Ich griff nach der Hand meiner Mutter und sprang von einer Regenpfütze in die nächste. Ich liebte das Wasser, auch wenn es mir in die kleinen dunkelblauen Gummistiefel lief.
„Langsam, Süße! Sonst erschreckst du doch die kleinen Wassernixen, die in den Pfützen leben", lachte mein Vater und ehrfürchtig blieb ich vor der nächsten Pfütze stehen, ließ die Hand meiner Mutter los und ging in die Hocke.
Es lebten Wassernixen in den Regenpfützen? Vielleicht konnte ich ja eine sehen!
Doch das Wasser blieb genau so dreckig und still, wie zuvor.
„Warum kann ich sie nicht sehen?", jammerte ich und mein Vater ging nun ebenfalls neben mir in die Hocke.
Seine schwarzen Haare fielen ihm frech ins Gesicht und in seinen blauen Augen lag der Schalk. Er trug einen schwarzen Ledermantel, Jeans und feste Schuhe, mit denen er auch in Pfützen springen konnte.
„Das liegt daran, mein kleiner Frosch, dass sie sich unsichtbar machen können. Sie springen bei Regen von Pfütze zu Pfütze, bis sie an einen Fluss oder einen See kommen und warten in diesem die trockenen Tage ab, bis sie wieder über die Straßen hüpfen können", erklärte er und ich sah ihn mit großen Augen an.
Doch dann kam mir etwas in den Sinn, was mich vor Schreck die Hände vor dem Mund zusammen schlagen ließ.
„Was wenn ich bereits auf eine gesprungen bin?", stammelte ich und mein Vater lächelte, nahm meine Hand und stand wieder auf.
„Sie sind schnell, meine Kleine. Es ist sicher, dass du nie auf eine springen wirst. Aber sie springen bestimmt gerne mit dir – genau wie ich und deine Mutter."
„Da hat er Recht", lachte die sanfte Stimme meiner Mutter.
Eine schöne junge Frau, mit blonden Haaren, die ihr in langen Wellen auf den Rücken fielen. Sie trug einen typischen gelben Regenmantel und trug genau wie ich Gummistiefel.
Ich liebte ihre Gummistiefel.
Sie waren schwarz mit kleinen goldenen Dreiecken darauf.
Ich mochte Dreiecke...
Meine Eltern nahmen mich an den Händen und gemeinsam sprangen wir in die nächste große Pfütze, so dass das Wasser weit zur Seite spritze.
Garantiert waren jetzt auch Wassernixen in die nächste Pfütze gesprungen...
Ein breites Lächeln erhellte mein Gesicht und glücklich sah ich zwischen meinen Eltern hin und her.
„Stehen bleiben!"
Eine raue, unangenehme Stimme drang aus einer kleinen Seitengasse zu unserer Rechten und neugierig wandte ich mich ihr zu.
Im Halbschatten stand eine gebeugte Gestalt, ihre Kleidung wirkte zerrissen, das Gesicht war unrasiert. Er hielt etwas in der Hand, vielleicht ein Spielzeug?
Ein Buch war es definitiv nicht, aber auch kein Stift. Es war länglich und grau und genau auf meinen Vater gerichtet, welcher den Fremden besorgt ansah.
Er hatte meine Hand losgelassen, dafür hob mich meine Mutter jetzt in ihre Arme.
Ich spürte, dass etwas nicht stimmte, deshalb klammerte ich mich an ihr fest.
„Geld her und zwar sofort", knurrte der Fremde wieder und Angst brachte mich zum zittern.
Mein Vater hob langsam die Hände, nickte gleichzeitig.
„In Ordnung. Sie haben doch nichts dagegen, wenn meine Frau inzwischen weitergeht, oder? Meine Tochter ist erst vier Jahre alt, sie muss so etwas doch nicht miterleben", meinte er ruhig und ich sah ihn panisch an.
Was ging hier vor sich? Was wollte dieser Fremde von uns? Warum hatte Vater Angst?
„Ihre Tochter ist mir scheißegal! Ich will ihr Geld", brüllte der Fremde und Tränen begannen mir übers Gesicht zu laufen.
„Alles wird gut, meine Süße!", meinte mein Vater laut, während Mutter damit begann mit beruhigend durch die Haare zu fahren.
Doch ich ahnte, dass es nicht gut werden würde.
Langsam griff mein Vater in seine Tasche und zog seine Geldbörse hervor, reichte sie schweigend dem Mann.
Dieser nahm sie hektisch entgegen, warf einen Blick hinein.
„Nein, nein, nein! Das ist nicht genug, das ist nicht genug! Ich brauche mehr!", schrie er, das Ding in seinen Händen zitterte.
„Ich habe nicht mehr...", meinte mein Vater, doch der Fremde unterbrach ihn.
„Lügner! Sie haben garantiert mehr!"
Im nächsten Moment zeriss ein lauter Knall die stille Luft und meine Mutter schrie auf, drückte mein Gesicht gegen ihre Schulter, doch ich hatte es bereits gesehen.
Vater, der auf die Knie sank, die Hand gegen die Brust gepresst, der Fremde, der sein Ding fallen ließ und losrannte.
Doch was mich mehr verstörte, waren die panischen Schreie meiner Mutter, wobei sie immer wieder den Namen meines Vaters rief: „Daniel!"
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Gravity Falls - Alptraumlabyrinth
Fiksi PenggemarZwei Jahre...Zwei Jahre waren seit meinem Dämonensommer vergangen. Zwei Jahre, die zu meiner großen Überraschung relativ ruhig verlaufen waren. Aber ich sollte mich wohl nicht zu früh freuen...denn schon bald sollte eine einzige Frage alles andere Ü...