Kapitel 31

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Dipper nahm die nächste Abzweigung, hielt sich weiterhin an die eingeritzten Rauten.
Bill war noch immer bewusstlos, doch Dipper machte sich darüber keine Sorgen. Er hoffte nur, dass er in der nächsten Zeit nicht angegriffen werden würde...
Seine Schritte hallten laut zwischen den Felswänden und nicht zum Ersten Mal fühlte er sich eingeengt, stellte sich vor, was geschehen würde, wenn ein paar der Felsen nachgeben würden.
Er würde zermalmt werden, eine unförmige Masse aus Fleisch und Knochenbröseln.
Dipper verzog angeekelt das Gesicht, schüttelte sich.
Daran durfte er gar nicht erst denken...
Er würde nach Hause zurückkehren und auch wenn er es nicht wirklich verstehen konnte, würde er den Dämon mit anderen Augen sehen.
So oft, wie er ihm hier nun schon geholfen hatte und das obwohl er ihn eigentlich hasste, dass konnte Dipper nicht einfach übersehen oder vergessen.
Deal hin oder her.
Ein leises Geräusch ließ ihn aufschrecken, innehalten.
Bitte nicht!
Es hörte sich nach trockenem Laub an, welches über den Boden geschleift wurde. Oder waren es eher raue Schuppen?
Hastig zog er das Taschenmesser hervor, wollte die Klinge ausfahren, doch sie klemmte. Das eingetrocknete Blut behinderte den Mechanismus.
Fluchend nahm er den Rucksack von den Schultern, achtete darauf, dass Bill nicht herunterfiel und begann dann das grüne Blut abzukratzen.
Das Rascheln näherte sich, begleitet von einem Zischeln.
Eine Eidechse?
Endlich fuhr die Klinge aus und er schnitt sich beinahe selbst an dem kalten Metall.
Die Taschenlampe hatte er auch auf den Rucksack geklemmt, spähte in das Dämmerlicht, welches dadurch erzeugt wurde.
Mit einer Eidechse hatte er gar nicht so ganz daneben gelegen.
Aus der Dunkelheit schälten sich langsam die Konturen einer gewaltigen schwarzen Schlange, die Zähne mussten mindestens so lang sein wie Dippers gesamter Körper.
Ihre gewaltige gespaltene Zunge zischte hervor, tastete kurz durch die Luft, nahm seinen Geruch auf.
Er konnte nicht genau ausmachen wie gewaltig sie war, aber er wusste definitiv, dass die Schuppen zu dick waren um mit dem Schwert durch sie zu dringen.
Sie hob den Oberkörper und Kopf leicht an, züngelte erneut.
Er griff das Schwert fester, wartete ab.
Genau konnte er verfolgen wie sie sich anspannte, bereit jede Sekunde vorzuschnellen und sich ihre Beute zu schnappen.
Er atmete tief durch, er konnte das schaffen!
Ein einzelner Schritt nach hinten war der Auslöser.
Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit zischte das aufgerissene Maul der Schlange auf ihn zu, er schlug mit dem Schwert zurück. Das Metall klirrte laut, als es auf die harten Schuppen traf.
Irritiert zog sich die Schlange wieder zusammen, doch Dipper hatte bereits eine Ahnung, wie er dieses Monster bezwingen konnte.
Anstatt diesmal zurück zu weichen, trat er der Schlange entgegen, erwartete ihren Angriff.
Das geöffnete Maul schnellte hervor und er stieß das Schwert nach oben, durchbrach die Gaumendecke und bohrte es durch den gesamten Schädelbereich.
Tonnen von Muskeln begannen unkontrolliert zu zucken, zogen ihn von den Beinen.
Er unterdrückte einen Schmerzschrei, als sich einer der kleineren Zähne durch seine Jacke bohrte und seinen Arm anritzte.
Ein brennender Schmerz breitete sich von dort aus, lähmte den Arm.
Er taumelte zurück, als der gewaltige Schädel vor ihm zu Boden krachte.
Er hatte es geschafft – er hatte sie ohne fremde Hilfe getötet.
Ihm wurde schlecht.
Es war niemals seine Absicht gewesen irgendetwas zu töten und nun hatte dieses verdammte Labyrinth ihn schon zweimal dazu gezwungen.
Dipper unterdrückte Tränen des Frustes, als er bemerkte, dass sich die Taubheit ausbreitete und ihm viel nur eine Erklärung ein – es musste sich um eine Giftschlange handeln.
Mit seiner unverletzten Hand mühte er sich ab das Schwert aus dem Kadaver zu ziehen, achtete darauf nicht noch einmal mit einem Zahn Bekanntschaft zu machen.
Das Schwert hatte sich verhakt, doch nach gefühlten fünf Minuten in denen sich die Taubheit bis in seinen Brustkorb ausbreitete, konnte er es endlich befreien.
Hastig aktivierte er das universelle Gegengift und verabreichte sich eine Dosis, sank neben seinem Rucksack auf den Boden und wartete.
Er hatte Glück – mit einem unangenehmen Kribbeln verschwand die Taubheit langsam und er atmete tief durch.
Bill Cipher hatte die ganze Aktion nicht mitbekommen.
Aber später würde er sie ihm ganz bestimmt unter die Nase reiben. Jedenfalls nahm Dipper sich das fest vor.
Er wartete noch ein paar Augenblicke, dann stand er wieder auf.
Es hatte sich so viel verändert, seit er das erste Mal nach Gravity Falls gekommen war - er hatte sich verändert.
Ob nun zum besseren oder schlechteren würde sich noch herausstellen.
Dipper atmete tief durch, dann schulterte er seinen Rucksack wieder und setzte seinen Weg fort.

Gravity Falls - AlptraumlabyrinthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt