Kapitel 7

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„Hast du dich endlich wieder beruhigt?"
„Nein", entgegnete ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
Er warf mir einen kurzen Seitenblick zu, grinste dabei und stapfte dann los – direkt hinein in den Wald.
Wiederwillig folgte ich ihm.
Je weiter wir gingen, desto dichter wurde der Schnee und desto mehr Mühe musste ich mir geben um Bill nicht aus den Augen zu verlieren.
Doch irgendwann kam es, wie es kommen musste.
Ich verlor den Dämon aus dem Blick, als dieser plötzlich loslief und vom dichten Schneetreiben verschluckt wurde.
Wie konnte es eigentlich in einem Wald so dicht schneien, dass man die Hand vor Augen kaum sehen konnte?
Die Haare klebten mir inzwischen nass im Gesicht und auch mein Mantel schütze mich nicht mehr lange vor der Nässe, die sich langsam aber sicher durch ihn durchfraß. Vom kalten Wind einmal abgesehen.
„Bill?!"
Keine Reaktion, weder dass er plötzlich neben mir auftauchen, noch dass er sich irgendwo melden würde.
Seufzend blieb ich stehen und sah mich um.
Aber egal in welche Richtung ich mich drehte – alles sah gleich aus.
Nämlich weiß.
Selbst den Wagen würde ich nicht finden können und wenn ich jetzt weiterlief, dann würde ich mich auf jeden Fall verlaufen.
Warum hatte ich ihm gleich noch einmal die Planung meiner Ferien überlassen?
Ach ja, weil ich mir gedacht hatte, dass es nicht noch schlimmer ging, als ihn ansonsten quengelnd und nervig in meinen eigenen vier Wänden zu ertragen.
So sehr konnte man sich täuschen.
Aufgrund der Kälte begann meine Nase zu laufen und ich verdrehte die Augen.
„Bill!", schrie ich erneut, doch das Ergebnis blieb das Gleiche.
Schniefend schlang ich die Arme um mich und tappte unruhig von einer Stelle auf die andere.
Wenn ich immerhin etwas sehen würde...
Nun, zwei Jahre hatte er einigermaßen Ruhe gegeben, jetzt musste ich halt mal wieder einstecken.
Ich hatte ja gewusst, worauf ich mich einließ, als ich den Deal mit ihm angenommen hatte.
Plötzlich bewegte sich etwas zwischen den Bäumen, eine Silhouette, die von der Größe her mit Bill übereinstimmen könnte.
„Na endlich...ich dachte schön, du würdest mich jetzt...."
Ein tiefes Knurren ließ mich verstummen.
Die Gestalt kam näher und immer mehr konnte ich von ihr erkennen.
Gewaltige Pfoten, eisblau leuchtende gierige Augen, messerscharfe Zähne, ein kräftiger Kiefer, tiefschwarzes Fell – die Größe eines Menschen.
„Scheiße...", murmelte ich, als der gigantische Wolf die Ohren anlegte, die Lefzen hochzog und langsam auf mich zukam.
Zu meinem großen Unglück hörte ich von links und rechts ebenfalls das Schnaufen und Knurren der gewaltigen Tiere.
Ich saß also in der Falle.
Langsam, ganz langsam ging ich rückwärts, ließ den Blickkontakt zum Rudelführer nicht abbrechen, aber ich wusste, dass es nicht viel bringen würde.
„Wisst ihr, ich mag Wölfe eigentlich verdammt gerne, aber ich hätte nicht erwartet, dass ihr mich auch gerne habt – zum fressen gerne", murmelte ich, als der gewaltige schwarze Wolf mit einem einzigen Satz direkt vor mich sprang, durch die Erschütterung mein Gleichgewicht beiseite fegte.
Eingeschüchtert fand ich mich im Schnee wieder, die gewaltige Kreatur stand dabei halb über mir.
Der metallische Atem schlug mir ins Gesicht und angeekelt zog ich eine Grimasse.
Noch hatte ich Hoffnung...
„Na hallo, euch hab ich gesucht", kam es plötzlich hinter mir und ich atmete tief durch, als der Wolf den Schädel hob.
„Tut mir leid, wenn ich euch enttäuschen muss, aber das Abendessen wird wohl leider ausfallen", meinte Bill und im nächsten Moment fand sich der Alpha in der Luft wieder, wurde winselnd davon geschleudert.
Hastig rappelte ich mich auf, entdeckte die beiden anderen Wölfe – zwei weiße Tiere.
Zuerst sahen sie ihrem Anführer nach, dann richtete sich der Blick ihrer schwarzen Augen auf uns, doch wir hatten bereits angefangen zu laufen.
„War das etwa der Grund, weshalb wir hier her gefahren sind?", keuchte ich, während sich in unserem Rücken ein schauerlicher Gesang erhob.
„So ungefähr", antwortete Bill und überbrückte den Abstand zwischen uns, griff mich kurzentschlossen an der Hand.
Ein inzwischen gewohntes kurzes ziehen in der Magengegend, dann waren die Wölfe hinter uns verschwunden.
Dafür krachten wir ungebremst in die Karosserie meines schwarzen Hyundai i40.
Stöhnend hielt ich mir den Bauch – hatte ich mir ja auch den Seitenspiegel in diesen gerammt – und warf Bill einen verunsicherten Seitenblick zu.
„Du hast auch schon einmal besser gezielt", meinte ich, schleppte mich dann zur Fahrerseite.
Fast gleichzeitig ließen wir uns in unsere Sitze fallen und er warf mir einen genervten Blick zu.
„Wir hätten kein Problem gehabt, wenn du bei mir geblieben wärst."
„Wenn du nicht so schnell gewesen wärest, dann hätte ich dich auch nicht verloren. Außerdem könntest du auch mal ein wenig auf andere achten", knurrte ich und er begann zu kichern.
„Guter Witz...."
„Das mein ich ernst, Bill! Immerhin wäre ich beinahe von einem riesigen Wolf gefressen worden!"
„Beim Dinosaurier hat es dich nicht wirklich interessiert", entgegnete er und ich wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als sich erneut das Wolfsgeheul erhob – viel zu nah für unseren Geschmack.
„Fahr, fahr, fahr!", drängte Bill, während ich hastig den Motor anließ, den Rückwärtsgang einlegte und so schnell es mir möglich war den Weg zurücksetzte.

Gravity Falls - AlptraumlabyrinthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt