Kapitel 9: Das Unterwäsche-Komplott

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Als ich am nächsten Morgen wach wurde lagen Luke und Josh noch in ihren Betten und schnarchten vor sich hin. Auch ich war noch sehr müde da ich nach Leos Verschwinden die halbe Nacht wach gelegen war und mein schlechtes Gewissen bekämpft hatte. Doch an Schlafen war auch nicht mehr zu denken. Also stand ich auf und machte Kaffee. Ich war schon lange fertig mit dem Frühstück als Josh mit kleinen Augen auf die Veranda hinaus trat.

"Oh Mann, mein Schädel explodiert!", jammerte er und nahm sich eine Tasse. "Zu viel getrunken?", fragte ich belustigt. Er nickte qualvoll. "Tja mein Lieber, so ist das Leben!"

Er verdrehte gespielt genervt die Augen. "Ich mach mich mal auf den Weg in den Stall." sagte ich schnell und sprang dann die Stufen der Veranda hinunter. Ich beschloss die Pferde bei dem herrlichen Wetter auf die Koppeln zu bringen, auch wenn heute eigentlich mein freier Tag war. Nachdem ich dies erledigt hatte wollte ich zu Embassy gehen. Auch sie sollte heute endlich mal wieder auf eine Koppel. Als ich am Waschplatz, der eigentlich für die Pferde gedacht war, vorbei ging entdeckte ich den schwarzen Wagen von Leo. Leo stand in Jeans und oberkörperfrei daneben und schrubbte an der Motorhaube herum. Mein lieber Scholli, der hatte aber einen durchtrainierten Oberkörper. Nein, streicht das, das habe ich niemals gedacht. Als er mich sieht wirft er mir einen bitterbösen Blick zu. Ich kann mich nicht entscheiden ob mein schlechtes Gewissen größer ist oder mein Drang ihn auszulachen.

"Hast du keine Bediensteten, die das für dich machen können?", fragte ich ihn. Also gut, der Spott hatte vor dem schlechten Gewissen gesiegt.

"Heute ist Sonntag!", sagte er und funkelte mich wütend an. Ich atmete einmal tief ein, schmiss meinen gesamten Stolz auf die Seite und fragte: "Brauchst du Hilfe?"

Offensichtlich überrascht, oder geschockt, starrte er mich mit offenem Mund an und hielt in der Bewegung inne.

"Mach den Mund zu, sonst fliegt noch was rein!", kommentierte ich seine Reaktion gerade als er sich wieder zu fangen schien.

"Nein, zieh ab!", sagte er nur unfreundlich und ich zuckte mit den Schultern.

"Selbst schuld!", murmelte ich noch und setzte dann meinen Weg zu Embassy fort. Ich freute mich, dass sie nicht wieder in eine Ecke der Box flüchtete als ich hinein kam. Sie kam zwar auch nicht auf mich zu doch immerhin blieb sie ruhig stehen und musterte mich.

"Na du? Möchtest du heute auch mal auf die Koppel?", fragte ich sie leise und streifte ich vorsichtig das Halfter über. Sie zog den Kopf nicht mehr hoch, das war ein großer Fortschritt. Ich band sie in der Stallgasse an und begann ihr Fell auszubürsten. Nebenher erzählte ich ihr von der Party gestern und von dem Streit mit Leo. "Er ist so ein Arsch, weißt du?", beendete ich meine Erzählung und schmiss gleichzeitig die Bürste zurück in die Putzbox. Danach führte ich sie nach draußen und ließ sie auf der Koppel frei. Ausgelassen galoppierte sie los und buckelte über die Wiese. Bei den anderen Stuten kam sie schließlich zum Stehen und begann neben ihnen zu Grasen. Ich lächelte glücklich als ich sie beobachtete. Ich hatte keine Ahnung wie lange sie nicht mehr auf der Koppel war aber sie freute sich ganz offensichtlich sehr darüber. Ich schlenderte an Embassy und den anderen Stuten vorbei zurück in unsere Hütte. Josh und Luke waren nicht mehr da. Wahrscheinlich waren sie in die Stadt gefahren um eine Apotheke aufzusuchen, denn wir hatten nicht einmal  Aspirin im Haus. Ich nahm eine lange Dusche und tapste danach in mein Zimmer um mich anzuziehen. Ich zog die Schublade, in der sich meine Unterwäsche befand, auf und sah... nichts. Sie war leer. Panisch zog ich auch die restlichen Schubladen auf doch meine Unterwäsche war nirgends zu finden. Das konnte doch nicht sein? Gestern war sie doch auch noch da gewesen. Nachdem ich mein Zimmer erfolglos auf den Kopf gestellt hatte machte ich mich im restlichen Haus auf die Suche danach. Auch nach einer Stunde hatte ich nichts gefunden, doch ein Verdacht brannte sich in mein Hirn ein und wollte nicht mehr verschwinden. Leo!

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