s e c h s

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TW: Selbstverletzung

Warmes Blut tropfte auf die Seiten des Tagebuches, als sich der junge Prinz mit einem Messer absichtlich in die Hand schnitt.

Fasziniert schaute er dem Blut dabei zu, wie es aus dem frischen Schnitt quoll, auf das Buch hinab fiel und dort gierig von den Seiten aufgesogen wurde.

Er heilte sich selbst und begann das Spiel von vorne.

Vor nicht all zu langer Zeit hatte Loki sich selbst beigebracht, wie er eigene, kleine Wunden selbst heilen konnte.

Als er noch ein Kind war, hatte Frigga mit ihm kleine Zaubertricks geübt, mit denen er anderen Kindern einen Streich spielen konnte. Doch diese Zeit war längst vorüber und nicht einer verdrehte noch den Kopf nach ihm.

Die Kinder mochten Loki nicht, dabei halfen ihn seine Zaubertricks auch nicht. Thor war es, der ihn immer ermunterte und mit zu seinen Freunden mitnahm. Doch auch bei ihnen merkte er, wie sie ihn kritisch musterten und ihn nur akzeptierten, weil sie Thor nicht wütend machen wollten. Und auch nur Thor zuliebe, versuchte er das unangenehme Gefühl zu verdrängen.

Doch irgendwann verstieß ihn sein eigener Bruder.

Der Druck auf dem Messer wurde stärker und Loki schnitt dieses Mal viel tiefer als beabsichtigt. Zu dem Blut gesellten sich nun stille Tränen.

Er ließ das Messer zu Boden fallen und lehnte sich an die kühle Wand. Was war nur aus ihm geworden? War das alles seine Schuld? Was wäre wenn...?

Dieser Gedanke endete, indem er in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel.

Am nächsten Tag wachte er an Ort und Stelle auf, an der er auch die Nacht zuvor eingeschlafen war. Als er versuchte sich zu regen, durchzuckte Schmerz seinen Körper.

Nicht nur, dass sein gesamter Körper wegen der unnatürlichen Schlafposition schmerzte, brannte auch seine Hand. Verwirrt schaute er auf sie hinab, doch im selben Augenblick erinnerte er sich wieder daran.

Er hatte sich selbst verletzt. Obwohl er sich versprochen hatte, dies nie mehr zu tun.
Seine Kleidung klebte durch das geronnene Blut an der verletzten Hand. Er entriss sie dem Fetzen und sprang auf.

Wütend entledigte er sich seiner Kleidung und wühlte in seiner Kleiderkammer nach frischen Gewändern. Danach ließ alles stehen und liegen wie es war und stürmte aus seinem Zimmer.

Er rannte ziellos den Korridor entlang ohne überhaupt darauf zu achten, wem er begegnete.

»Loki! Du bist früh auf. Gesell dich doch zu uns, zum morgendlichen Mahl.«
Frigga war sichtlich überrascht, ihn zu sehen. Doch er ließ sie einfach unbeachtet, sodass er nicht sehen konnte, wie sie ihm besorgt nachschaute.

Als er aus dem Palast trat und die frische Luft atmete, war es so, als würde endlich wieder richtig atmen können.

Behind Green Eyes || Loki LaufeysonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt