✩ 20. Kapitel ✩

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Am Morgen des ersten Weihnachtstages erwachte Kyudra mit fürchterlichen Kopfschmerzen. Langsam setzte sie sich auf und rieb sich ihre schmerzen Schläfen. Es war noch dunkel draußen, nur das Licht der Straßenlaternen erhellten den Raum ein wenig. Sie war allein. Für den Moment wusste sie nicht ob sie darüber erleichtert sein sollte oder nicht. Sie versuchte ihre Gedanken wieder etwas zu sortieren. Sie erinnerte sich an das Essen, das Geschenke austauschen, den Wein...
Ein genervtes Stöhnen kam über ihre Lippen. Kein Wunder, dass sie Kopfschmerzen und einen Filmriss hatte. Sie hatte getrunken... Dabei vertrug sie absolut nichts. Das war schon immer so gewesen und der gestrige Abend hatte ihr diesen Umstand noch einmal deutlich vor Augen geführt. Doch bevor sie komplett in Selbstmitleid versinken konnte, wurde die Tür zum Flur vorsichtig geöffnet. Tōru steckte seinen Kopf herein und als er sie sah schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht. „Gut geschlafen Dornröschen?" fragte er amüsiert und trat ein. Die Tür ließ er offenstehen um etwas Licht in den Raum zu lassen. Die Deckenbeleuchtung ließ er zu ihrer Freude jedoch ausgeschaltet. „Geschlafen ja... aber ich habe Kopfschmerzen" brummte sie leise. Mit einem mitleidigen Lächeln setzte er sich vor sie auf das Futon und reichte ihr ein Glas Wasser und eine Schmerztablette. „Tut mir leid Kyu. Wenn ich gewusst hatte wie extrem du auf Alkohol reagierst, hätte ich meine Mutter davon angehalten die einfach so etwas einzuschenken." „Schon gut" meinte die Kleinere abwinkend nachdem sie die Tablette heruntergespült und das ganze Glas geleert hatte „Es ist meine Schuld. Ich hätte es ja nicht trinken müssen." Als sie daraufhin ihren Blick senkte, blieb dieser zum ersten Mal an den Klamotte hängen, die sie trug. „Warum trage ich Sachen von dir?" fragte sie verwundert und sah Tōru wieder direkt an. Sie war sich nicht genau sicher, aber sie meinte zu erkennen, dass sich ein Rotschimmer auf seinen Wangen bildete. „Ich wusste nicht wo du deine Sachen zum Schlafen hast, daher habe ich dir welche von meinen gegeben" erklärte er mit einem etwas gequält wirkenden Lächeln. „Verstehe" murmelte Kyudra leise „Habe ich dir viele Probleme gemacht?"

Bei dieser Frage versteifte der Setter sich sofort. Was sollte er ihr darauf antworten? Wir hätten es fast miteinander getrieben, da du so geil warst? Nein, das wäre eine wirklich schlechte Idee. „Alles gut Kyu. Du bist eine sehr pflegeleichte Betrunkene" sagte er stattdessen und lächelte sie bemüht lässig an. Ganz gelogen war diese Aussage immerhin nicht. Bis zum Umziehen war sie das ja auch tatsächlich gewesen. „Da bin ich erleichtert... Ich hatte schon befürchtet ich würde etwas verraten" murmelte sie leise und schüttelte sachte den Kopf. Doch sofort verzog sie vor Schmerzen das Gesicht. „Wir sollten etwas gegen deine Kopfschmerzen unternehmen Kyu. Was hältst du von einem Spaziergang? Die kühle Luft wird dir guttun." Er war sich nicht sicher warum er diesen Vorschlag überhaupt machte. Eigentlich hatte er sich vorgenommen auf Abstand zu bleiben. Doch dieser mitleiderregende Zustand ließ sein Herz wieder erweichen. Außerdem würde sie sich sehr dicke Klamotten anziehen bevor sie rausgingen. Dann konnte er ihren schönen Körper nur noch erahnen und alles wäre gut. „Das klingt gut" antwortete sie nach einigem Überlegen leise „Wie spät ist es überhaupt?" „Kurz vor acht." „Wann kommen deine Verwandten noch mal vorbei?" „Gegen zwölf. Wir haben also noch vier Stunden dich wieder fit zu kriegen." Zaghaft nickte sie als er sich schließlich wieder erhob. „Zieh dich warm an, Kyu. Es ist kalt heute in Miyagi." Damit verließ er sein Zimmer wieder und verschloss die Tür zum Flur hinter sich.

Zehn Minuten später kam Kyudra warm eingepackt unten bei der Eingangstür an. Dabei sah sie genauso elend aus wie sie sich fühlte. „Ich sehe aus wie ein Zombie" murmelte sie leise als sie sich ihre Mütze aufsetzte und die Handschuhe überzog. Es hatte über Nacht tatsächlich wieder angefangen zu schneien und alles war mit einer frischen weißen Schicht überzogen. Als sie sich zu Tōru umdrehte trat er einen Schritt auf sie zu und legte seine großen Hände an ihre Wangen. Sofort durchzog ein warmes Kribbeln ihren Körper, das sie aber gleich darauf schob, dass sie in dicker Winterkleidung im Haus stand. „Du siehst nicht aus wie ein Zombie, Kyu" sagte er lächelnd „Du bist wunderschön." Ihr Herz geriet durch seiner Worte wiedereinmal ins stolpern und als er ihr dann auch noch einen kurzen, aber innigen Kuss auf die Lippen drückte, blieb es für einige Sekunden stehen. Als er sich wieder von ihr löste schnappte er sich grinsend ihre Hand und sie traten gemeinsam nach draußen. Die Kälte schlug ihr sofort entgegen, doch Kyudra war von innen heraus warm. Sie fühlte sich durch seine Worte sehr geschmeichelt, doch sie ging davon aus, dass er es nur zu ihr gesagt hatte da eine Eltern in Hörweite waren. Vermutlich stand seine Mutter, neugierig wie sie nun mal war, sogar im Flur und hatte sie beobachtet. Ja, so wird es gewesen sein...

✩ Faking Christmas ✩ (Oikawa x OC) [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt