Kapitel 10: Meine Meinung zu Leo? Er ist echt scharf!

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Der nächste Morgen begann ruhig und so wie immer. Die Pferde grasten friedlich auf den Koppeln während Luke, Josh und ich die Ställe sauber machten. Danach ritt Luke einige der Verkaufspferde während Josh die Zuchtstuten longierte. Ich hatte zuvor die beiden Hengste King Lui und Liberal longiert, sodass ich jetzt genug Zeit hatte mich um Embassy zu kümmern. Wie immer führte ich sie in das Roundpen und wir zogen unser tägliches Programm ab. Es klappte wieder sehr gut und ich beschloss morgen einen Schritt weiter zu gehen und sie zu longieren. Dazu müsste ich sie aufzäumen und einen Longiergurt anlegen. Ich war schon gespannt wie sich darauf reagieren würde. Als ich Embassy danach auf die Koppel entlassen hatte war es bereits später Nachmittag. Ich war allein in der Hütte, Luke saß noch immer auf dem Pferd und wo Josh steckte wusste ich nicht. Ich hatte es mir gerade auf der Veranda gemütlich gemacht als ich ihn an den Koppeln entlang laufen sah.

"Roxy, ich fahr in die Stadt, ich muss Pferdefutter kaufen. Kommst du mit?", schrie er zu mir herunter. Sofort sprang ich auf und nickte. Ich schnappte mir schnell meine Schuhe und joggte den kleinen Berg zu ihm hinauf. Wir schwiegen größtenteils während der Fahrt. Er fragte mich nach Embassy und ich erzählte von ihren Fortschritten. In der Stadt beluden wir die Ladefläche des Trucks mit den Futtersäcken und beschlossen dann noch etwas Grillfleisch für das Abendessen zu kaufen. Das Wetter war noch immer wundervoll, das musste zum Grillen ausgenutzt werden. Als wir die Futtersäcke in die Scheune geschleppt hatten war Luke gerade fertig mit den Pferden. Wir beschlossen sie noch auf den Weiden zu lassen und erst gegen später hereinzuholen. Als wir uns gerade auf den Weg zu unserer Hütte machen wollten kam Danielle aus dem Haupthaus heraus.

"Leute, gut dass ich euch treffe! Mum und Dad gehen heute Abend aus, ich wollte euch zum Essen einladen. Es gibt Pizza vom Lieferdienst!", erzählte sie uns.

"Das ist lieb, aber wir werden nachher grillen.", sagte Josh.

"Aber du kannst doch mit zu uns kommen. Es ist genug da!", meinte ich. Daraufhin lachte Danielle und klatsche auf Danielle-Art in die Hände. "Fein, dann bring ich noch einen Salat mit!"

"Weiber und ihr Salat!", feixte Luke woraufhin er einen tadelnden Blick von Danielle bekam.

"Ach ja, kann Leo auch mitkommen?", fragte Danielle nun. Ich stöhnte innerlich auf und wollte schon verneinen als mir einfiel, dass dies die perfekte Gelegenheit für eine Racheaktion war. Ich wusste auch schon genau was ich machen würde.

"Ja klar!", sagte ich schnell bevor Josh oder Luke verneinen konnten. Die beiden sahen mich fragend an doch ich gab ihnen mit einem Kopfschütteln zu verstehen, dass sie jetzt still sein sollten.

"Klasse, bis später dann!", sagte Danielle und rannte die Treppen hinauf um in das Haus zu gelangen.

"Seit wann bist du freiwillig in Leos Nähe?", fragte Josh jetzt verwirrt.

"Wartet ab, der hat noch was gut bei mir!", sagte ich geheimnisvoll und lief, gefolgt von Josh und Luke, zu unserer Hütte um meinen Plan in die Tat umzusetzen.

Viel Zeit hatte ich nicht mehr bis Danielle und Leo kommen würden. Während Josh und Luke den Grill anheizten hatte ich mich bereit erklärt die Steaks vorzubereiten. Eines der Steaks behandelte ich mit besonders viel Mühe, schnell mischte ich Chillipulver und Tabasco in einer Schüssel zusammen und legte das Steak darin ein. Vorsichtig steckte ich danach noch ein paar Pfefferkörner in das Fleisch. Als ich damit fertig war betrachtete ich zufrieden mein Werk, es war kein Unterschied zu den anderen vier Steaks zu erkennen. Ich trug sie auf die Veranda wo Josh und Luke schon auf mich warteten.

"Falls jemand fragt, ihr habt die Steaks zubereitet!", erklärte ich ihnen und zwinkerte ihnen dabei zu. Die beiden sahen mich zuerst verwirrt an, nickten dann jedoch. Während die Jungs grillten deckte ich noch schnell den Tisch. Kaum hatte ich das letzte Glas abgestellt sah ich Danielle und Leo den Hügel hinunterlaufen. Danielle hatte eine große Schüssel Salat mitgebracht und Leo zwei Sixpack Bier. Damit hatte er Josh und Luke auf seiner Seite.

"Setzt euch doch!", sagte Luke einladend während er sich ein Bier nahm. Als die Steaks endlich fertig waren stand ich schnell auf um sie zu verteilen.

"Wer hat denn die Steaks vorbereitet?", fragte Leo als er bemerkte wie scharf ich auf das Verteilen der Steaks war. Josh schaltete zu meinem Glück schnell und sage: "Das war ich!" Leo lehnte sich erleichtert wieder in seinem Stuhl zurück und betrachtete glücklich das Steak, das ich ihm gerade auf den Teller geknallt hatte.

"Lasst es euch schmecken!", sagte ich und nahm den ersten Bissen von meinem Steak. Leo beobachtete mich, wie ich darauf herum kaute und beschloss dann, dass mit den Steaks alles in Ordnung war. Er schnitt ein Stück davon ab und steckte es sich in den Mund. Belustigt beobachtete ich wie sein Gesicht rot anlief und er nach Luft schnappte. Schnell reichte ich ihm ein Glas Wasser, wohl wissend dass es dadurch noch schlimmer werden würde. Hektisch griff er danach und trank es in einem Zug leer. Danach japste er nur noch mehr und stand schnell auf. Sein Stuhl flog nach hinten um und flog mit lautem Gepolter die Treppe der Veranda herunter. Er griff panisch über den Tisch um sich Brot zu nehmen, dabei stieß er einige Flaschen und auch den Salat um. Alles fiel scheppernd zu Boden. Ich brüllte vor Lachen und auch Luke und Josh grinsten. Nur Danielle war ebenfalls aufgesprungen und sah ihren Bruder besorgt an.

"Oh Gott, Leo, was ist denn nur los?", brachte sie fassungslos hervor. Ich hielt mir inzwischen schon den Bauch vor Lachen. Leo stopfte sich schnell zwei Brotscheiben auf einmal in den Mund. Nachdem er ungefähr fünf Minuten darauf herum gekaut hatte und der brennende Schmerz in seinem Mund aufgehört hatte, funkelte er mich wütend an.

"Du kleines Miststück! Was soll das?", brüllte er nun und schlug mit der Faust auf die Tischplatte, sodass noch mehr Flaschen auf den Boden fielen.

"Ich weiß nicht, was du meinst.", sagte ich unschuldig und wischte dabei meine Lachtränen von den Wangen.

"Das war ein Fehler, Mädchen!", zischte er, dann sprang der die Treppen hinunter und lief den Hügel hinauf in Richtung Hof.

"Was hast du gemacht?", fragte Danielle verwundert. Wir alle starrten Leo nach. Immer wieder kickte er gegen einen der Zaunpfosten.

"Ich dachte er mag es gerne etwas schärfer!", sagte ich trocken und zwinkerte Josh zu, der sich das Lachen nun auch verkneifen musste. Danielle schien nicht zu wissen, was sie nun tun sollte.

"Ich denke, ich sollte ihm hinterher gehen.", sagte sie irgendwann leise und lief ebenfalls an den Koppeln entlang zum Hof.

"Das war schon heftig, Roxy!", sagte plötzlich Luke neben mir, ich konnte ihn nur nicht ernst nehmen, da er grinste wie ein Honigkuchenpferd.

"Glaubt mir, er wollte es so!", sagte ich und begann damit die Sauerei aufzuräumen. Josh, Luke und ich aßen noch zu Ende und machten uns dann auf den Weg zu den Koppeln um die Pferde in den Stall zu bringen. Es war inzwischen schon fast dunkel, die Pferde waren sicher auch hungrig. Ich lief hinüber zu der Koppel mit den Stuten, während Josh die Verkaufspferde und Luke die Hengste und Einsteller holte. Ich schlenderte gerade mit den Stricken in der Hand über die Weide, als ich eine Gestalt im Schatten der Bäume wahr nahm. Ich blinzelte, wegen der Dunkelheit konnte ich nicht erkennen wer es war.

"Hallo?", fragte ich ängstlich in die Dunkelheit doch ich bekam keine Antwort. Schnell lief ich weiter zu den Stuten. Als ich bei ihnen ankam drehte ich mich schnell um und sah, dass die Gestalt auf mich zu kam. Ich merkte wie sich Gänsehaut auf meinen Armen ausbreitete und mir die Angst die Kehle zuschnürte. Die Pferde bemerkten das sofort und begannen aufgeregt zu schnauben. Als die Gestalt immer näher kam galoppierten sie einfach davon und überließen mich ihrem Schicksal ganz allein.

"Komm nicht näher, ich habe eine Waffe!", rief ich nachdem ich meinen ganzen Mut zusammen geklaubt hatte. Meine Waffe waren ein paar Stricke, doch das wusste die Person ja nicht, notfalls könnte ich ihn damit erwürgen. Doch die Person kam trotz meiner Warnung immer näher. Langsam wich ich ein paar Schritte zurück. Dann spurtete die Person plötzlich los und ich begann zu kreischen wie ein kleines Mädchen. Ich drehte mich um und begann zu rennen, was in meinen Gummistiefeln alles andere als einfach war. Bereits nach wenigen Metern begann ich zu keuchen, doch da wurde ich schon zu Boden gerissen. Da lag ich nun also, mitten auf der großen Weide wo keiner mich hören konnte, begraben unter einem schweren Männerkörper, die Fresse voller Gras. Ich wimmerte und zitterte wie ein kleiner Welpe als ich ein Flüstern an meinem Ohr vernahm.

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