Kapitel 14

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Der Studioleiter schloss die Tür seines Büros hinter sich und reichte seinen spontanen Gästen jeweils ein Glas.
„Jetzt bin ich aber gespannt...das letzte Mal als ich dich gesehen habe, hast du das halbe Studio durcheinander gebracht", brummte er und Bill lehnte sich kichern zurück.
„Ach deswegen hab ich Hausverbot..."
„Nicht so laut. Ich will nicht, dass Alex mitbekommt das ihr hier seid. Nicht, wenn ihr Schwierigkeiten im Gepäck habt."
„Das hier ist übrigens Dipper", wechselte Bill das Thema und der junge Mann reichte Henry die Hand, die der Animator auch annahm.
„Henry Thomson. Alex redet immer wieder von dir, scheinst ein guter Kerl zu sein. Wie kommt es, dass du dich mit dem da einlässt?", wollte Henry wissen und nickte mit dem Kopf zu Bill.
„Ich lass mich auf gar nichts ein – ich möchte nur ein Auge auf ihn werfen, damit er nichts anstellt. Immerhin sind wir langjährige Rivalen", stellte der Pines richtig und ein ehrliches Lächeln breitete sich auf Henrys Gesicht aus.
„Wäre auch kein Problem, wenn ihr Freunde wärt. Wenn Cassandra mit ihm zusammen lebt, muss etwas an ihm sein, das wir nicht sehen..."
„Da wären wir auch gleich beim Thema", mischte sich Bill ein und funkelte beide angesäuert an.
Er konnte es nicht leiden, wenn man in seiner Anwesenheit sprach, als wäre er nicht im Raum.
Henry runzelte die Stirn.
„Inwiefern?"
Unbehaglich senkte Dipper den Blick, während sich erneut ein rotes Schimmern um die Gestalt des Dämons.
„Cassandra ist verschwunden", murmelte Dipper und Henry verschluckte sich an der Cola, das er soeben trinken wollte.
„Nicht verschwunden – entführt", korrigierte Bill ihn knurrend, das Getränk in seiner Hand begann langsam zu sieden.
„E-en-entführt?", hustete ihr langjähriger Freund, stellte sein Glas auf seinen kleinen Zeichentisch ab, legte die Hände aneinander.
„Ihr wollt mir sagen, dass Cassandra – und wir reden von derselben Cassandra – entführt wurde? Während ihr anwesend ward?"
Die Schuldgefühle von Dipper wuchsen und zaghaft nickte er, während Bill nur mit den Schultern zuckte.
„Nun gut...", stöhnte Henry schließlich und fuhr sich mit den Händen durch die Haare, lehnte sich wieder zurück.
„Sie hat schon schlimmeres überstanden..."
„Vermutlich", lächelte Dipper schwach, doch Bill schwieg.
„Bill?"
Die neue Passivität des Dämons verunsicherte den Pines und passte so gar nicht zu dem, was er gewohnt war.
Nur kurz huschte der goldene Blick des einzelnen Auges vom Boden zu ihm, dann starrte er auf seine Hände.
„Sonst freu ich mich immer schlechte Nachrichten zu überbringen, aber irgendwie...", brummte dieser, ließ den Blick immer noch gesenkt.
Seine rote Aura war erloschen.
„Es ist mehr als nur eine Entführung."
„Wie meinst du das?"
Hellhörig geworden lehnte sich Henry wieder nach vorne, stützte die Ellenbogen auf den Knien ab und lauschte mit schiefgelegtem Kopf.
„Das hier ist nur das Finale einer Serie von Zufällen, die sich auf sie beziehen. Angefangen hat es vor ungefähr einem halben Jahr...mit dem Autounfall, der sie für drei Wochen ins Krankenhaus befördert hat."
„Ich erinnere mich dran...Ein LKW-Fahrer verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug und rammte sie. Später behauptete er, ein gehörntes Monster auf der Straße gesehen zu haben", erinnerte sich Henry und Dipper runzelte die Stirn.
„Aber laut unseren Aufzeichnungen gibt es hier keine Monster mit Hörnern..."
„Gibt es auch nicht. Aber wie schon gesagt, dass war erst der Anfang. Es kam der Blitzeinschlag, die Lebensmittelvergiftung, der Schlangenbiss, die einstürzende alte Holzbrücke, das Glatteis sobald sie das Haus verließ und erst gestern häuften sich die Zufälle – ein Hirsch auf der Straße, ein Mann der sie hinterrücks erwürgen wollte und natürlich eure Schoßhündchen, die plötzlich wie wild Menschen anfallen", wandte er sich mit den letzen Worten an Dipper, doch dieser war damit beschäftigt, die Masse an Informationen zu verarbeiten, die er soeben bekommen hatte.
„Wenn man alles im gesamten sieht, kann ich nicht mehr an einfache Zufälle glauben", schnaubte Bill und Henry nickte.
„Verständlich...Aber...eine Idee, wer dahinter stecken könnte?", seufzte Henry und Bill atmete tief durch, die rote Aura erschien erneut, seine Hände begannen leicht zu zittern.
„Noch nicht, doch wer auch immer in mein Revier eingedrungen ist hat Spuren hinterlassen, Spuren, die ich vier Tage lang verfolgt habe und die nur eines wirklich sicher stellen konnten – der Eindringling kommt eindeutig aus der Alptraumwelt und Gnade ihm, wenn ich ihn in die Finger bekomme!"
„Du meinst etwa....Cassandra...wurde in die Alptraumwelt verschleppt?"
Dipper hatte sich inzwischen wieder etwas gefangen, doch Angst schnürte ihm die Brust zu. Wie sollten sie Cassy helfen, wenn sie in einer völlig anderen Dimension gefangen gehalten wurde?
„Und ich befürchte, sie werden es nicht nur bei verschleppt belassen", zischte Bill.
Die Cola in seinem Glas kochte blubbernd über, während Dipper und Henry sich fassungslos auf ihren Stühlen zurücksinken ließen.

Gravity Falls - AlptraumlabyrinthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt