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Tag 1

Eingesperrt in einem dunklen Raum mit zugenagelten Fenstern und einem grellen weißen Lichtbalken genau über mir, der bald seinen Geist aufgibt, sitze ich also da und höre nichts außer meinem Atem, der langsam auf und ab geht.

Ich weiß nicht genau, was ich jetzt machen soll. Und generell etwas zu machen ist schwer, da ich auf einem Stuhl sitze, an dessen Stuhlbeine meine Beine mit Unmengen von Panzertape angeklebt sind. Meine Arme sind ebenfalls hinter meinem Rücken an der Stuhllehne gefesselt und mein Mund nach wie vor zugeklebt.

Eine Haarsträhnen, die mir quer übers Gesicht hängt, kitzelt meine Wange. Ich bewege meinen Kopf ruckartig hin und her aber sie fällt immer wieder auf die selbe Stelle. Als hätte ich gerade nicht schon genug Probleme.

Ich höre Schritte und strecke meinen Rücken durch, um so gerade wie möglich zu sitzen.

Viele Schlösser werden geöffnet. Wenn ich richtig hingehört habe waren es neun. Eine Menge also.

Die schwere Tür wird geöffnet und drei Leute laufen rein. Muskelprotz Nummer 1, Muskelprotz Nummer 2, den ich schon als Samiras Bruder kennengelernt hab und zwischen den beiden Samira.

Ich kann nichts sagen, weshalb ich nur Samira in die Augen schaue. Sie grinst. Böse. Angst macht sie mir nicht, aber ihre zwei Komplizen schon.

,,Und? Gefällts dir, Gunnarsen?" Wie witzig. Um bedrohlicher zu klingen werde ich jetzt wohl mit meinem Nachnamen angesprochen.

Ich lasse meinen Kopf zu Boden sinken und blicke auf ihre Schuhe. Sofort werde ich an meinen Haaren hochgezogen und schreie so laut ich kann durch das Tape an meinem Mund.

,,Ich hab gefragt, ob es dir gefällt!" ,schreit sie mich jetzt an. Ich nicke schnell, worauf sie meine Haare loslässt. ,,Gut." ,sagt sie.

Moment. Warum hab ich jetzt genau genickt? Vielleicht schüchtert sie mich ja doch ein wenig ein.

,,Hör zu." ,sagt sie, wobei ich mir die zwei Typen anschaue. ,,Zu schreien: ist zwecklos. Also versuchs erst garnicht. Und überhaupt. Hier laufen so viele Männer herum..." ,sie zeigt auf einen von beiden hinter sich mit dem Daumen. ,,..dass sie dich sofort schnappen, wenn du es nur irgendwie schaffen solltest hier rauszukommen."

Ich schaue ihr in die Augen und sie auch mir. ,,Verstanden?" Ich starre nur weiter. Sie kommt einen Schritt näher, streckt ihre Hand aus und hält sie mir an meine Kehle. Mein Puls erhöht sich und ich richte aus Reflex meine Schulter auf.

,,Verstanden?" ,wiederholt sie sich, jetzt jedoch strenger. Aus Nicken wird nichts, weshalb ich so weit es geht, ,,M-Hm." ,aus mir bekommen und sie mich wieder loslässt.

Ich falle, aber aber nur soweit der Stuhl es mir erlaubt. Sie lacht. Wohl über mich. Warum sollte sie denn sonst lachen.

~

Mein Magen macht schon seit Stunden einen Aufstand. Alle zwei Minuten höre ich ein Brummen oder er zieht sich zusammen, worauf auch ich mich wohl oder übel zusammenziehen muss.

Wieder höre ich Schritte. Die unzähligen Schlösser werden geöffnet, wobei ich diesmal dreizehn zähle und die Tür öffnet sich.

Samira kommt mit Begleitung zu mir. Erst als sie vor mir steht merke ich, dass sie etwas in der Hand hält.

Der eine lässt eine Hand von mir frei. Sie streckt mir daraufhin das Glas entgegen und ich nehme es an.

Ich klemme es mir zwischen die Beine, aber es ist noch zu heiß, weshalb ich es wieder rausnehme und auf den Boden platziere.

Mit der freien Hand fahre ich mir dann an den Mund und setze an das Tape wegzureißen. Aber schon bei den ersten drei Härchen könnte ich vor Schmerzen heulen.

Verdammter Bartwuchs!

Ich zähle in meinem Kopf von zehn runter zu null und will es abreißen, traue mich aber nicht. ,,Was ne Lusche." ,sagt Samira, schlägt meine Hand aus meinem Gesicht und zieht ohne jegliche Vorwarnung das Tape an meinen Lippen vom Gesicht.

,,AAH!" ,schreie ich und kneife meine Augen zusammen. Meine Hand lege ich auf meinen Mund und hoffe, dass das den Schmerz lindert. ,,Heul nicht so!" ,schreit Samira mich an und gibt mir eine Backpfeife.

Wären nicht ihre zwei Bodyguards hinter ihr, hätte ich ihr auch eine gescheppert.

,,Jetzt trink!" Mit einem Finger deutet sie auf das Glas, was ich auf den Boden gestellt hab, schaut mich dabei aber durchdringend an.

Seitlich beuge ich mich runter und hebe es auf. Es ist rot-braun.

,,Trink jetzt!" ,schreit sie. Hätte sie da nicht was reingemischt, wäre es ihr bestimmt egal, ob ich es trinken würde oder nicht.

,,Was ist-" ,will ich sagen, aber ein Klos steckt mir im Hals. Ich räuspre mich und setzte wieder von vorne an. ,,Was ist das?"

,,Schwarztee." Ich schaue zu ihr hoch. ,,Dein Lieblingsgetränk." Nach diesem Satz lächelt sie wieder mit gesunkenen Augenbrauen. Böse halt.

,,Ich will das nicht trinken." Lüge. Ich hätte es sofort getrunken. Alleine, damit sich mein Magen beruhigt.

,,Wenn du das jetzt nicht trinkst, spritze ich es dir. Und, oh, glaub mir, das willst du garantiert nicht."

Ich setze das Glas an meine Lippen und rieche daran. Und es riecht verdammt geil! Ich öffne meine Augen und schaue wieder zu Samira. ,,Was ist da drin?"

,,Schwarztee. Bist du taub oder so?" ,wird sie immer wütender von Wort zu Wort. ,,Nein. Was hast du da reingemischt?" Sie sieht ertappt aus, überspielt es aber schnell. ,,Ich hol gleich die Spritze." ,,Mach es doch." ,will ich sie noch wütender machen und es klappt.

Sie schnippst mit den Fingern und einer der zwei Typen hinter ihr zückt eine Spritze aus dem nichts. Oh. Das war also ernst gemeint. Aber sie würde niemals so weit gehen.

Ich bleibe ruhig, während sie genervt die Spritze in das Glas hält und es vollsaugen lässt.

Sie schnippst paar mal an der Spitze, bis keine Tropfen mehr rauskullern. ,,Dann wollen wir mal."

Einer legt seine Hände an meine Brust und drückt mich zu sich an die Stuhllehne. Der andere zieht meinen Arm lang. Ich habe absolut keine Chancen mich nur irgendwie aus ihren Griffen zu befreien.

Auch Samira legt jetzt eine Hand an meinen Unterarm und geht zielgerichtet mit der Spritze an eine Vene von mir. Kurz davor stoppt sie und schaut mich an. ,,Sicher, dass du es so haben willst?"

,,Ich trinke es!" ,platzt es aus mir raus und alle alles ihre Finger von mir. ,,Gute Wahl."

Ich nehme wieder das Glas an meine Lippen, kneife meine Augen zu und schütte den Tee in meinen Mund. Ich versuche so wenige Schlücke zu machen wie möglich, bis alles leer ist.

,,Perfekt." ,sagt Samira und alle verlassen wieder diesen schäbigen Raum.

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1477 Tage | 𝗆𝖺𝗋𝗍𝗂𝗇𝗎𝗌Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt