Aufgebracht lief ich in meinem großen Zimmer auf und ab und gestikulierte wild in der Luft herum.
"Ich komme hier nicht weg, Jax!", schrie ich schon fast in mein Handy. Meine Mutter wird gleich reinkommen, um zu gucken, ob ich ein für sie angemessenes Kleid anhatte und geschminkt war. Letzteres konnte ich überhaupt nicht leiden, es war als würde ich mein wahres Ich unter einer Maske verstecken.
"Und wenn...", setzte der junge Mann am anderen Ende der Leitung, doch ich unterbrach ihn ruhiger: "Nein... nein... ich glaube das wird heute nichts mehr. Tut mir leid. Tut mir leid, dass du umsonst hierher gefahren bist." Ich war wirklich traurig, dass es nicht klappte. Obwohl ich ein bisschen Bange vor der Party gehabt hatte, hatte ich mich doch auf den Abend mit Jax gefreut und vielleicht hätte ich sogar Spaß in dem Club gehabt.
"Ist schon okay", meinte er.
„Vielleicht ein anderes Mal", schlug ich vor, auch um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen.
"Ja... ja, okay." Ich hörte in tief seufzen. Es schien, ihn wirklich zu enttäuschen, dass ich nicht mitkommen konnte und ich fühlte mich noch schuldiger. Hoffentlich hatte ich ihm jetzt nicht die gute Laune verdorben. Er sollte feiern gehen und Spaß haben.
"Wollen wir dann nach dem Essen telefonieren?", fragte er.
"Gehst du nicht auf die Party?", erwiderte ich verwundert.
"Ne, ohne dich würde es keinen Spaß machen." Ich lief knallrot an und war froh, dass er es nicht sehen konnte.
"Du musst nicht... Wegen mir...", murmelte ich berührt. Er war so süß. Womit hatte ich das verdient?
"Ich will aber... Also telefonieren oder nicht?" Es gab Momente, in denen ich in seiner Nähe selbstbewusster denn eh und je war und dann gab es wieder solche Situationen wie jetzt. Alles in mir spielte verrückt und war total überfordert mit allem.
"Äh... Ja... Klar... gerne", stotterte ich und biss mir auf die Unterlippe.
Ich konnte ihn durchs Telefon lächeln hören. "Gut, dann wünsch ich dir viel Spaß mit den reichen Schnöseln. Bis später."
"Ja... Danke..." Er legte auf und ich atmete aus. Dieser Typ brachte mich um den Verstand.
Ich legte mein Handy weg und betrachtete mit gerümpfter Nase das Kleid, das auf meinem Bett lag. Es hatte lange Ärmel, die mit Spitze versehen waren. Der Rock war seidig und ging mir bis über die Knie. An sich hätte es sogar ganz hübsch ausgesehen, aber die Farbe machte alles zu Nichte. Rosa! Wieso ausgerechnet rosa?! Sie wusste doch, dass ich die Farbe nicht mochte. Musste sie mir dann ausgerechnet so ein Kleid kaufen? Das Blöde an der Sache war, dass es nicht ganz so hässlich war wie sonst immer – es war nicht abschreckend genug. Und heute sollte, glaub ich, auch ein potenzieller Bewerber um meine Hand kommen. Das Kleid würde ihn nicht genug abschrecken, befürchtete ich. Doch blieb mir etwas anderes übrig, als es anzuziehen? Ich musste doch meine Rolle als die brave Tochter beibehalten. Wobei? Musste ich das? Wenn ich jetzt aufhören würde, zu rebellieren, würden meine Eltern glauben, sie hätten diesen Teil in mir gebrochen. War das gut oder schlecht? Einerseits gut, weil ich dann bald wieder, mich frei bewegen durfte, aber andererseits würde ich dann für immer unter ihrer Gewalt stehen. Ich müsste jemanden heiraten, den sie für mich aussuchten, und irgendwann ihre blöde Firma übernehmen. Wenn ich jetzt aufhören würde, gegen sie zu kämpfen, würde ich mich bestimmt nie wieder dazu trauen. Okay, dann stand das fest. Ich würde aufhören vor ihren reichen, angesehenen Freunden, die brave Tochter zu spielen. Diese Zeiten waren vorbei!
Ich hatte beschlossen, das Kleid anzuziehen - nur damit fürs Erste meine Eltern keinen Verdacht schöpften. Mit erhobenem Kopf schritt ich in flachen Schuhen die Treppe hinunter. Eigentlich hatte ich High-Heels anziehen sollen, aber - nein! Beim besten Willen... - nein! In den Dingern konnte doch kein Mensch laufen! Unser Besuch war schon da, als ich den Speisesaal betrat. Es war die Familie Arnold. Sie besaßen irgendeine erfolgreiche Bank... glaub ich. Ich konnte mir das nie merken. Jetzt war ich mir nicht mal mehr sicher, ob das wirklich die Arnolds waren - scheiße! Hoffentlich konnte ich irgendwie vermeiden, ihre Namen sagen zu müssen.
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Er macht mich wahnsinnig!
RomanceAls Jax King an seine neue Schule kam, stank er nach Alkohol und Rauch. Seine Mitschüler blickten ihn nur angewidert an und fragten sich, wie dieser Typ, übersät mit Tattoos, es geschafft hatte auf ein Gymnasium zu kommen. Cleo hatte am Anfang diese...