Kleiner Kuss - große Wirkung

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Der Mittwoch war viel zu schnell vergangen und der Donnerstag viel zu schnell da. Irgendwie hatte ich Angst vor dem Date, was dieses Treffen ja jetzt offiziell war. Mir gefiel das ganz und gar nicht. Wenn meine Eltern das herausbekamen, war ich tot. Sie würden niemals zulassen, dass sich ihre Tochter mit so einem Abschaum abgab. War Jax Abschaum? Nein, das ganz sicher nicht! Aber er nervte mich schon und hatte etwas Rebellisches an sich - vielleicht lag das aber auch nur an seinen Tattoos. Ich würde echt gerne wissen, wofür sie standen, aber ich verstand auch, warum er mir es nicht sagte. Es war wahrscheinlich sehr persönlich.

Meine Mutter fuhr mich heute zur Schule. Mein Herz pochte jetzt schon schnell und nervös wackelte ich mit den Beinen.

"Was ist denn mit dir los?", fragte meine Mutter da plötzlich und mein Kopf schnellte zu ihr.

"Wieso?", fragte ich unschuldig.

"Du siehst nervös aus."

"Ja, wir schreiben heute eine Englisch-Ex..." Ich hielt die Luft an. Hoffentlich hatte sie keinen Verdacht geschöpft. Mütter sollen ja angeblich wissen, was in ihren Kindern vor sich ging. Wenn das der Fall war, war ich geliefert.

Zum Glück ging sie nicht weiter darauf ein. Ob sie es hundert Prozent geschluckt hatte, war ich mir nicht sicher.

Ich blickte wieder aus dem Fenster und beobachtete verträumt die Regentropfen, die an der Scheibe hinunterliefen und auf die Straße prasselten. Wenn es weiter so schütten würde, konnten wir vielleicht gar nicht auf dieses Date gehen. Aber so schnell die kleine Hoffnung kam, so schnell verschwand sie auch wieder. Er hatte bestimmt einen Regenschirm dabei.

Meine Mutter hielt vor der Schule und ich verabschiedete mich von ihr. Sie lächelte mir nicht einmal zu, weshalb ich möglichst schnell aus dem Auto stieg und mit schnellen Schritten die Treppe hinunter zum Eingang der Schule ging. Scheiß Regen, dachte ich und rettete mich schließlich ins Trockene. Ich fuhr mir durch die feuchten Haare. Vielleicht hätte ich einen Regenschirm mitnehmen sollen. Ich betrachtete meine Spiegelung im Fenster und versuchte, mir irgendwie die Frisur zu richten.

"Keine Sorge!", ließ mich eine mir allzu bekannte Stimme herumfahren. "Du siehst wunderschön aus."

Ich lief rot an und konnte ihm nicht in die Augen sehen. Findet er das wirklich? Mich?! Er trat an mich heran und strich mir eine nasse Strähne hinters Ohr. Danach legte er mir zwei Finger unters Kinn und hob sanft meinen Kopf an, damit ich ihn ansah. An der Stelle, die er berührt hatte, kribbelte es und eine angenehme Wärme breitete sich in meinem Körper aus.

Seine Haare lagen ihm klatschnass auf der Kopfhaut, auf seiner Wange lief ein kleiner Wassertropfen herunter. Mehr instinktiv als alles andere strich ich sie weg. Er lächelte sanft und legte seine Hand auf meine. Sie war warm, obwohl er gerade von draußen kam.

"Du bist ja arschkalt", stellte er fest und legte seine andere Hand auch noch um meine, um sie zu wärmen.

"Es ist ja auch arschkalt draußen", nuschelte ich und er lachte leise in sich hinein.

"Da hast du Recht."

Er sah mir tief in die Augen und ich versank in seinen. Sie waren so wunderschön und strahlten eine besondere Wärme aus. Ich war wie in Trance; sie hypnotisierten mich und ich konnte nichts dagegen machen. Wieso hatte er bloß so eine Wirkung auf mich.

"Guten Morgen, Jax!", trällerte eine grelle Stimme neben uns und ich entriss ihm schnell meine Hände.

Der junge Mann seufzte und schloss die Augen, bevor er sich mit einem breiten, falsch aussehenden Lächeln zu Jennifer umdrehte. "Guten Morgen, Jennifer", sagte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. Anscheint ärgerte es ihn gewaltig, dass wir unterbrochen wurden, denn seine Hände waren zu Fäusten geballt. Ich war eher froh über die Unterbrechung. Dank ihr konnte ich mich etwas sammeln und tief durchatmen.

Er macht mich wahnsinnig!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt