Grace war in ein Krankenhaus gefahren worden. Sie hatte einige Prellungen und eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen. Danielle hatte es mir erzählt, als ich gerade Embassy in ihre Box geführt hatte.
"Ich denke nicht, dass Embassy noch länger bei uns bleiben wird.", meinte Danielle und musterte die Stute traurig.
"Was? Wieso?", fragte ich mit einem Anflug von Panik. Ein so verstörtes Pferd konnte man doch nicht einfach weiterreichen, ihr musste geholfen werden.
"Grace behält keine Pferde, mit denen es nicht klappt... Und nach diesem Vorfall kann ich mir nicht vorstellen, dass Embassy bei uns bleiben wird."
"Sieh sie dir an, Danielle, sie braucht Hilfe!", sagte ich verzweifelt. "Man kann sie nicht einfach abschieben, das ist ihr sicherer Tod! Niemand wird sich mit solch einem Pferd beschäftigen. Die Reiter wollen Pferde die einfach funktionieren!"
Danielle zuckte mit den Schultern. "Ich weiß, doch leider kann ich nichts daran ändern."
"Mädchen, jetzt regt euch nicht auf. Wir werden jetzt erst einmal abwarten, was die Eltern von Grace dazu sagen und dann sehen wir weiter.", mischte sich Richard ein und legte uns beschwichtigend jeweils eine Hand auf die Schulter. "Kommt schon, Carol wartet sicher schon mit dem Essen."
Niedergeschlagen folgte ich Richard und Danielle ins Haus.
"Herzlichen Glückwunsch, Danielle. Der dritte Platz, das ist hervorragend!", begrüßte Mrs. Hollingworth Danielle und umarmte sie glücklich.
"Geht euch waschen, dann können wir essen!", sagte Richard. Danielle und ich taten wie geheißen.
Ich stellte das Wasser meiner Dusche an und zog mich dann aus. Ich genoss den warmen Strahl und schloss die Augen. Ich wusste, es hörte sich blöd an, doch irgendetwas sagte mir, dass Embassy und ich uns gegenseitig helfen könnten. Sie brauchte dringend Hilfe, sie hatte das Vertrauen in die Menschen komplett verloren. Und ich brauchte sie, um den schrecklichen Unfall mit Daylight zu verarbeiten. Ich hatte mit niemandem darüber geredet. Noch nicht einmal mit Pop. Immer wenn er oder meine Mutter das Thema anschnitten blockte ich total ab. Ich konnte nicht darüber reden.
Beim Essen stocherte ich abwesend in meinen Erbsen herum.
"Roxanne, ist alles in Ordnung bei dir?", fragte Mrs. Hollingworth mich besorgt.
"Schätzchen?", fragte sie nach als ich nicht reagierte. Schnell sah ich sie an. Ich hatte nicht wahrgenommen, dass sie mit mir gesprochen hatte.
"Ja, natürlich, danke Mrs. Hollingworth.", sagte ich höflich. Da bemerkte ich Leos Blick. Er starrte mich an. Trotzig erwiderte ich seinen Blick, doch darin lag nicht Verachtung, wie sonst immer. Er sah mich fragend an. Was wollte er denn jetzt von mir? Genervt verdrehte ich die Augen und widmete mich wieder den Erbsen auf meinem Teller.
"Nächste Woche kommt ein Interessent für Habanera.", erzählte Richard um ein Gespräch in Gang zu bringen.
"Das ist schön. Ich hoffe sie findet ein schönes zuhause.", meinte Mrs. Hollingworth und lächelte.
Nach dem Essen beschloss ich Pop anzurufen. Seit ich hier war hatte ich noch nicht mit meiner Familie gesprochen. Cat war bestimmt schon totbeleidigt mit mir. Also machte ich es mir im Wohnzimmer gemütlich und wählte die Nummer von zu Hause.
"Fleming?", das war Mum.
"Hey Mum, ich bins."
"Roxy! Ich freue mich so sehr von dir zu hören. Wie geht es dir?", fragte sie aufgeregt.
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Mein weiter Weg zurück
RomantizmDer tödliche Unfall ihres Turnierpferdes Daylight hat in der dreiundzwanzigjährigen Roxy Fleming tiefe Wunden hinterlassen. Sie allein gibt sich die Schuld für den Tod des Pferdes. Um der Ranch ihres Großvaters in Kanada und den Erinnerungen zu entk...