Der nächste Morgen und die bittere Realität trafen Tōru hart als er am nächsten Morgen wach wurde. Allein. Noch immer roch es nach Kyudra und Sex. Er hatte einen gewaltigen Fehler gemacht. Keine Frage, der Sex war verdammt gut gewesen, wohl der beste den er je hatte. Doch das änderte nichts an der Tatsache, das es ein Fehler war. Sie hatten eine Grenze überschritten und konnten nicht wieder umkehren. Ihre „Trennung" würde nun um einiges merkwürdiger und vermutlich auch schmerzhafter für ihn werden, als er erwartet hatte. Er hörte das Rauschen der Dusche auf der anderen Seite des Flures als er aufstand und sich eine Boxershorts und ein T-Shirt überzog. Ein Blick auf sein Handy verriet ihm, dass sie sich noch im Zeitplan befanden. Um acht wollen sie losfahren, damit Kyudra genügend Zeit hatte sich für ihre Schicht im Restaurant fertig zu machen. Schnell riss er das Fenster auf und ließ sich den Kühlen Wind ins Gesicht wehen. Er musste ihren Geruch loswerden und wieder zu Verstand kommen. Doch wie sollte er sich ihr gegenüber verhalten? Wie würde sie sich verhalten? Noch nie in seinem Leben hatte er sich in so einer Situation befunden. Bislang war immer alles geklärt gewesen, bevor er mit einem Mädchen zwischen den Laken getollt war. Doch dieses Mal war gar nichts klar und das machte ihn wahnsinnig. Was würde sie jetzt von ihm erwarten? Doch was ihn noch viel mehr wurmte war der Umstand, dass er selbst nicht wusste was er von ihr wollte. Er war kein Typ für Beziehungen. Das war er noch nie gewesen. Wenige Wochen und sie war von ihm genervt gewesen oder er von ihr. Anders würde es mit Kyudra Uchiha auch nicht werden. Doch andererseits zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen, wenn er daran dachte sie bald nicht mehr jeden Tag sehen zu können, sie in seinen Armen zu halten und sie zu küssen. Er würde nie wieder ihr lustvolles Stöhnen hören oder einfach nur wie sie komplett harmlos seinen Namen sagte. All diese Zweisamkeit würde es nie wieder geben...
Kyudras Gedanken liefen Amok und daran konnte auch die kalte Dusche nichts ändern. Sie hatte wohl den größten Fehler ihres Lebens begangen in dem sie mit Tōru Oikawa im Bett gelandet war. Zugegeben, sie hatte noch nie so fantastischen Sex gehabt. Erst jetzt wurde ihr bewusst was sie vermutlich all die Jahre verpasst hatte. Doch ihre Beziehung war nicht mehr als ein Deal. Ein Deal um seine Eltern zu belügen. Und dieser Deal würde enden, sobald sie das Haus heute verlassen würden. Es war unausweichlich. Dennoch hatte sie sich von ihm verführen lassen. Nein, das war nicht richtig. Sie hatte es gewollt. Von Anfang an, wenn sie ehrlich war. Doch jetzt hatte sie ihr Herz komplett an ihn verloren. Aber er war kein Typ für Beziehungen. Das hatte sie vorher schon gewusst und er hatte es ihr des öfteren gesagt. Sie wusste ganz genau, dass sie ihn aus ihrem Herzen heraushalten musste. Doch es war ihr nicht gelungen...
Leise schniefend wischte sie sich über die Augen. Sie musste sich zusammenreißen. Seine Eltern durften nichts von ihrem Gefühlschaos merken, sonst wäre alles umsonst gewesen. Sie musste das Frühstück noch überstehen. Und die Rückfahrt nach Tokio. Das würden definitiv die längsten vier Stunden ihres Lebens werden...
Warum hatte sie das überhaupt noch mal getan? Ach ja... um die Feiertage nicht alleine verbringen zu müssen. Hätte sie es mal getan... wäre sie doch einfach in Tokio geblieben...
Die Stimmung zwischen Tōru und Kyudra war gelinde gesagt angespannt an diesem Morgen. Das veränderte Verhalten ihres Sohnes und seiner Freundin blieb natürlich auch den Eheleuten Oikawa nicht verborgen, doch sie blieben still. Sie tauschten lediglich besorgte Blicke aus. Paare stritten sich nun mal, vermutlich war es einfach nur das. Sie hofften es. Sie kannten Kyudra zwar erst seit wenigen Tagen, doch sie war ihnen ans Herz gewachsen. Die junge Studentin schien für sie wie gemacht für ihren sprunghaften Sohn zu sein. Dennoch wurden sie das Gefühl nicht los, dass etwas gewaltig nicht stimmte. Doch es blieb ihnen nichts anders übrig als die beiden schließlich zu verabschieden und ihnen alles Gute zu wünschen...
Die Stimmen aus dem Radio und die gelegentlichen Ansagen des Navigationssystems waren das einzige was in Kyudras Auto während der vier Stunden zu hören war. Sie hatte keinen Bedarf mit Tōru über die Situation zu sprechen und dem Setter schien es genauso zu gehen. Sie machte keine Pause, fuhr einfach durch. Je schneller sie ihn wieder loswurde, desto besser. Das Wetter war besser als noch vor drei Tagen und auch der Verkehr war angenehmer. Alle saßen jetzt bei ihren Familien. Keiner war mehr unterwegs...
Als sie seine Wohnung schließlich erreichten parkte sie ihren Wagen, ließ den Motor jedoch laufen. Sie wollte auch auf den letzten Metern kein Gespräch mit ihm beginnen. „Vielen Dank noch einmal für alles Kyudra" sagte er nach einer Weile der Stille leise. Der Umstand, dass er sie wieder mit ihrem vollen Namen ansprach, ließ die darauf schließen, dass er genauso wenig wusste wie er jetzt mit ihr umgehen sollte wie sie mit ihm. „Ich schulde dir etwas." „Tust du nicht" gab sie leise zurück. Ihr Herz würde es nicht aushalten, wenn sie ihn noch einmal wiedersehen müsste, nur weil er sich revanchieren wollte. Am Besten führte er sie noch aus und sie würden wieder gemeinsam im Bett bleiben. Nein danke, da verzichtete sie lieber. Ein Seufzten war zu hören und er öffnete schließlich die Tür. „Machs gut Kyudra" sagte er leise und stieg aus. „Du auch Tōru" gab sie ebenso leise zurück. Sie wartete noch einen Moment bis er seine Tasche aus dem Kofferraum geholt hatte, dann fuhr sie davon. Ihrem finalen Heartbreak-Christmas entgegen...
Sein Herz schien in tausend kleine Teile zu zerspringen als er den Rücklichtern ihres Autos hinterher sah und er wusste direkt, dass er einen riesigen Fehler gemacht hatte. Warum hatte er nicht mit ihr gesprochen? Darum gekämpft, dass sie ihnen eine Chance gab? Er hatte es verbockt und jetzt war es zu spät. Natürlich hatte sie das Gespräch nicht gesucht. Sie wusste um seinen Ruf, außerdem hatte er ihr oft genug gesagt, dass er kein Typ für Beziehungen war. Welche Frau würde also um so jemanden wie ihn kämpfen wollen? Genau, keine. Es wäre seine Aufgabe gewesen sie davon zu überzeugen, dass er sich ändern könnte. Für sie. Doch er hatte es nicht getan. Er hatte die eine Frau, die es als einzige geschafft hatte sein Herz zu berühren, ziehen lassen.
Seufzend schüttelte er den Kopf und betrat das Gebäude, das er derzeit sein Zuhause nannte. Doch auch als er seine eigenen vier Wände endlich erreicht hatte, verschwand die Leere in seinem Inneren nicht. Konnte man einen Menschen tatsächlich so schnell vermissen? „Ey Loserkawa. Wie ich sehe lebst du ja noch." Die Stimme seines Mitbewohners drang an seine Ohren und er stöhnte genervt. „Was willst du?" Erstaunt über die rauen Worte des Braunhaarigen blieb Iwaizumi im Türrahmen der Küche stehen und sah seinen Kumpel entgeistert an. „Was ist denn bei dir passiert?" wollte er skeptisch wissen. „Ich habe es verbockt Iwa-chan. Einfach richtig verbockt" antwortete Tōru kryptisch und ließ den Schwarzhaarigen dann einfach stehen. Neben seinem frisch gebrochenen Herzen konnte er sich also jetzt auch noch auf eine Standpauke von seinem besten Freund gefasst machen... Konnte dieses Weihnachtsfest eigentlich noch schlechter werden?
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✩ Faking Christmas ✩ (Oikawa x OC) [ABGESCHLOSSEN]
FanfictionTōru hatte ein gewaltiges Problem. Durch eine unbedachte Antwort auf eine Nachricht von seinem Neffen, glaubt nun seine ganze Familie, dass er eine Freundin hätte. Zu allem Überfluss hat seine Mutter sie über die Feiertage nach Hause eingeladen. Fie...