Kapitel 4

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Ich schlug die Augen auf und sah mich verwirrt um. Warum lag ich noch in meinem Bett?
Sonst wachte ich doch erst auf, wenn meine Matratze mich wie ein bockiges Pferd rauswarf.
Ein Blick auf die Uhr zeigte mir weshalb.
Ich hatte noch vier Stunden Zeit!
Warum war ich dann überhaupt wach?
Ich fuhr mir mit einer Hand übers Gesicht und schwang meine Beine über die Bettkante, verließ das Zimmer und tappte Richtung Küche.
Doch als ich das Wohnzimmer betrat strahlte dort bereits die Leuchtzeile.
„Warum bist du wach?", murmelte ich, schaltete den Wasserkocher an und kramte nach einer Tasse.
„Zum einen muss ich nicht unbedingt schlafen und zum Anderen...geht es dich nichts an", brummte Bill und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Meinst du?"
„Hab ich das nicht gerade gesagt?", meinte er und ich seufzte.
Ja, es war alles genau wie vor zwei Jahren, nur dass wir nicht in Gravity Falls und Gefahren hier weitaus seltener waren.
„Und warum bist du wach? Du lässt doch sonst keine Sekunde Schlaf aus", meinte er und ich strich mir die Haare zurück.
Warum war ich wach?
Es war ein bekanntes Gefühl gewesen, wie damals, die ersten Nächte, als Bill mir noch auf die Nerven gegangen war...Als er mich...
„Ich bin wach geworden, weil ich mich beobachtet gefühlt habe", antwortete ich langsam und er runzelte die Stirn, schwieg jedoch.
Inzwischen hatte sich tatsächlich ein Band zwischen mir und Bill entwickelt, das auf so etwas wie Vertrauen beruhte. Obwohl er mich noch immer ärgerte so oft es ging war er derjenige, dem ich wirklich alles erzählen konnte.
Ich wusste nicht, ob er mir diese Art Freundschaft nur vorspielte, aber selbst wenn - es war mir egal. Solange ich nur nicht die Jahre ohne Alexei allein in meinem Haus sein musste.
„Aber du warst allein, oder?"
Etwas erstaunt über diese Frage nickte ich.
Daraufhin schwieg er wieder und ich goss mir eine Tasse Tee auf.
„Du hast übrigens eine neue Nachricht", meinte er und reichte mir mein Handy.
Ich mischte etwas kaltes Wasser in den Tee und trank einen kleinen Schluck, dann nahm ich mein Handy entgegen.
Es war Dipper. Er wollte fragen, ob er demnächst kommen konnte, nur für ein paar Tage und spätestens drei Tage vor Weihnachten würde er auch schon wieder fahren.
Natürlich spähte Bill über meine Schulter und las die Nachricht des jungen Mannes mit und grinste hinterhältig.
„Der Gummibaum wird kommen? Das könnte interessant werden..."
„Aber ich will keinen Streit", brummte ich und er legte eine Hand auf meine Schulter.
„Sehe ich so aus, als ob ich auf Streit aus wäre?", meinte er und setzte einen treuherzigen Blick auf, doch sein schiefes Grinsen verriet ihn.
„Nein...Du siehst eher aus, als ob du ihm den Hals umdrehen würdest sobald er einen Fuß in mein Haus setzt", entgegnete ich trocken und er verzog das Gesicht.
„Ich verdrehe doch niemandem den Hals...Lieber würde ich ihn dazu zwingen mit einem Schraubenzieher in die Steckdose zu stochern...", schlug er vor und ich warf ihm einen Seitenblick zu.
„Du weißt schon, dass die Steckdosen inzwischen alle Kindersicherungen drin haben?"
Er setzte zum sprechen an, blieb jedoch stumm und funkelte mich genervt an.
„Und wenn du jetzt noch einmal drohst, Dipper was an zu tun, dann werde ich dafür sorgen, dass du nur noch auf dem Stuhl schläfst...", knurrte ich und schickte die Antwort an Dipper raus - er dürfe sehr gerne kommen.
Nachdem er bestätigt hatte, wobei er kein genaues Datum nennen konnte, trank ich meinen abgekühlten Tee aus und steckte das Handy wieder ans Ladekabel.
„Wenn wir jetzt alles geklärt haben, dann gehe ich jetzt zurück ins Bett", seufzte ich und er verdrehte die Augen.
„Nie hält sich jemand an die 24 Stunden...", brummte er und leicht lächelnd schlenderte ich zurück zu meinem Zimmer.
„Gute Nacht, Bill!", lächelte ich.
„Gute Nacht, Engel", hörte ich es ganz leise aus der Küche kommen.


Gravity Falls - AlptraumlabyrinthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt