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Tag 159

Heute ist einer der Tage, an dem es mir ohne jeglichen Grund seit dem Aufstehen scheiße geht. Eigentlich hab ich ja viele Gründe, weshalb es mir beschissen gehen könnte, aber die sind nicht der Auslöser für meine miese Laune.

Ob meine Familie echt einen Dreck auf mich gibt?

Irgendwie kauf ich das Elisabeth ab. Immerhin waren alle pissed auf mich am letzten Tag, bevor ich in den Van gezogen wurde.

Durchs Zimmer im Kreis laufend mach ich mir Gedanken. Schlimme Gedanken. Ich könnte hier und jetzt alles beenden.

Mein Blick geht zum Kissen. Ich könnte mich ersticken.

Jetzt zum Spiegel. Den könnte ich zerbrechen und mit den spitzen Scherben meine Pulsadern aufschneiden. Wie sich das Ritzen anfühlt, weiß ich ja mittlerweile.

Genauso gut könnte ich auch die Badewanne volllaufen lassen und dann drei Minuten unter Wasser warten. Aber das wäre eine der qualvollsten Varianten, und ich will, dass alles so schnell wie möglich endet.

Ich könnte den Schrank auf mich fallen lassen, davon würde ich aber nur Prellungen davon tragen. Und das ist nicht das, worauf ich hinaus möchte.

Meine Beine führen mich zum Fenster. Versuchs erst garnicht. ,,Versuchs erst garnicht.." , wiederhole ich Elisabeths Worte flüsternd und fasse an die Scheibe.

Und wenn ich es versuchen sollte?

Ich wär noch mehr aufgeschmissen. Schließlich bin ich nicht zuhause, sondern irgendwo im Süden Europas. Weit.. sehr weit weg von zuhause.

Was wenn wir mitten in der Stadt sind? Ich könnte ein Taxi anhalten, Passanten ansprechen, irgendwas. Aber wer hält einen Entführten in der Stadt fest? Und von Verkehr kann auch keine Rede sein. Alles was ich höre ist das Ticken der Uhr.

11:13 Uhr.

Dieses Haus, oder dieser Bunker -ich weiß ja nicht wo ich bin- steht wahrscheinlich irgendwo versteckt im Wald. Zwischen abertausenden von Bäumen. Was bringt dann aber das Abdecken der Fenster.

Mit der Hand raufe ich mir die Haare. Es macht nichts Sinn. Und warum ich hier bin weiß ich immer noch nicht.

Ich wurde immer noch nicht umgebracht. Lösegeld ist es wohl auch nicht, was sie will, denn meine Eltern haben genug Geld, was sie bezahlen könnten, um mich frei zu bekommen.

Oder Elisabeth sagt die Wahrheit. Sie geben einen Dreck auf ihren Sohn.

Mittlerweile sitze ich schon im Schneidersitz auf dem Boden und starre irgendwo hin. Das Zimmer wird immer verschwommener, bis meine Sicht klar wird und eine fette Träne mein Kinn runter tropft.

~

,,Wann bringst du mich eigentlich um?" Überrascht von meinen Worten schaut mich Elisabeth an und bringt das Essen zum Tisch. Ohne Augen von mir zu lassen. Und auch ich lasse nicht von ihr ab.

Lange antwortet sie mir nicht, sondern schweigt, bis ich es wieder breche. Sie soll mir gefälligst antworten. ,,Wann! Bringst du mich um?"

,,Uhm.." Mehr bringt sie nicht über ihre Lippen. ,,ELISABETH!" ,verliere ich meine Nerven und springe vom Bett auf und steuere auf sie zu. Meine Hände lege ich auf ihre Schultern und halte sie fest. ,,Antworte mir." ,sage ich schon fast flüsternd, weil ein Klos mich vom Weiterschreien abhält.

Wieder schaut sie mich nur an. ,,ANTWORTE MIR!" ,breche ich nun vollkommen in Tränen vor ihr aus und schüttle sie stark.

,,Wa-" ,versucht sie was zu sagen, kommt aber durch das Schütteln meinerseits nicht dazu. Ich lasse ruckartig von ihr und drehe mich um, bevor ich was schlimmeres mache.

,,Du musst was essen. Du bist nicht bei Verstand."

Darauf verlässt sie wieder das Zimmer und schließt mich ein.

Ich könnte mir die Haare rausreißen, aber ich tue es nicht. Warum? Vielleicht weil sie Recht hat. Ich bin nicht bei Verstand. Wer reißt sich auch die Haare raus? Nur irre Leute. Argh! Ich komme mir ziemlich irre vor. Das ist kein Haus und kein Bunker. Das hier ist eine Irrenanstalt.

~

Tag 171

Ich wasche mir gerade die Hände, als ich höre, dass die Schlösser an meiner Tür geöffnet werden. ,,Bin im Bad!" ,gebe ich bescheid und schaue mich im Spiegel an.

Als ich in mein Zimmer komme, will sie wieder gehen. ,,Mittagessen steht auf dem Tisch." ,sagt sie und drückt die Klinke runter.

,,Wann krieg ich eigentlich meine Haare wieder geschnitten?" ,frage ich und laufe zum Tisch mit dem Essen.

,,Wieso? Stören dich deine Haare?" Nein, sie stören mich nicht. Aber sie sind für meinen Geschmack viel zu lang. ,,Müssen sie mich stören, damit ich sie geschnitten bekomme."

Elisabeth lacht. Warum lacht sie immer?! ,,Du kriegst hier nichts geschnitten. Entweder ganz ab oder garnicht." ,,Oder.." ,fange ich unüberlegt an zu reden und bleibe nach einem Wort stehen. ,,Oder?" ,hackt sie nach, aber ich bleibe stumm. ,,Gunnarsen!" Das ist sie Anforderung, dass ich reden soll. Immer wenn mein Nachname fällt, passiert nichts gutes danach mit mir.

,,Oder du gibst mir eine Schere." Mal die Haare alleine zu schneiden, ist keine so schlechte Idee.

Wieder bricht sie in Gelächter aus. ,,Dir? Eine Schere geben? Träum weiter." ,,Wieso?" ,platzt es aus mir heraus.

Sie öffnet die Tür und verschwindet immer weiter hinter ihr. Ich bekomme wohl wieder keine Antwort auf meine Frage.

,,Weißt du eigentlich, was du alles mit einer Schere anstellen könntest? Und wenn nicht, will ich dich nicht auf solche Gedanken bringen. Genieß deinen Tee. Tschüss." Dann knallt die Tür und das letzte was ich höre sind die drei Schlösser.

Außer mir meine Haare zu schneiden fällt mir gerade ehrlich gesagt nichts ein. Ich kann schlecht ein Fenster mit einer Schere zerschlagen. Oder eine Tür...

«Heute, genau vor einer halben Stunde, hab ich ein Buch beendet 📔 Two Addictions 🥀 Die Geschichte handelt um Martinus und -wie der Titel schon sagt- um zwei Sachen, von denen er nicht die Finger lassen kann 🤭»

«Ansonsten, genießt die Corona-Ferien!🦠 Ich versuche so schnell es geht dieses Buch zu updaten.. aber es könnte vielleicht etwas dauern😬⭐️»

1477 Tage | 𝗆𝖺𝗋𝗍𝗂𝗇𝗎𝗌Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt