Jax bringt mich in den Wahnsinn!!!

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Als ich am nächsten Tag den Jahrgangsstufen-Raum betrat, fiel mein Blick sofort auf Jax, der mit dem Rücken zu mir auf einem Sofa saß und sich mit ein paar Jungs unterhielt. Seine Haare waren heute zu einem kleinen Zopf nach hinten gebunden und er hatte den Sweater gegen ein enges, weinrotes T-Shirt getauscht. Als ich mich neben Lina und Emma in ein anderes Sofa fallen ließ, hatte er mich entdeckt und lächelte mir schief zu. Zaghaft erwiderte ich es und konnte nicht anders, als ihn zu mustern. Er hatte wieder eine Jogginghose an, sah allerdings bei Weitem nicht mehr aus wie ein Asozialer.

Mein Blick blieb an seinem Tattoo hängen. Wegen der kurzen Ärmel konnte man jetzt auch den oberen Teil erkennen. Waren das Federn? Auf seinem rechten Arm waren die auch zu sehen.

Plötzlich stieß mich jemand in die Rippen. "Aua!", beschwerte ich mich und blickte Emma böse an.

"Du starrt wieder", grinste sie.

"Und wenn", grummelte ich und widerstand dem Drang, mich wieder zu Jax zu drehen.

"Er starrt auch", stellte Lina fest, was dazu führte, dass ich jetzt doch zu ihm rüber sah. Und tatsächlich trafen meine Augen auf das Grün seiner. Jetzt war ich gefangen, stellte ich fest. Wie konnte man nur so schöne Augen haben?

"Jaxi!", trällerte da plötzlich eine Stimme und löste mich aus meiner Trance.

Er runzelte die Stirn und sah in die Richtung, aus der das Gekreische kam. "Nenn mich nicht so!", knurrte er bedrohlich, sodass Jennifer das Gesicht entglitt. Auch mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Er klang wie ein wildes Tier und machte mir Angst. Unsere Mitschüler, die sich in seiner Nähe befanden, drehten sich erschrocken zu ihm um. Meine Freunde und ich blickten uns mit großen Augen an.

"Tut mir leid", murmelte Jennifer komplett aus der Fassung. Ihr Selbstbewusstsein war verschwunden. Der Schönheitsqueen unserer Jahrgangsstufe hat es tatsächlich die Sprache verschlagen. Hatte diese arrogante Tusse auch echt verdient.

Ein bisschen war ich schon schadenfroh und freute mich, dass Jax sie so hat abblitzen lassen. Allerdings war meine Freude schnell verschwunden, als der schöne Junge sich auch entschuldigte. "Sorry. Nenn mich bloß einfach nicht so..., bitte." Er klang schon beinahe sanft und sofort wurde diese freudige Genugtuung gegen einen Stich in mein Herz ersetzt.

Jennifers Augen strahlten ebenfalls wieder mehr Selbstsicherheit aus und sie ging auf ihn zu. Jax kniff die Augen zusammen, ich konnte nicht erkennen, ob er jetzt wollte, dass sie mit ihm flirtete oder sie eher nervig fand. Zu meinem Missfallen ließ er es zu, dass sie sich an seinen Arm klammerte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Bei dem Gedanken daran, was es vermutlich war, musste ich würgen.

Jennifer hatte mit gefühlt jedem Jungen in ihrem Alter und älter mal eine Affäre gehabt; der gut aussah - versteht sich von selbst. Wie konnte man nur so oberflächlich sein?

Ich hatte nicht viel mit ihr zu tun, warum auch, wenn ich sie so verachtete; außerdem würde sie mich niemals beachten, da sie nur mit den Coolen abhing.

Jax war ihrer Ansicht nach richtig cool. So wie sie ihn ansah, hätte sie ihn bestimmt sofort auf dieser Couch vor aller Augen genommen, wenn er nur ein Wörtchen sagen würde. Zum Glück sagte er das nicht. Zumindest dachte ich, dass er es nicht sagte, denn Jennifers Gesichtsausdruck sah nicht gerade erfreut aus, nachdem Jax ihr etwas zurück geflüstert hatte.

Sie schnaubte gekränkt und stolzierte davon. Aufgeben würde sie denk ich noch lange nicht.

Als ich zurück zu dem jungen Mann sah, begegnete ich direkt wieder seinem Blick. Sein Lächeln wurde breiter und er zwinkerte mir kurz mit einem Auge zu.

Nicht darauf bedacht, dass er mich weiterhin beobachtete, stieß ich Emma in die Seite. "Da! Hast du es gesehen?", zischte ich und wies unauffällig Richtung Jax. "Er hat mir wieder zugezwinkert."

Sie blickte mich an und grinste von einem Ohr zum anderen. "Geh zu ihm hin!"

Ich lief rot an und nuschelte. "Ne... Lieber nicht." Meine Schüchternheit war wieder aus ihrem Loch gekrochen, in das ich sie immer versuchte, zu verdrängen. Gott sei Dank, klingelte es auch in diesem Moment, sodass Emma nichts mehr einwenden konnte, da ich aufsprang und mich schnell auf den Weg zu meinem Kursraum machte. Jedoch konnte ich nicht verhindern, dass ein kleiner Blick von mir nochmal hinüber zu Jax huschte.

Die ersten Stunden zogen an mir vorbei, während meine Gedanken immer wieder um den tätowierten, jungen Mann kreisten. Egal, was ich tat, er schlich sich immer wieder in meinen Kopf.

Dann waren die letzten beiden Stunden eingetroffen, bevor ich nach Hause konnte. Ich setzte mich in den Mathe-Kursraum auf meinen Platz in die letzte Reihe. Lina war auch schon da und musterte mich schmunzelnd.

"Was ist?", fragte ich irritiert.

"Nichts!", meinte sie unschuldig, aber ich sah an ihrem Lächeln, dass sie log.

Allerdings kam gerade ein anderes Problem auf mich zu. Das Problem hieß Jax und kam lässig grinsend auf mich zu geschlendert, bevor er sich auf den leeren Platz neben mir fallen ließ.

"Hi, Cleo!"

"Hi", erwiderte ich schüchtern.

Er stützte seinen Kopf auf die Hand und betrachtete mich mit seinen stechend grünen Augen.

"Seit wann so schüchtern?"

Ich lief purpurrot an und murmelte leicht beschämt: "Keine Ahnung..."

"Verunsichre ich dich?"

Mein Blick hätte ihn töten können. Ich hasste es, wenn man mich kritisierte. Diesen Punkt betreffend war ich genauso wie meine Eltern, die waren auch Perfektionisten.

"Ganz sicher nicht", blaffte ich ihn an und verschränkte die Arme vor der Brust. "Lass mich in Ruhe!"

Ich sah ihn nicht an, doch ich konnte spüren, dass er sich zu mir vorbeugte. Sein warmer Atem kitzelte die Härchen an meinem Hals und ich erschauderte.

"Willst du das wirklich?", provozierte er, als wüsste er genau, was für eine Wirkung er auf mich hatte.

Ich hörte mein Herz hyperschnell gegen meine Brust schlagen, mein Atem ging nur stockend, was ihm bestimmt auffiel. Meine Gedanken rasten in dem Versuch, eine schlagfertige Antwort zu finden.

"Lass es einfach", brachte ich mühsam heraus. "Sonst geh ich nicht mit dir aus."

Er lehnte sich grinsend zurück. "Wer hat denn hier was von ausgehen gesagt?"

Ich könnte schwören, dass ich noch röter wurde. "Du - du wolltest doch... Ach, vergiss es!"

"Also haben wir morgen ein Date?"

"Was?", zischte ich fassungslos.

"Hast du gerade selbst gesagt", meinte er unschuldig.

"Ich-" Argh! Er machte mich wahnsinnig. Hilfesuchend sah ich mich nach Lina um, doch die zuckte nur schmunzelnd mit den Schultern. Und sowas nannte sich dann beste Freundin.

Er macht mich wahnsinnig!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt