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Tag 3

Schmerzerfüllt wache ich auf einem eiskalten Betonboden auf. Mein Kopf dröhnt.

Ich zwinge mich dazu aufzustehen. Auf den Beinen drohe ich wieder hinzufallen, halte aber mein Gleichgewicht.

Jetzt erst habe ich die Möglichkeit mich umzuschauen. Ein Waschbecken und neben dran ein Klo, ein Bett aus Metal mit nur einer dünnen Matratze, ein Tisch und Stuhl. Fenster gibt es auch. Die sind aber so eng und hoch angebracht, was mich denken lässt, dass ich in einem Keller bin. Das kann aber nur die Wahrheit sein, weil offene Rohre an der Wand entlang laufen.

Ich laufe zu einem Fenster hin, halte mich am Fensterbrett fest und stelle mich auf Zehenspitzen. Die sind dicht mit schwarzer Farbe angemalt. Keine nur kleine Gelegenheit da durchzusehen.

,,Hilfe! Hallo!" Nichts. Absolut niemand antwortet mir. Ich höre nur das Wasser durch die Leitungen laufen.

Da bin ich wenigstens dankbar, dass das Licht in diesem Zimmer gelblich ist und nicht grell weiß.

~

Das Essen ist bestimmt schon längst kalt geworden. Ein Grund mehr es nicht zu essen, neben der Tatsache, dass mal wieder etwas weiters druntergemischt sein könnte.

Die Tür öffnet sich und Samira kommt rein. ,,Immer noch nichts gegessen, Gunnarsen?" Ich sage nichts, was sich als Falsch herausstellt. Mal wieder kommt sie wütend auf mich zu und streckt schon ihre Hand raus. Pech für sie. Da ich frei bin, strecke auch ich meine Hand gegen ihre aus und halte sie so auf. ,,Nein."

Sie steht wie eingefroren da und schaut mich an. ,,Mach das.." Sie atmet ein. ,,..nie wieder!" Ehe ich es merke, holt sie mit ihrem Bein aus und tritt mir gegen mein Schienbein. Vor Schmerz schreie ich auf. ,,Spinnst du?!" Ich lasse sie los und halte mein Bein fest. Sie tritt ein weiteres mal, trifft diesmal jedoch meine Hände.

,,Hör auf!" ,schreie ich flehend, aber sie tritt ein weiters mal. ,,Elisabeth! Beruhig dich." ,kommt es ruhig von einem Mann, der sie begleitet hat. Da spüre ich einen Tritt an meinem Kopf.

Es hört auf und ich schaue auf. Der Mann hat sie an den Armen zurückgezerrt.

Sie beruhigt sich wieder und richtet ihre Haare. ,,Iss das!" ,sagt sie und kehrt mir den Rücken, um den Raum zu verlassen.

Danke. Denke ich mir, würde es aber niemals laut aussprechen. Wahrscheinlich hat er sie nur davon abgehalten weiter auf mich einzutreten, weil sie sich zu sehr aufgeregt hat. Und nicht weil ich ihm leid tat.

Vom Boden stehe ich wieder auf und halte mich am Kopf fest. Ich setze mich auf den Stuhl vor den Tisch und schaue es mir an. Die klebrigen Nudeln, die bestimmt nichtmal gesalzen sind.

Elisabeth? Warum hat er Elisabeth gesagt?

~

,,Ich hab gesagt, du sollst es essen!" ,,Ich hab." ,sage ich emotionslos und schaue sie an, wie sie zum Teller auf dem Tisch läuft.

,,Da ist alles noch drin!" Ich schüttle meinen Kopf. ,,Ich hab aber was gegessen."

Und ich hab es wirklich. Fünf Nudeln. Ich hab mitgezählt. Und meine Vermutung hat sich bestätigt. Kalt, labbrig, nass und ungesalzen.

,,Elisabeth?" ,spreche ich sie an und sie dreht sich zu mir. ,,Was willst du?" Die Frage ist hoffentlich ironisch gemeint. Denn das, was ich jetzt gerade am meisten will, ist es nach Hause zu kommen.

,,Ich dachte du heißt Samira." Sie lacht kurz auf. ,,Das war ja auch gewollt."

,,Warum?" ,,Damit ich nicht mit meinem Namen verfo-"

Ich unterbreche sie. ,,Warum bin ich hier?"

Sie schiebt den Stuhl vom Tisch zu mir und setzt sich falsch herum auf ihn. Wie jeder Mann, der seine Männlichkeit zeigen will.

Ihre Beine sind gespreizt und ungewollt schaue ich ihr durch die Stäbe in der Stuhllehne auf den Schritt. Nichts besonderes. Sie trägt immerhin eine Jeans.

,,Du hast ganz einfach Pech gehabt." Ganz großes wie es aussieht. ,,Du warst zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort." Sie zuckt mit den Schultern.

Sie trägt ihre langen Haare in einem Dutt.

,,Hörst du mir zu?" ,,Ja." ,sage ich abweisend und schaue sie wieder an.

Den Stuhl schiebt sie unter sich wieder weg und steht auf. ,,Irgendwelche Extrawünsche?" Ich lache auf während ich auf ihre Schuhe schaue. ,,Ein Flugticket nach Hause."

~

Ich kann nicht einschlafen. Wie auch. Bin Mitten im Nirgendwo. Meine Familie weiß auch nicht wo ich bin.

Was ist überhaupt passiert, nachdem ich weg war? Wie lange haben sie gebraucht um zu merken, dass ich weg bin. Haben sie es überhaupt bemerkt?

Ich lache kurz über diesen Gedanken. Natürlich müssen sie es bemerkt haben.

Und was ist überhaupt aus dem Konzert geworden?

Fuck! Ich bin von allem abgeschottet. Keine Ahnung wo ich bin und ohne Internet, wenn überhaupt irgendwelcher Elektronik.

Was ist Samiras oder eher gesagt Elisabeths Ziel? Was meinte sie mit zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort? Sie haben mich doch gestalkt. Die Aufenthalte überall, wo ich war. Die Bilder..

«Armer Martinus.. An seiner Stelle würde ich heulen und Panik schieben. Und ihr würdet glaub ich einen ⭐️ hinterlassen?
Joking!.. unless»

1477 Tage | 𝗆𝖺𝗋𝗍𝗂𝗇𝗎𝗌Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt