Der restliche Abend verlief ohne weitere Vorkommnisse - ganz normal, wie meine Eltern es gernhatten. Ich spielte nach ihren Regeln, tanzte nicht mehr aus der Reihe. Mein Verhalten glich dem von Nils - Schweigen und sich im Hintergrund halten. Anscheinend hatten meine Eltern es geschafft, die Arnolds davon zu überzeugen, dass ich mit der Weltreise einen Scherz gemacht hatte und natürlich nach der Schule BWL studieren würde. Da ich so frustriert von meinen zu Staub zerfallenen Fluchtplänen war, beließ ich es dabei und protestierte nicht. Das war alles andere als gut gelaufen. Wieso konnte nicht einmal etwas so passieren, wie ich es wollte? Wieso war ich heute nach der Schule nicht einfach weiterhin bei Jax geblieben? Er hätte bestimmt nichts dagegen gehabt. Wir hätten zusammen auf diese Party im Nightstar gehen, Jennifer ärgern und alle Mädchen im Club auf mich eifersüchtig machen können. Aber natürlich hatte ich schlaues Kind zurück zu meinen Eltern gehen müssen.
Ich geleitete mit meiner Mutter und meinem Vater die Arnolds zur Haustür. Noch einmal wurden Hände geschüttelt und Höflichkeiten ausgetauscht. Nils und ich standen daneben und beobachteten es stumm und ohne den Anflug eines Lächelns auf den Lippen. Er warf mir einen vielsagenden Blick zu, den ich nicht wirklich deuten konnte. Vielleicht wollte er damit sagen, ich solle nicht mehr versuchen zu fliehen oder es wenigstens besser durchdenken. Zurzeit war ich allerdings eher mit Selbstmitleid beschäftigt, als mir Gedanken über mögliche zukünftige Fluchtpläne zu machen. Der Einfachheit halber könnte ich Jax auch einfach am Montag bitten, mich zu entführen - Problem gelöst. Allerdings würden meine Eltern dann zur Polizei rennen oder einen Privatdetektiv anheuern, sodass Jax am Ende noch ins Gefängnis musste. Das wollte ich ganz und gar nicht.
"Cleo, mein Schatz", riss mich die überfreundliche Stimme meiner Mutter aus meinen Gedanken. Es war nie gut, wenn sie mich Schatz nannte. Dann kam meistens etwas, das mir ganz und gar nicht gefiel. So war das auch dieses Mal.
"Wie wäre es, wenn du und Nils Nummern austauscht?" Etwas geschockt sah ich den erwartungsvollen Blicken der Erwachsenen entgegen. Sowas hatten sie zuvor bei keinem anderen Jungen von mir verlangt. Nils sah auch nicht gerade begeistert aus, aber bei ihm konnte man das ja nie so gut wissen. Alles wozu er im Stande war, war ausdruckslos zu starren. Vielleicht verbarg er seine Emotionen aber auch nur geschickt.
"Das ist wirklich eine fabelhafte Idee", stimmte Frau Arnold zu, während die Männer sich wie so oft da heraushielten.
Ich stöhnte leise und sagte, weil ich gerade nicht den Nerv für eine weitere Diskussion hatte: "Von mir aus."
Nils blickte von seinen Eltern zu mir und holte dann sein Handy aus der Hosentasche. Er tippte kurz darauf herum und hielt es mir hin, damit ich meine Nummer einspeichern konnte - er war wohl zu faul, die paar Zahlen selbst einzutippen. Ich spürte die entzückten Blicke von meiner und Nils' Mutter und beeilte mich, dem schlaksigen Jungen sein Handy zurückzugeben.
Endlich hatten die Arnolds es geschafft, aus der Villa zu verschwinden. Bevor meine Eltern auch nur ein Wort mit mir wechseln konnten, huschte ich hoch in mein kleines Zimmer und schloss die Tür hinter mir zu. Seufzend stieg ich aus den unbequemen Schuhen und ließ mich in den Haufen Kissen fallen, um danach durch das Fenster in die dunkle Nacht zu starren. Ich wollte an mein Handy gehen, um Jax anzurufen, merkte aber, dass ich es in meinem anderen Zimmer vergessen hatte.
"Verdammt!", fluchte ich leise und erhob mich ziemlich unelegant. Barfuß tapste ich nach nebenan, schnappte mir schnell mein Handy und ein paar bequeme Klamotten, um sie gegen das hässliche Kleid zu tauschen. Mit diesen Dingen auf den Armen wollte ich gerade wieder zurückhuschen, hielt jedoch inne, als ich eine Gestalt im Türrahmen stehen sah. Sie schaltete das Licht an, sodass ich jetzt das strenge und wütende Gesicht meiner Mutter sehen konnte. Auf ihre Predigt konnte ich zu einer so späten Stunde verzichten.
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Er macht mich wahnsinnig!
RomanceAls Jax King an seine neue Schule kam, stank er nach Alkohol und Rauch. Seine Mitschüler blickten ihn nur angewidert an und fragten sich, wie dieser Typ, übersät mit Tattoos, es geschafft hatte auf ein Gymnasium zu kommen. Cleo hatte am Anfang diese...