Versöhnung?

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Es war schon später Nachmittag, als mein Handy sich wieder bei mir meldete. Ich erwartete, dass Jax mir endlich geantwortet hatte, aber zu meinem Unglück war es nur eine unbekannte Nummer - also wahrscheinlich Nils.

Unbekannt: Hi, Cleo! Meine Mutter hat mich gezwungen, dich anzuschreiben und zu fragen, wie es dir geht. Tut mir leid, wenn ich dich nerve. Nils

Wusste ich doch, dass er das nur sein konnte. Es wunderte mich auch nicht, dass seine Mutter das von ihm wollte. Umgekehrt wäre es genauso gewesen.

Allerdings schätzte ich seine Entschuldigung. Das hätten die anderen jungen Männer, denen ich vorgestellt wurde, nie gemacht. Vielleicht könnten wir ja eine Abmachung schließen, damit unsere Eltern Ruhe gaben. Ich glaube, dass wäre zu unser beider Interessen. Obwohl er ziemlich komisch war, würde ich mich doch lieber mit ihm treffen als mit irgendeinem selbstverliebten, arroganten Jungen. Ich entschied mich, ihm genau das vorzuschlagen und kurz darauf kam die kurze Antwort, dass er einverstanden war. Ich seufzte erleichtert, dass jetzt wenigstens dieses Problem in meinem Leben geklärt war. Das nächste, was ich gerne vom Tisch hätte wäre Problem Jax. Wenn er mir doch endlich antworten würde.

Ich staunte nicht schlecht, als wie auf Stichwort mein Handy klingelte. Es war aber nicht eine einfache Nachricht, sondern ein Anruf von niemand geringerem als Jax. Mein Puls beschleunigte sich auf das Zehnfache und jede Faser in mir spannte sich an.

"Hallo?", ging ich ran und hörte kurz darauf seine Stimme. Sie klang erschöpft, als wäre er gerade erst aufgestanden (was vermutlich auch der Fall war), und kratzig.

"Hey, Cleo. Es tut mir leid, dass ich erst so spät reagiere, aber..." Er zögerte kurz und murmelte dann weiter: "Ich war ziemlich dicht und hab Dinge getan, die... ich wollte das nicht, du musst mir glauben." Ein Hauch von Verzweiflung mischte sich mit seinen Worten.

Ich schwieg einfach, unsicher ob ich seine Entschuldigung annehmen sollte; unsicher, ob er es ernst meinte. Richtig überzeugen tat es mich noch nicht, weshalb ich so lange wartete, bis er weitersprach.

"Ich bin kein Junkie, ehrlich! Ein paar Freunde hatten mich eingeladen und sie haben mich dazu überredet. Ich weiß, dass es ein Fehler war." Er legte eine weitere Pause ein und wartete, ob ich etwas erwiderte, aber ich blieb weiterhin stumm. Ich hatte mir vorgenommen erst etwas zu antworten, wenn ich hundertprozentig davon überzeugt war, dass seine Entschuldigung ehrlich war und das alles eine einmalige Sache gewesen war. Ich wollte nicht nochmal verletzt werden.

"Ich..." Er zögerte und fuhr dann vorsichtig fort: "Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich nicht mit dir schlafen... wollen würde, aber ich will dich nicht bedrängen. Ich werde dir so viel Zeit geben, die du brauchst." Mein Atem stockte, als er das sagte. Einerseits schätzte ich seine Ehrlichkeit, andererseits machte es mir auch irgendwie Angst. Es bestätigte die Tatsache, dass er mit mir ins Bett wollte und ich war mir nicht sicher, ob ich ihm glauben konnte, dass er darauf warten würde, bis ich bereit war. Schließlich war er männlich und jung und somit ziemlich scharf darauf, mit Frauen zu schlafen, oder? Außerdem war ich mir nicht sicher, ob ich mein erstes Mal überhaupt mit ihm haben wollte. Er war bestimmt viel erfahrener als ich...

"Cleo?", fragte er sanft und seine Stimme ließ mir einen Schauer über den Rücken jagen. "Bist du noch dran?"

"Ja. Ja, bin ich." Es war, als würde ich aus einer Starre erwachen und räusperte mich kurz. Meine Gedanken rasten auf der Suche nach den richtigen Worten. "E-ehrlich gesagt, bin ich gerade etwas überfordert", stotterte ich und atmete tief ein und aus, um mich zu beruhigen. "Ich will das mit uns, aber ich weiß nicht... ich weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann." Mit jedem Wort wurde meine Stimme sicherer. "Gestern Nacht hat mir klargemacht, dass ich dich überhaupt nicht kenne."

Ich hörte ihn leise seufzen. "Ich verspreche dir, dass das eine einmalige Sache war. Bitte! Verzeih mir!" Die Tatsache, dass er mich jetzt förmlich anflehte, seine Entschuldigung anzunehmen, ließ mich schwer schlucken und schließlich einknicken. Ein Teil meines Verstandes schrie immer noch, dass ich das nicht tun sollte, aber ich sagte es doch.

"Okay, du hast eine letzte Chance."

Er atmete hörbar erleichtert aus. "Danke! Ich werde dich nicht enttäuschen."

Hoffentlich, dachte ich, aber sprach es nicht laut aus.

"Ich bin noch ziemlich fertig von gestern", erklärte Jax. "Aber, wenn du willst, können wir uns morgen treffen."

"Okay", antwortete ich zögerlich. "Ich muss aber erstmal schauen, ob ich meine Eltern dazu bringen kann, mich rauszulassen."

"Sag, du gehst zu einer Freundin", schlug er vor.

"Ja, mal gucken", erwiderte ich nachdenklich. Ich hatte eigentlich schon eine andere Idee im Kopf, die als Ausrede besser funktionieren würde.

"Ich warte dann in der Nähe der Kreuzung, von der die eine Straße zur Villa hochführt. Weißt du?"

Natürlich wusste ich, welche Stelle er meinte und stimmte zu. "Um halb drei?"

"Klingt gut." Ich hörte ihn durchs Handy lächeln. "Bis dann."

"Ja, bis dann."

Er legte auf und ich nahm das Gerät vom Ohr. Irgendwie kam mir alles noch immer surreal vor. Die Unsicherheit kam wieder hoch. Hätte ich vielleicht doch lieber 'nein' sagen sollen?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 19, 2020 ⏰

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