34. Krank

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Langsam öffnete Fry Pan die Tür und stieg aus. Ich folgte ihm und ließ meinen Blick über das Lager schweifen, das vor uns lag. Auch Newt stieg jetzt aus und schlug die Tür hinter sich zu.
Brenda trat neben mich und schwankte dabei. Sie sah noch schlechter aus als vor der Fahrt und ich machte mir sofort wieder Sorgen. Ihre Lippen waren blau, fast lila und die Augenringe tief. Was war nur los mit ihr?
„Hey, alles in Ordnung? Willst du dich setzen?", fragte ich, als sie sich an mir fest hielt.
Sie schüttelte benommen mit dem Kopf.
„Nein, nein, es geht mir gut. Ich muss mich nur kurz festhalten, danke." Wieder lächelte sie mich dankbar an, aber ich erkannte, dass ihr Blick dabei immer wieder entglitt und legte ihr vorsichtshalber einen Arm um die Taille, damit sie nicht umkippte.
„Kommt das noch von dem Zeug, das ihr getrunken habt?", fragte ich.
„Das wird es sein, bestimmt."
Dabei beließ ich es erst einmal, denn meine Umgebung zog ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich.
Eingebettet zwischen kleineren Bergen und Hügeln lag das Lager des Rechten Armes. Wir hatten es also tatsächlich geschafft – wir hatten sie gefunden. Ich konnte es einfach nicht glauben.
Als ich mich jetzt genauer umsah, erkannte ich, dass die meisten Menschen gerade dabei waren, Dinge in Wagen zu räumen und Zelte abzubauen. Es herrschte Aufbruchsstimmung, soviel war klar. Aber wo wollten sie hin? Und würden sie uns mitnehmen?
„Sie planen das jetzt schon über ein Jahr. Das ist alles nur für uns", erklärte Harriet, die unsere Gruppe nun durch die Menschen führte.
Und Sonya bestätigte meine Vermutung.
„Ihr hattet Glück, dass ihr uns gefunden habt. Morgen früh verschwinden wir. Wo ist Vince?", fragte sie eine Gruppe Männer.
Vince... Ich kenne diesen Namen.
Wieder begann mein Kopf zu stechen, aber noch tauchte keine Erinnerung auf. Langsam gewöhnte ich mich an das Gefühl und war fast schon froh, wenn es aufkam. Schließlich bedeutete es, dass ich mich an etwas erinnern würde.
„Irgendwo da drüben, glaub ich", entgegnete ein Mann und deutete mit dem Arm in eine Richtung.
Gespannt sah ich mich um und hoffte, dass Vince' Gesicht mich dazu bringen würde, mich zu erinnern. Aber konnte ich ihn überhaupt kennen?
Brenda, Jorge und ich waren ein paar Meter zurückgefallen, denn auch ihm war jetzt aufgefallen, dass es seinem Schützling alles andere als gut ging. Bei dem Versuch, mit den Anderen mitzuhalten, schwankte sie bedrohlich und ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie nicht mehr wirklich Herr ihrer Sinne war. Jorge hatte ihr jetzt einen Arm hinter den Rücken gelegt und ich stützte sie am linken Arm.
„Wer ist Vince?", fragte Thomas.
„Er wird darüber entscheiden, ob ihr hier bleiben dürft."
Harriet grinste breit und irgendwie gab mir das ein gutes Gefühl. Würde sie uns anlächeln, wenn sie dachte, wir müssten wieder gehen?
Mittlerweile waren eine Hand voll bewaffneter Männer zu uns gestoßen und musterten uns. Kurz hatte ich ein Deja-Vu aus Jorges Lager.
„Ich dachte, der Rechte Arm wäre 'ne Armee", stellte Minho fest.
Er hatte Recht, das Ganze hier sah eher aus wie ein Fluchtort und nicht wie das, was ich mir unter dem Rechten Arm vorgestellt hatte. Aber so lange sie uns vor WICKED beschützen konnten, sollte uns das egal sein.
„Ja, das waren wir", sagte plötzlich jemand und wir blieben stehen, als ein blonder Mann mit kinnlangen Haaren und einem Bart auf uns zukam.
Er machte eine ausladende Bewegung.
„Was von uns noch übrig ist."
Er kam näher, blieb vor uns stehen und stemmte die Arme in die Hüfte, als er uns genau musterte.
„Viele gute Menschen sind auf dem Weg hierher gestorben. - Wer sind die?", fragte er Harriet und Sonya.
„Das sind Immune. Wir haben sie in den Bergen erwischt", erklärte Harriet.
„Hast du sie gecheckt?"
„Ich kenn' den da, Aris. Ich vertraue ihm."
Sie deutete auf Aris.
„Aber ich nicht. Checkt sie", wies Vince die Männer an, die noch immer um uns herum standen.
In diesem Moment bemerkte ich, dass Brenda immer mehr Schwierigkeiten hatte, zu atmen. Ich fasste ihr an die Schulter und versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, denn sie blickte nur apathisch nach vorne, doch sie reagierte nicht. Und scheinbar war ich nicht die Einzige, der das auffiel.
„Hey, Boss...", begann der Mann, der direkt neben mir stand und deutete auf Brenda.
Jetzt kippte sie plötzlich nach vorne weg, ohne dass ich sie noch festhalten konnte. Sie schlug gegen Thomas, der entsetzt einen Satz zur Seite machte und kam mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden auf.
Jorge sprang neben sie und rief: „Brenda! Brenda!"
Ich blieb perplex stehen.
„Was ist da los?", fragte Vince.
Doch ich wusste bereits, was los war. Ich war mir sicher, dass sie infiziert war.
„Brenda! Brenda! Brenda, rede mit mir! Brenda...", sagte Jorge immer wieder, als er sie in seinen Armen umdrehte, sodass ihr Gesicht jetzt nach oben zeigte.
Noch immer röchelte sie mehr als dass sie atmete.
„Was?", fragte er, als es so klang, als würde sie versuchen etwas zu sagen.
„Tut mir Leid..."
Man konnte nur sehr schwer verstehen, was sie meinte.
Vince ging neben Jorge in die Hocke.
„Was hat sie denn?"
„Weiß ich nicht... Brenda...", sagte Jorge verzweifelt. „Alles in Ordnung? Brenda!"
„Was zur Hölle?", fragte Vince als sein Blick auf ihr Bein fiel, neben dem er hockte.
Auch ich sah jetzt zum ersten Mal, dass sie anscheinend versucht hatte, etwas unter ihrem Hosenbein zu verstecken.
Vorsichtig schob der Mann die Hose hoch – und entblößte eine klare Bisswunde.
„Oh Shit!", rief er, sprang auf und zog seine Pistole aus dem Reverse. „Crank! Wir haben einen Crank hier!"

Through The WICKED Scorch | A Maze Runner StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt