Kapitel 15: Die Wahrheit

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"Als ich zwölf Jahre alt war hat mein Dad mir mein erstes Pferd geschenkt. Ich bin zwar auf einer Farm mit Pferden aufgewachsen aber mein Dad schenkte mir mein erstes eigenes Pferd. Kurz darauf ist er bei einem Autounfall in Arizona gestorben als er einen jungen Hengst auf unsere Farm bringen wollte.", ich räusperte mich kurz, es fiel mir verdammt schwer darüber zu sprechen. "Daylight war von diesem Tag an meine letzte Verbindung zu Dad. Es hört sich merkwürdig an, doch ab diesem Tag drehte sich mein Leben nur noch um sie.", inzwischen lief mir eine einzelne Tränen über die Wange. Energisch wischte ich sie weg. Ich weinte eigentlich niemals vor Anderen. Stur erzählte ich weiter: "Ich bildete sie selbst aus und wir kämpften an jedem Wochenende auf sämtlichen Turnierplätzen in Kanada und den Staaten um endlich weiter zu kommen. Dann, vor ein paar Monaten, kam endlich der Anruf: Michael Schaffer lud mich auf sein Sichtungsturnier ein. Es war meine und Daylights Chance gewesen es endlich zu schaffen. Am Tag des Turniers regnete es, der Boden war komplett aufgeweicht und eine einzige Rutschbahn. Pop hatte mich noch gewarnt, ich solle nicht reiten. Ich war so verdammt dämlich und stur und bin als letzte Starterin in den Parcours geritten. Daylight hat alles für mich gegeben, sie hat so gekämpft für mich.", inzwischen kamen mehr und mehr Tränen aus meinen Augen und meine Stimme wurde brüchig. "Sie war toll, wirklich sie war die Beste, doch beim letzten Hindernis rutschte sie aus. Ich habe es beim Absprung gemerkt doch ich wusste, dass sie niemals verweigern würde. Schon während wir in der Luft waren wusste ich, was gleich passieren würde. Sie stürzte und brach sich dabei das Röhrbein. Die Ärzte haben operiert und alles versucht, doch es ging nicht, ich musste mich entscheiden und ließ sie gehen.“, ich spürte, dass ich unmöglich weitersprechen konnte. „Oh mein Gott, Daylight!", die letzten Worte hatte ich verzweifelt herausgeschrien, ich wurde von Heulkrämpfen geschüttelt und vergrub schnell mein Gesicht in meinen Händen. Dann spürte ich, wie sich ein starker Arm um mich legte. Leo legte seine andere Hand an meine Wange und zog mein Gesicht an seine Brust. Ich ließ mich dankbar gegen ihn sinken und heulte hemmungslos weiter. Er sagte überhaupt nichts sondern wartete einfach nur geduldig und war bei mir. Das war mir viel lieber als leere Floskeln wie alles wird wieder gut. Denn es würde niemals mehr gut werden. Daylight war tot und es war meine Schuld. Ich spürte seine Lippen an meinen Haaren, als er seinen Kopf auf meinem ablegte. Es ging mir im Moment zwar richtig beschissen, weil ich endlich einmal ausgesprochen hatte, was passiert war, doch andererseits fühlte ich mich so erleichtert. Hätte mir jemand gesagt, dass ich Leo das alles anvertrauen würde als ich ihn kennen gelernt hatte, hätte ich denjenigen für verrückt erklärt. Doch es fühlte sich richtig an, dass ich es ausgerechnet ihm erzählt hatte. Als ich mich langsam wieder beruhigt hatte nahm er mein Gesicht in seine Hände und wischte mir mit seinen Daumen die Tränen weg. Dankbar lächelte ich ihn an. Er sah mich besorgt an. "Es ist unbeschreiblich, wie schrecklich ich finde, was dir passiert ist, Roxy. Aber gib nicht auf. Verwirkliche deinen Traum.", sagte er schließlich leise woraufhin ich energisch meinen Kopf schüttelte. "Nein, dieser Traum war für Daylight reserviert. Ohne sie schaffe ich es nicht." Leo merkte, dass es keinen Zweck hatte mir im Moment zu widersprechen. So nahm er mich erneut in seine starken Arme und gab mir genau den Halt, den ich im Moment so dringend brauchte. Ich weiß nicht, wie lange wir so da gesessen sind. Eigentlich wollte ich mit Leo reden um ihm zu helfen, jetzt hatte ich ihn mit meinen Problemen belastet. "Danke.", flüsterte ich und sah nach oben um ihm in die Augen sehen zu können. Diese wunderschönen, blauen Augen. So sehr ich sie anfangs gehasst hatte, inzwischen wollte ich darin versinken. Er schenkte mir ein Lächeln und zog mich dann auf die Beine. "Wir sollten gehen, es ist kalt.", sagte er leise. Ich folgte ihm stumm zurück zu unserer Hütte. "Wo seid ihr denn so lange gewesen?", fragte Josh mich als wir die Stufen der Veranda hinauf kamen. "Mein Gott, Roxy, was ist passiert?", fragte er weiterhin etwas panisch als er mein verheultes Gesicht sah. "Nichts Josh.", sagte ich ruhig und schenkte ihm ein Lächeln. "Ich geh dann mal.", hörte ich Leos Stimme. Ich lächelte ihn dankbar an, dann verschwand er in der Dunkelheit. "Was hat er getan, Roxy?", fragte nun auch Luke. Er sah ziemlich wütend aus. "Er hat wirklich nichts gemacht, Luke.", antwortete ich wahrheitsgemäß. "Wieso hast du dann geweint?", Josh musterte mich misstrauisch. "Erinnerungen, nichts weiter.", ich versuchte es beiläufig klingen zu lassen, dann ging ich schnell hinein und verschwand in meinem Zimmer. Ich konnte und wollte jetzt wirklich nicht noch weiter darüber reden. Ich hörte Joshs und Lukes Stimmen gedämpft durch die Wand hindurch, ich konnte mir schon denken, dass sie über mich redeten, doch es war mir egal. Ich musste mich jetzt auf Embassy konzentrieren. Sie würde ich nicht einfach hängen lassen.

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