Nachdem wir am nächsten Tag unsere Pflichten erledigt hatten betrat ich Embassys Box. Sie musste dringend einmal geputzt werden. Nach viel gutem Zureden und Streicheleinheiten ließ sie sich schließlich das Halfter überziehen und aus der Box in die Stallgasse führen. Ich nahm Striegel und Bürste und begann schwungvoll ihr verklebtes Fell zu bürsten. Embassy war das Ganze zwar nicht geheuer doch sie stand still und ließ mich gewähren.
"Du bist ein braves Mädchen!", murmelte ich als ich fertig war. Ich führte sie hinaus auf den Hof. Sie schnaubte nervös und tänzelte neben mir her als ich sie in das Roundpen führte. Sie musste sich dringend ein wenig die Beine vertreten. Im Roundpen löste ich den Strick und sie nahm sofort reiß aus und trabte auf die andere Seite. Als ich mich in die Mitte des Roundpens gestellt hatte galoppierte sie mit hochgerissenem Kopf und laut prustend um mich herum. Immer wieder blieb sie stehen und beobachtete mich misstrauisch.
"Schon gut, lauf weiter!", sagte ich dann und schnalzte mit der Zunge woraufhin sie sich wieder in Bewegung setzte. Es dauerte lange, bis sie sich etwas beruhigt hatte und schließlich in normalem Tempo um mich herum trabte. Als sie ihren Hals fallen ließ und zufrieden schnaubte wandte ich ihr bewusst den Rücken zu. Sie trabte noch einige Runden und blieb schließlich mit einiger Entfernung hinter mir stehen. Ich wusste, dass sie mich beobachtete und grinste in mich hinein. Nach einigen Minuten hörte ich, wie sie einen Schritt auf mich zu ging und wieder stehen blieb. Wieder schnaubte sie. Sie sollte jetzt freiwillig zu mir kommen. Irgendwie musste ich ihr zeigen dass sie mir vertrauen konnte. Ich kannte mich wirklich nicht gut aus mit Monty Roberts und der Pferdeflüsterei, für mich gab es immer nur den Sport und Daylight hatte einfach funktioniert. Doch die Join-Up Methode nach Monty Roberts kannte ich da ich einmal bei einer seiner Vorführungen gewesen war. Zögernd kam Embassy Schritt für Schritt immer näher bis mich ihr warmer Atem am Genick kitzelte. Langsam drehte ich mich um und sah dabei auf den Boden. Auf keinen Fall durfte ich sie jetzt ansehen. Dann hob ich langsam meine Hand und legte sie auf ihre Stirn. Embassy ließ es sich gefallen, still stand sie neben mir. Als ich mich dann ein paar Schritte von ihr weg bewegte folgte sie mir. So gingen wir ein paar Runden durch das Roundpen. Als ich den Strick wieder an ihrem Halfter fest machte und sie aus dem Roundpen führte folgte sie mir ohne zu zögern. Zwar spannte sie sich wieder etwas an als wir über den Hof zurück zum Stall liefen doch immerhin blieb sie im Schritt und tänzelte nicht mehr nervös neben mir her.
Bis zum Wochenende nahm ich die Schimmelstute täglich mit in das Roundpen. Von Tag zu Tag wurde sie schneller ruhiger und ließ sie von mir streicheln nachdem sie freiwillig zu mir gekommen war. Anfangs bockte sie noch immer prustend um mich herum, doch am Samstag trabte sie von Anfang an gelassen außen herum und als ich mich abwandte kam sie ohne zu zögern zu mir und stupste mich sogar mit ihrer Nase an. Lächelnd kraulte ich ihre Stirn. So verdorben war sie doch überhaupt nicht.
"Hallo Leute!", das war unverkennbar Danielles Stimme. Sie hatte gerade unsere Hütte betreten um uns für die Strandparty abzuholen.
"Wir sind gleich soweit!", hörte ich Josh schreien. Ich zog mir noch schnell ein Top über und band meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen, dann ging ich zu Danielle. Sie trug ein buntes Sommerkleid und hatte ihr Haare kunstvoll hoch gesteckt, da fühlte ich mich direkt underdressed daneben.
"Beeilt euch, Leo wartet im Auto auf uns!", sagte sie. Leo? Kam der etwa mit? Sofort war meine eben noch gute Laune in den Keller gesunken. Ich ließ mir jedoch nichts anmerken und folgte Danielle, Luke und Josh aus der Hütte. Leo saß hinter dem Steuer des schwarzen Wagens. Nacheinander stiegen Luke, Josh und ich hinten ein während Danielle auf dem Beifahrersitz Platz nahm.
"Los geht die Party!", rief sie und klatschte dabei in die Hände. Leo gab Gas und wenige Minuten später waren wir am Strand angekommen. Während Danielle und Leo von allen begrüßt wurden gingen Josh, Luke und ich direkt an die Strandbar. Wir bestellten uns Getränke und setzten uns an einen der vielen Tische. Natürlich gab es nur ein Gesprächsthema bei uns: Embassy.
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Mein weiter Weg zurück
RomanceDer tödliche Unfall ihres Turnierpferdes Daylight hat in der dreiundzwanzigjährigen Roxy Fleming tiefe Wunden hinterlassen. Sie allein gibt sich die Schuld für den Tod des Pferdes. Um der Ranch ihres Großvaters in Kanada und den Erinnerungen zu entk...