Wir flogen und flogen und ich fragte mich, wann und wo wir ankommen würden. Nach einer Zeit begann die Sonne unterzugehen und ich sah, wie Thomas einschlief, dann Winston und dann Fry Pan. Ich merkte, dass auch ich langsam immer müder wurde und es dauerte nicht lange, bis mir immer wieder die Augen zufielen.
Irgendwann schlief ich dann endgültig ein. Mein Kopf kippte gegen Minhos Schulter und ich wollte ihn eigentlich wieder aufrichten, aber die Kraft fehlte mir. Die gesamte Müdigkeit, die sich in den letzten Tagen angestaut hatte, überkam mich und ich fiel in einen tiefen Schlaf.
Ich wachte erst wieder auf, als es draußen bereits dunkel war und Minho vorsichtig an meiner Schulter rüttelte. Entsetzt schreckte ich hoch und sah mich um, wobei ich zuerst nicht ansatzweise wusste, wo ich war.
Langsam kamen die Erinnerungen wieder und mir wurde klar, dass wir das Labyrinth verlassen hatten, dass wir frei waren... Und dass Gally und Chuck und all die anderen tot waren.
Diese Erkenntnis erschreckte mich so sehr, dass mein Herz begann doppelt so schnell zu schlagen und ich mich panisch nach den Anderen umsah. Erst, als ich Newt entdeckte, der mir gegenüber saß und mich schwach anlächelte, beruhigte ich mich ein wenig.
„Hey, alles gut. Wir sind in Sicherheit." Minho strich mir vorsichtig über den Arm. „Wir landen gleich."
Ich nickte, als hätte ich verstanden, was nicht wirklich der Fall war. Ja, ich hatte kapiert, was er gesagt hatte, aber trotzdem ergab es für mich nicht wirklich viel Sinn. Konnten wir wirklich in Sicherheit sein?
Mittlerweile waren alle wach geworden, nur Thomas wälzte sich noch unruhig hin und her. Newt versuchte mehrmals, ihn zu wecken, aber er schlug nur seine Hand immer wieder weg.
Als der Hubschrauber den Boden berührte und jemand die Schiebetür aufriss, begann mein Herz wieder wie verrückt zu schlagen. Was erwartete uns jetzt?
„Los, raus mit euch! Beeilt euch! Nicht stehen bleiben!", hörte ich eine Männerstimme rufen und die ersten von uns sprangen heraus, nachdem der Mann, der bei uns gewesen war, den Anfang gemacht hatte.
„Ich wecke ihn, lauft ihr schon mal los!", rief Minho über das Rotorengeräusch und wir sprangen einer nach dem anderen aus dem Hubschrauber.
Ich spürte Sand unter meinen Füßen und sah eine Allee aus grellen Laternen, die direkt auf ein hell erleuchtetes Gebäude zuführte. Newt packte meine Hand und zusammen rannten wir den Anderen hinterher, auf den Eingang des Gebäudes zu.
Plötzlich hörte ich jemanden hinter uns schreien. „Cranks!", brüllte er und Schüsse ertönten.
Entsetzt drehte ich mich im Laufen um und erkannte, dass eigenartig laufende Menschen hinter einer Düne aufgetaucht waren, auf die jetzt geschossen wurde. So wie sie sich bewegten, erinnerten sie mich an diejenigen im Labyrinth, die gestochen worden waren. Was waren das für Menschen?
Jetzt fiel mir wieder ein, was die Frau auf dem Video in dem Labor gesagt hatte. Der Brand befiel das Gehirn und veränderte die Leute. Waren diese Menschen krank?
Mir blieb keine Zeit, um weiter darüber nachzudenken, denn ich musste mich auf das Laufen konzentrieren. Der Sand erschwerte es und ich war lange nicht so schnell, wie im Labyrinth.
Endlich erreichten wir das sichere Tor und damit auch die Anderen, die uns ebenfalls entsetzt ansahen. Hinter uns tobte ein Kampf, das konnte ich jetzt sehen, weil ich mich umdrehte. Maskierte Männer schossen auf eine Vielzahl von Cranks und schrien durcheinander. Was passierte hier? Wo waren wir?
Thomas erreichte uns und das Tor schloss sich hinter ihm. Erst jetzt sah ich mich in der Halle um, in die wir gelaufen waren. Überall waren Menschen damit beschäftigt, Kisten und Paletten zu bewegen. Männer mit Maschinengewehren liefen umher und Autos wurden geparkt. Der Anblick erinnerte mich stark an eine Fabrikhalle, auch wenn ich noch nie eine von innen gesehen hatte, wie ich glaubte.
Ein Mann kam auf uns zu und nahm sich die Maske von dem Gesicht. Er bedeutete uns, ihm zu folgen und wir gehorchten, schließlich wussten wir nicht, was wir sonst tun sollten. Ohne ein Wort führte er uns in einen Nebenraum, der viel kleiner war als die Halle und in dem Regale standen.
Aber die Regale waren nicht das, was unsere Aufmerksamkeit auf sich zog. Viel mehr war es das Essen, auf das wir uns sofort stürzten, nachdem der Mann die Tür wieder hinter sich geschlossen hatte.
Es war alles da, was man sich wünschen konnte: Brot, Fleisch, Kartoffeln, Reis, Gemüse und so viel mehr. Ich war die erste, die aufgab, nachdem ich mich fühlte, als würde ich gleich platzen. Schlapp ließ ich mich auf eine Palette fallen, auf der Säcke lagen, in denen sich irgendetwas befand, das auf jeden Fall weich war. Ich machte es mir gemütlich und beobachtete, wie Teresa ebenfalls aufhörte zu essen und sich neben mir auf den Boden setzte.
Jetzt gaben die Jungs einer nach dem anderen auf und als Newt sich neben mich auf die Säcke setzte und mir einen Arm um die Schultern legte, lehnte ich mich an ihn und schloss für einen Moment die Augen.
Wir sprachen nicht, vielleicht, weil wir einfach zu satt waren, vielleicht aber auch, weil wir einfach nicht wussten, was wir sagen sollten und sprachlos waren. In den letzten paar Stunden war so viel passiert, dass ich das Gefühl hatte, mein Kopf würde explodieren, wenn ich versuchen würde, es widerzugeben.
Gerade, als ich fast weggedöst war und noch immer an Newt gelehnt dasaß, öffnete jemand die Metalltür zu unserer Kammer und ein Mann mit Maschinengewehr stand da und trat dann einen Schritt zur Seite. Dass sie hier alle Waffen trugen, beunruhigte mich irgendwie, schließlich war das Tor nach draußen geschlossen und keiner dieser Cranks konnte hier hinein geraten, oder?
Die Tür quietschte, als sie vollkommen aufschwang und wir standen auf, in der Erwartung, dass uns jetzt endlich jemand erklären würde, wo wir waren und was mit uns passieren würde.
Ein Mann mit grauen Haaren und einem 5-Tage-Bart trat in den Türrahmen und als ich in sein Gesicht blickte, durchzog mich plötzlich ein Schmerz in meinem Kopf, so stark, dass ich entsetzt zusammen zuckte und die Hände an den Kopf schlug.
„Alles okay?", raunte Newt mir zu und ich nickte nur, als ich die Hände wieder sinken ließ.
Ich sah den Mann misstrauisch an. Wer war er? Warum hatte ich plötzlich das Gefühl, dass wir hier weg mussten? Kannte ich ihn? Aber wie sollte das möglich sein, wenn ich mein ganzes Leben lang nur bei WICKED gelebt hatte und wir ihnen jetzt entkommen waren?
Schon wieder spukten viel zu viele Fragen durch meinen Kopf und ich konnte keine von ihnen so richtig greifen um sie eventuell beantworten zu können.
Der Mann lächelte ein schiefes Lächeln und mein Herz begann zu rasen. Irgendetwas stimmte hier ganz gewaltig nicht.
„Geht's euch allen gut?" Niemand antwortete ihm und es schien ihm glücklicherweise nicht aufzufallen, wie ich ihn ansah. „Entschuldigt die ganze Aufregung. Wir hatten ein kleines Schwarm-Problem."
Meinte er die Cranks?
„Wer sind Sie?", fragte jetzt Thomas.
„Ich bin der Grund, weshalb ihr noch am Leben seid. Und meine Absicht ist, dass das auch so bleibt. Also – kommt mit mir."
Er machte einen Schritt rückwärts und eine einladende Bewegung. Aus irgendeinem Grund wollte ich nichts weniger, als ihm zu folgen und wurde das Gefühl nicht los, dass wir in Gefahr waren, seit ich ihn gesehen hatte.
Ich schob diese Gedanken weg und versuchte, mich zusammen zu reißen.
Jetzt bloß nicht in Panik geraten und auffallen. Sie dürfen uns auf keinen Fall trennen.
„Wir werden euch alles erklären."
Mit diesen Worten drehte er sich um und lief los. Uns blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
Wir durchquerten die Halle, in der wir anfangs angekommen waren. Der Mann lief schnellen Schrittes vor uns her und begann schon bald wieder zu reden.
„Ihr könnt mich Mr. Janson nennen."
Als er das sagte, zog sich in mir irgendetwas zusammen. Meine Alarmglocken läuteten und wieder stach es in meinem Kopf, als wollte mein Körper mir irgendetwas sagen. Was war nur los mit mir?
„Ich leite diesen Laden hier. Für uns ist es eine Zuflucht, wo wir sicher sind, vor dem Grauen der Außenwelt."
Jetzt sah ich mich genauer um und erkannte, dass Männer dabei waren, etwas zu schweißen, Dinge zu bewegen und umherzulaufen. Was war das hier? Auch die Anderen schienen sich diese Frage zu stellen.
„Ihr solltet es als eine Art Durchgangsstation betrachten. So etwas wie ein temporäres zu Hause – passt auf hier Leute."
Er deutete nach oben und ich folgte seiner Hand mit meinem Blick. Über uns schweißte jemand und Funken sprühten herunter, sodass ich mich wegducken musste.
„Werden Sie uns nach Hause bringen?", fragte Thomas, der direkt hinter Mr. Janson lief.
Er drehte sich zu ihm um.
„Sowas ähnliches, ja."
Wieder lächelte er dieses komische Lächeln und wieder begann mein Schädel zu pochen.
Verdammt, was ist nur los mit mir?
„Unglücklicherweise ist von euerm zu Hause nicht mehr viel übrig. Aber wir haben einen anderen Platz für euch, ein Refugium, fernab der Brandwüste. Wo WICKED euch niemals wiederfinden wird. Wie hört sich das an?", fragte er und drehte sich wieder zu uns um.
Das hört sich gut an, ja, es hört sich toll an!
Nur warum glaubte ich ihm kein Wort?
Kurz schwiegen wir alle, als Minho sich zu Wort meldete.
„Warum helfen Sie uns?", fragte er und als ich ihn ansah, sah ich Misstrauen in seinem Blick.
„Sagen wir, die Welt da draußen befindet sich in einer schwierigen Situation, das Leben von uns allen hängt an einem sehr dünnen Faden. Die Tatsache, dass ihr Kids dieses Brandvirus überleben konntet, macht euch zu unserer besten Chance auf den Fortbestand der Menschheit. Leider macht euch das aber auch zu einem Ziel – wie euch sicher längst aufgefallen ist."
Wir erreichten eine breite Tür und Mr. Janson blieb davor stehen.
„Hinter dieser Tür liegt der Beginn eures neuen Lebens."
Er zog eine Schlüsselkarte durch ein Terminal und die Tür öffnete sich. Dahinter lag ein langer, heller Gang.
„Das wichtigste zuerst: Lasst uns was gegen diesen Geruch unternehmen."
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Through The WICKED Scorch | A Maze Runner Story
FanfictionDer dritte Teil der Geschichte rund um unsere Protagonistin Anna, die gemeinsam mit ihren Freunden das Labyrinth hinter sich gelassen hat und nun zu neuen Abenteuern aufbricht. Was erwartet die Lichter hinter den Mauern und wer sind die Menschen, di...