Kapitel 15

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„Tut mir leid, dass ich euch nicht mehr anbieten kann", seufzte Henry und Dipper winkte ab.
„Eine Liege ist mehr als genug für mich", lächelte er und der Animator erwiderte es.
„Ich werde nicht schlafen", brummte Bill, begann erneut in dem kleinen Raum auf und ab zu gehen.
Henry und Dipper hatten es inzwischen aufgegeben, den Dämon dazu zu bringen, damit aufzuhören. Sie hatten noch Glück gehabt, dass er sie nicht angefallen oder verhext hatte.
„Ich weiß, du musst nicht schlafen, aber wäre es nicht sinnvoller, wenn du immerhin etwas ausgeruht bist, bevor wir uns weiter den Kopf zerbrechen, was wir jetzt anstellen?"
Bill blieb stehen, fixierte Dipper mit schiefgelegtem Kopf.
„Ich sehe keinen Grund darin, dass wir noch lange überlegen, was wir tun werden. Es gibt nur eine einzige Möglichkeit."
„Und die wäre?"
„Erfährst du früh genug", wimmelte der Traumdämon den Jungen ab und Henry runzelte die Stirn.
„Du hast also einen Plan?"
„So etwas in der Art..."
Erneut begann der Blondhaarige auf und ab zu laufen, immer in den gleichen Bahnen.
„Henry? Schatz, der Junge will ins Bett", kam es leise hinter der Tür hervor und Henry zuckte überrascht zusammen.
„Bin gleich da, Liebling. Ihr entschuldigt mich kurz..."
Dipper nickte dem Animator zu, dann verließ dieser das kleine Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter sich.
„Du hast nicht zufällig mein Handy gesehen?", wagte Dipper zu fragen und Bill warf ihm einen missbilligenden Blick zu.
„Weshalb sollte ich mich nach deinem Handy umsehen? Ich bin nicht derjenige, der es nötig hat, anderen nachzuspionieren", zischte er und der junge Mann verdrehte die Augen.
„Außerdem solltest du schlafen, ich brauch dich morgen fit. Immerhin musst du uns zu Sechser fahren."
Verwirrt sah Dipper von seinen Schuhen, die er gerade ausziehen wollte, auf und wollte zu einer Bemerkung ansetzten, doch ein graues Klebeband erschien aus dem nichts und versiegelte seinen Mund.
„Keine Fragen!", knurrte der Dämon, schien mit seinen ungewohnten Emotionen zu kämpfen.
„Keine Fragen..."
Dipper nickte nur, beschloss das Klebeband dort zu lassen, wo es gerade war. Es würde schon irgendwann runter gehen, ohne das es allzu sehr weh tat.
Ohne weitere Kommentare ließ er sich rücklings auf die Liege fallen, schloss die Augen, atmete tief durch.
Bill wollte also zu Gronkel Ford.
Weshalb? Konnte sein Gronkel etwas wissen, was ihnen helfen konnte, Cassy zu retten? Doch warum wollte der Dämon die Frau überhaupt retten?
Nun gut, es war offensichtlich, dass sie für ihn mehr als nur ein Mittel zum Zweck war, aber steckte noch mehr dahinter? Was hatte der Dämon geplant? Noch wichtiger, wer steckte hinter diesen Angriffen, der Entführung und was hatte er oder sie mit Cass vor? Konnten sie sie überhaupt noch irgendwie retten?
Den Kopf vollgestopft mit solchen Fragen glitt Dipper in einen unruhigen Schlaf, den der Traumdämon desinteressiert betrachtete.
Unter normalen Umständen hätte es ihn jetzt in den Fingern gejuckt, diese Träume in richtige, ausgewachsene Alpträume zu verwandeln, sich einen Spaß an Gummibaum zu erlauben, doch diesmal nicht.
Es ausgesprochen zu haben, was man Cassandra antun konnte, hatte etwas in ihm wach gerufen, was er nicht einordnen konnte – ein ihm unbekanntes Gefühl, welches ihn aus dem Gleichgewicht warf und dennoch seine Entschlossenheit, den Entführer zu finden und auszulöschen, nur noch anstachelte.
Für etwas anderes hatte er keinen Platz mehr in seinen Gedanken.
Er blieb stehen, atmete tief durch, schloss die Augen, konzentrierte sich. Doch nur Dunkelheit erwartete ihn.
Wer auch immer sich an seinem Eigentum vergriffen hatte, wusste um seine Fähigkeiten. Nicht umsonst hatte man den goldenen dreieckigen Anhänger geblendet. Diese Möglichkeit auf sie aufzupassen war fürs Erste verloren.
Wütend knurrte er auf, wollte auf etwas einschlagen, besann sich dann jedoch.
Er konnte es sich nicht leisten, dass Henry ihn auf die Straße setzte.
In seinem jetzigen Zustand würde er nicht weit kommen – so sehr es ihm missfiel, er war auf den Gummibaum und den Zeichner angewiesen.
Und das war fast noch schlimmer, als sich mit dieser Kriegserklärung herumzuschlagen.
Mit einem leisen Knarren öffnete sich die Tür und Henry spähte kurz herein, erkannte, dass Dipper bereits schlief.
„Ich leg mich jetzt auch hin. Stell nichts an, bitte", seufzte der Animator und Bill nickte wiederwillig.
„Und nimm ihm das Klebeband wieder ab."
Er hasste es...
Kaum hatte sich die Tür wieder geschlossen, richtete er seinen Blick erneut auf den Pines, spähte kurz in den düsteren Traum.
Vielleicht sollte er sich etwas ablenken, auf andere Gedanken kommen...

Gravity Falls - AlptraumlabyrinthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt