Die schwierige Kunst der Konversation

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Schweigend warfen Jax und ich uns den Ball hin und her. Ich würde gerne ein Gespräch anfangen, aber irgendwie traute ich mich nicht; sein Blick, der auf mir ruhte, schüchterte mich ein. Er tat aber auch nichts dagegen, um die Stille zwischen uns zu brechen.

Als nächstes sollten wir in Liegestützposition gehen und uns den Ball immer hin und her rollen. Keine Ahnung, was das mit Basketball zu tun hatte, aber gut. Außerdem störte es mich ein bisschen, dass unsere Köpfe plötzlich so nah beieinander waren. Schon wieder zog sein süß-männlicher Geruch in meine Nase. Während es ihn null Kraft kostete, wurden mir schon nach einer Minute die Arme schwer. Um meine Anstrengung und ein eventuelles Stöhnen zu vertreiben, sagte ich das erste, was mir einfiel. Nicht gerade meine beste Idee, aber besser als dass er merkte, dass ich schwächer wurde.

"Kann ich dich was fragen?"

Jax sah mich an. "Frag!"

"Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu persönlich oder so, aber ich bin wirklich neugierig." Ich sah ihn nicht an, sondern konzentrierte mich nur auf den Ball.

"Frag!", forderte er mich nochmal auf.

"Was bedeuten deine Tattoos?"

"Frag was anderes", kam es zurück mit einem leichten Knurren in der Stimme, was mir einen Schauer den Rücken herunterlaufen ließ.

"Tschuldige", murmelte ich zurück.

"Alles gut."

"Warum bist du mitten im Schuljahr an unsere Schule gekommen?", versuchte ich es erneut, aber auch darüber gab er mir keine Auskunft.

"Vielleicht sollten wir erstmal woanders anfangen", meinte er.

"Dann frag du halt was!", murrte ich genervt. Wenn er nicht mit mir reden wollte, hätte er sich auch einen anderen Partner aussuchen können. Warum er ausgerechnet mich genommen hat, wusste ich nicht. Mittlerweile wäre es mir auch lieber gewesen, wenn er sich einen von den Jungs geschnappt hätte, obwohl ich mir nicht sicher war, ob sie ihn aufgenommen hätten - nach dem ersten Eindruck, den er hinterlassen hatte.

"Okay. Wie lange spielst du schon Basketball?"

"Keine Ahnung. Seit wir im Sportunterricht damit angefangen haben. 7. Klasse oder so." Ich riskierte einen Blick nach oben und bereute es sofort wieder, weil ich sofort auf seine stechenden, grünen Augen traf. Ehe ich es mir versah, war ich in ihnen versunken. Was hatten die bitte so Faszinierendes an sich, dass sie mich immer in ihren Bann zogen? Ich meine, es waren doch nur Augen. Bei anderen Jungen war das doch auch nicht passiert, wieso also gerade bei ihm?

Ohne es zu merken, rollte der Ball an mir vorbei.

"Cleo?" Jax schnippte mir mit seiner linken Hand vor dem Gesicht rum, was mich wieder in die Wirklichkeit zurückholte.

"Was? Ja!", stotterte ich.

"Der Ball", sagte er grinsend und deutete hinter mich. Meine Wangen wurden knallrot und mit einem gemurmelten "Sorry" erhob ich mich, um die Kugel zu holen. Wie peinlich war das denn bitte gerade, ärgerte ich mich auf dem Weg dahin.

Kaum hatte ich den Ball in den Händen, ertönte die Pfeife des Lehrers und wir wurden in Mannschaften aufgeteilt.

Die restliche Stunde verlief ohne weitere besondere Vorkommnisse. Ich kann nur sagen, dass es wirklich Spaß machte mit den Jungs - vor allem Jax - zu spielen. Er war wirklich gut, aber nicht so überheblich wie manch anderer. Er respektierte sein Team und gab auch mal den schwächeren Spielern den Ball. Vielleicht war er doch anders; nicht der asoziale Neue, für den ihn jeder hielt.

Ziemlich verschwitzt zog ich mich nach dem Sportunterricht um, befreite meine blonden Haare aus dem Zopf und ließ sie in leichten Wellen auf meinen Rücken fallen. Mit Lina und Emma ging ich dann hoch in unseren Jahrgangsstufen-Raum, in denen die Oberstüfler ihre Pausen und Freistunden verbringen konnten. Schon von Weitem hörte man Gelächter und was ich sah, als wir den Raum betraten, überraschte mich sehr.

Er macht mich wahnsinnig!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt