sich durch ihre Kleidung und die Schneeflocken vermischten sich mit ihren Tränen.
Mit was hatte sie das alles verdient? Was hatte sie getan, dass man sie so behandeln musste?
Sie legte ihre Arme um ihren Körper und weinte sich die Seele aus dem Leib. Der ganze Schmerz, die Einsamkeit und der Verlust ihrers Bruders verwandelte sich in Schluchzen.

Plötzlich legte ihr jemand eine Hand auf die Schulter. Sie fuhr herum und schaute in das Gesicht von Taehyung. Sein Atem ging schnell. Er schien ihr hinterher gerannt zu sein.
Sofort stand sie auf und trat einen Schritt zurück.
,,Was willst du?"
Taehyungs Miene war besorgt und mitfühlend zugleich.
,,Choi, ich..."
Er wollte eine Hand auf Chois Arm legen, doch sie schlug ihn weg.
,,Fass mich nicht an!"
,,Choi...-"
,,Du wusstest davon! Du wusstest von dieser dämlichen Wette und hast es mir nicht gesagt!"
Choi schluchzte auf.
,,Ich wollte es dir sagen, wirklich."
,,Und wann? Wenn du auch mit mit geschlafen hättest?"
Tae schüttelte den Kopf.
,,Nein, Choi...-"
,,Ich hasse dich! Ich hasse euch alle! Lasst...Lasst mich in Ruhe!"
Choi drehte sich um und rannte davon. Taehyung blieb mit hängendem Kopf und ebenfalls gebrochenem Herzen zurück.

Choi rannte solange, bis sie vor dem Haus ihrer Eltern stand. Doch dann fiel ihr ein, dass ihre Mutter noch arbeitete. Sie setze sich auf die Treppen vor der Tür und schaute dem Schnee beim Fallen zu.
Ihr Kopf tat schon weh von dem Alkohol und dem Weinen und sie würde sich so gerne irgendwo hinlegen. Aber sie konnte nirgendswo hin.
Eine beste Freundin hatte sie nicht, ebenso wie keine weiteren Verwandten, die in der Nähe wohnten.
Sie hatte in diesem Augenblick nur sich selbst und diese Einsamkeit zerstörte sie noch mehr.
Sie hatte geglaubt, dass Taehyung ein Freund wäre. Sie hatte ihm ihr Herz ausgeschüttet, vor ihm geweint und trotzdem war er nicht für sie da.
Und Jungkook...
Nein, sie wollte nicht über ihn nachdenken.

Der Schnee sammelte sich auf ihrem Kopf und ließ ihre schwarzen Haare weiß schimmern.
Sie zitterte vor Kälte und immer noch verließ Salzwasser ihre Augen.
Warum war ihr Leben so ein Reinfall? Warum passierten nur schreckliche Dinge?
Und warum war niemand um sie herum für sie da?

Sie starrte auf den Boden und ließ ihre Tränen auf die Treppe tropfen.
Ungefähr zehn Minuten saß sie so da, als sie Autobremsen vernahm. Choi schaute auf und sah die schwarze Limousine. Sofort stand sie auf und wischte sich über die Wangen.
Als Taehyung ausstieg und sie sah, dass sonst niemand in dem Wagen saß, entspannten sich ihre verkrampften Schultern etwas.
,,Warum verfolgst du mich?"
Choi klang nicht wütend, eher gleichgültig. Die Kraft hatte ihren Körper verlassen und ihr fehlte die Energie um Tae anzuschreien.
,,Choi, bitte hör mir kurz zu. Danach lasse ich dich für immer in Ruhe, wenn du das willst."
Taehyung schien es ernst zu meinen. Seine Augen glänzten und es schien, als wäre auch er den Tränen nahe. Er sah garnicht mehr so fröhlich und hoffnungsvoll wie sonst aus. Er wirkte verletzt und traurig. Er offenbarte Choi seine inneren Zweifel, seine Ängste mit nur einem Blick.

Choi nickte und setzte sich wieder auf die Treppe. Taehyung ließ sich neben ihr nieder und holte tief Luft.
,,Es tut mir leid, so unendlich dolle. Ich...Wir..."
Er schaute zum Himmel und versuchte seine Tränen zurückzuhalten.
,,Diese dumme Wette war Jungkooks Idee. Er hat gewettet, dass er der Erste ist, der mit dir schläft. Du warst immer so abweisend jedem Jungen gegenüber und wir fanden das alle interessant. Und da wir unseren Stolz nicht niederlassen wollten, haben wir anderen dagegen gewettet."
Taehyung seufzte.
,,Ich war niemals begeistert von dieser Idee. Mir war klar, dass es nicht gut ausgeht."
,,Und wieso hast du mir davon dann nichts erzählt?"
Der Junge schaute kurz in Chois Augen, konzentrierte sich dann aber wieder auf den Schnee.
,,Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich war mir nie so sicher, ob es dir nicht doch gefallen würde, wenn einer von uns...du weißt schon. Und am Ende war es ja so. Dir hat gefallen, was Jungkook gemacht hat, nicht war?"
Erneut schaute er sie an. Choi wich seinem Blick aus.
,,Sag ich ja. Ich habe gesehen, wie du danach gestrahlt hast, als du aus seinem Zimmer kamst. Du hast dich in ihn verliebt. Und nachdem du gehört hast, wie er eigentlich empfindet, wurde dein Herz gebrochen."
Stille breitete sich zwischen beiden aus. Choi schämte sich für ihr Empfinden und Taehyung schämte sich für sein Nichthandeln.

,,Was wirst du jetzt machen?", fragte Taehyung, um das Gespräch fortzuführen.
,,Wirst du ausziehen?"
Choi biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte wirklich keine Zeit mehr mit diesen sieben durchgedrehten und perversen Jungs verbringen. Besonders nicht mit Jungkook.
Aber sie fand Tae trotz allem noch nett. Ebenso wie Jimin. Und Jin, Hoseok und Namjoon waren auch eigentlich sehr freundlich. Und auch wenn Yoongi manchmal etwas schwierig war, fand sie ihn auf irgendeine Weise sympathisch.
Sollte sie nur wegen Jungkook all das hinter sich lassen.
Sie kannte die Jungs noch nicht lange, aber trotzdem waren sie irgendwie ihre Freunde. Sie aß mit ihnen, alberte mit ihnen, stritt sich mit ihnen. Und wenn man mal die perversen Anspielungen wegließ, waren sie wie ein enger Freundeskreis, den sie nie hatte.
Sollte sie wieder nach Hause ziehen und wieder völlig alleine sein? Niemand würde zu ihr fahren, wenn sie weinend hier saß. Niemand würde sie zum Lachen bringen, wenn ein Lehrer sie wieder blöd anmachte. Niemand würde sie verteidigen und zu ihr stehen...

,,Nein, ich komme mit dir mit."
Entschlossen stand Choi auf und marschierte zur Limousine.
,,Bis-Bist du dir sicher?"
Taehyung kam hinter ihr hergehechtet.
,,Ja, das bin ich. Ich lasse mich von einem gewissen Jeon Jungkook nicht unterkriegen. Das passt nicht so ganz zu meinem Charakter. Außerdem glaube ich nicht, dass ihr euer Chaos ohne mich unter Kontrolle bekommt."
Choi grinste Tae entgegen und stieg dann ein.
Etwas verwirrt stieg auch er ein.
,,Wie kannst du so schnell nichts mehr für ihn empfinden?"
Der Wagen setzte sich in Bewegung.
,,Oh, ich empfinde noch was für ihn. Und ich werde ihm zeigen, dass er etwas verpasst, wenn er mich sitzen lässt und mich nur benutzt. Er wird es bereuen."
Taehyung senkte seinen Blick.
Und so fuhren sie zurück zum Penthaus.
Ein erfülltes und ein immer noch zerstörtes Herz.



Poor little TaeTae❤😶
Wie hättet ihr euch entschieden? Würdet ihr ausziehen oder es mit den Jungs weiterhin probieren?
Danke fürs Lesen!❤

𝐢𝐧 𝐥𝐨𝐯𝐞 𝐰𝐢𝐭𝐡 𝐟𝐮𝐜𝐤𝐛𝐨𝐲𝐬 || 𝖻𝗍𝗌Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt