Kapitel 10

176 17 0
                                    

Wir schlichen langsam an dem alten Chevrolet vorbei, näherten uns meiner Haustür.
Diese war verschlossen, genauso wie wir sie zurück gelassen hatten.
Ich gab Bill ein eindeutiges Zeichen und er nickte verstehend, positionierte sich im toten Winkel eines möglichen Angreifers.
Vorsichtig drehte ich den Schlüssel im Schloss, horchte auf Reaktionen, verräterische Geräusche, doch es blieb still.
Mit einem leisen Klicken sprang die Tür auf, öffnete mir den Weg in den dunklen Flur.
Ich wagte es nicht das Licht anzumachen, konnte aber dennoch erkennen, dass ein fremdes Paar Schuhe an der Seite stand. Ebenso hing eine mir unbekannte Jacke an der Garderobe.
Bestimmt drängte sich Bill an mir vorbei, sein goldenes Auge leuchtete durch die Dunkelheit.
Während er einen kurzen Blick die Treppe hinaufwarf nahm ich mir einen Regenschirm.
Er war besser wie gar keine Waffe, sollte ich dem Eindringling zuerst begegnen...
Der Traumdämon hatte die halbe Treppe hinter sich, als unter der Tür zum Wohnbereich sanftes Licht hervor spähte.
Gleichzeitig hörte ich, wie der Kühlschrank geöffnet wurde.
Was bitte schön gab es in unserem Kühlschrank zu klauen? Die abgelaufene Streichwurst für die Katze der Nachbarin?
Bill schien das gleiche zu denken, denn er runzelte etwas verwirrt die Stirn, öffnete jedoch langsam die Tür zum Wohnbereich, spähte vor mir um die Ecke.
Ich folgte ihm so schnell wie möglich, konnte gerade noch der Bratpfanne ausweichen, die mich ansonsten treffsicher im Gesicht erwischt hätte.
Automatisch hob ich den Regenschirm und blockte das Küchengerät ab, blinzelte den braunäugigen jungen Mann an.
„Dipper?!"
„Cassandra! Tut mir leid, ich hab nicht damit gerechnet, dass ihr euch einschleicht...ich dachte...", stammelte er und nahm sofort die Pfanne wieder runter, ebenso ich den Regenschirm.
„Wie kommst du hier rein?", seufzte ich, verwirrt über die entstandene Situation.
„Der Zweitschlüssel im Blumentopf", antwortete der zwanzigjährige Pines und fuhr sich verlegen durch die braunen Locken.
„Ich hab dir gesagt, du sollst ihn nicht so offensichtlich verstecken", brummte es vom Wohnzimmer und ich sah zu Bill, der sich über den Tisch gebeugt hatte, einige Notizen betrachtete die dort verstreut lagen.
„Hey, das sind meine!", knurrte Dipper, doch Bill würdigte ihn nicht eines Blickes.
„Unser Haus, Gummibaum und alles was hier rein kommt, gehört automatisch auch uns", entgegnete er, blätterte durch ein kleines Lederheft.
„Aber..."
„Lass ihn", seufzte ich und schob Dipper in die Küche.
„Wie schaffst du es nur mit ihm zusammen zu wohnen?", murmelte er ungläubig und ich zuckte mit den Schultern.
„Hab anscheinend einen guten Schutzengel..."
„Scheint wohl so. Kann ich daraus schließen, dass es dir soweit gut geht?"
„Im großen und ganzen – ja. Ich bin nur ziemlich müde. War ein langer Tag", entgegnete ich, konnte ein Gähnen nicht länger zurück halten.
„Merkt man..."
„Hast du eine Luftmatratze oder so etwas? Sonst bliebe nur noch die Couch zum schlafen."
„Couch hört sich gut an. Alles ist besser wie auf dem Boden zu schlafen, davon hab ich gehörig die Nase voll", meinte der junge Mann und ich hob interessiert eine Augenbraue.
„Dann scheinst du ja auch einiges zum erzählen haben..."
„Gummibaum, wann wurden diese Notizen gemacht?", wollte Bill wissen und hob ein paar lose Blätter hoch, einen unergründlichen Ausdruck im Gesicht.
„Geht dich nichts an", gab der Pines zurück, klebte jedoch im nächsten Moment an der Decke.
„Ich hab dich was gefragt", zischte Bill und ich fuhr mir übers Gesicht.
Warum mussten sich die beiden immer in die Haare kriegen?
„Bill, lass ihn runter, bitte. Von mir aus könnt ihr morgen weitermachen", seufzte ich und mit einem gehässigen Grinsen zog Bill seine Kräfte zurück, woraufhin Dipper schmerzhaft auf den Fliesenboden schlug.
„Tut mir leid", seufzte ich und half ihm auf die Beine.
„Ich dreh ihm den Hals um....", knurrte Dipper und ich klopfte ihm auf die Schulter.
„Morgen..."
Ich atmete tief durch, wandte mich dann der Tür in den Flur zu.
„Ich schmeiß mich ins Bett und wehe einer von euch hat den anderen entweder gequält, gefoltert, ermordet und wiederbelebt oder ermordet ohne wiederzubeleben, dann versichere ich euch, dass derjenige nie wieder einen Fuß in dieses Haus setzt – verstanden?"
„Natürlich", versicherte Dipper, lächelte mich warm an.
„Vielleicht", war die erwartete Antwort von Bill.
Besser wie gar nichts.
Als ich schon halb aus dem Raum war, hörte ich ihn jedoch noch etwas sagen, dass es schaffte, mir wie immer ein leichtes Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
„Gute Nacht, Engel."

Gravity Falls - AlptraumlabyrinthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt