"Scheiße, Mann! Was ist dein Problem?"
Mit aller Kraft versuchte Victor, den breiten Unterarm von seiner Brust zu entfernen, doch der Körper von diesem David gab in Sachen Kraft nicht viel her. Schon nach wenigen Versuchen, die in ihm das Bild von einer Maus erzeugten, die versucht aus den Fängen eines Tigers zu fliehen, zitterten seine Arme und brannten wie Feuer.Der Besuch bei der Großmutter hatte sich ewig gezogen, und obwohl Victor mehrere Versuche gestartet hatte, sich heimlich wegzuschleichen, saß er letztendlich trotzdem in dieser fremden Familie fest. Einmal, als er behauptet hatte auf die Toilette zu müssen, hatte sich spontan Luke angeschlossen, und als er es dann einige Zeit später erneut unter demselben Vorwand versucht hatte, war Jeanettes Antwort gewesen: "Du warst doch gerade erst!" Und es hatte nicht in seinem Interesse gelegen, eine Darmerkrankung vorzutäuschen.
Ein Knall. Die Ohrfeige traf ihn nicht unerwartet, aber unvorbereitet. Er hatte nicht gedacht, dass es noch Menschen hab, die mit der Rückhand schlugen.
Respektlose Mistkerl.
"So redest du nicht mit mir!"
George hatte sich vor Victor aufgebaut. Der Andere war kleiner als Victor es war, und er wusste nicht so recht wohin mit sich. Sich verteidigen schien unmöglich mit dem Defizit an Muskelmasse, das David vorzuweisen hatte. Aber er war nicht der Typ, der Menschen wie George einfach damit durchkommen ließ.
"Dann lass' deine verfickten Finger von mir!", spuckte Victor also aus und legte so viel Verachtung in seinen Blick, wie nur möglich. Dann startete er einen Versuch, George wegzuschieben.
Die nächste Ohrfeige warf ihn zu Boden."Du warst gestern frech zu mir, und heute beleidigst du mich auch noch." Victors Kopf brummte, er hörte eine Stimme von weit entfernt und einen hohen, pfeifenden Ton. "Ich hab' dir gesagt, dass du mit Konsequenzen leben musst, wenn du dich weiter so aufführst." Ein lautes Dröhnen überschattete alles, was Victor wahrnahm, doch dann klärte es sich wie eine vorbeiziehende Nebelwand und mit einem Mal brannte eine ungezähmte Wut in ihm. Schnell hatte er sich auf die Knie gestoßen rammte seine Faust mit aller nur erdenklichen Kraft zwischen die Beine des Kotzbrockens vor ihm, der sofort aufschrie.
"Du Drecksschwuchtel! Das wirst du bereuen!"
"Ja?", keuchte Victor und stemmte sich mit dröhnenden Schädel auf die Beine, "Fick' dich einfach, alter Mann!" Er wusste, dass er keine Chance hatte, sollte er versuchen George umzuhauen. Also begnügte er sich vorerst damit, ihm zielgenau aufs Nasenbein zu schlagen und dann an ihm vorbei zur Tür zu greifen, sie aufzuziehen und George hindurch zu drücken.Erschöpft schob er die beiden metallenen Riegel vor, deren Zweck er gerade schmerzhaft erläutert bekommen hatte. Er fasste sich an die Schläfe und war für einen Moment irritiert, als er die Locken an seinen Fingerspitzen spürte. Müde schloss er dann die Augen.
Was für ein beschissener Tag.
Davids Mutter rief zum Abendessen, aber er hatte keinen Hunger.
Plötzlich wusste er, wieso David so schmächtig war.
Er war sich auf ein mal sicher, dass, falls David in seinem Körper gelandet war, dieser einen besseren Tag gehabt haben musste.----
11 Stunden zuvor- in einer Wohnung in der StadtmitteEs klopfte und David schreckte auf.
Wie viel Uhr war es? Schon Mittag? Wann würden sie zu Oma fahren?War das George?
Aber als er seine Augen öffnete und einer kahlen, grauen Wand entgegenblickte, war er zugleich erleichtert, als auch verwirrt.
"Vic, komm schon, es ist halb 10!"
Es war eine fremde Frauenstimme, die durch die geschlossene, dunkle Türe drang. Mit gerunzelter Stirn richtete David sich langsam auf, seinen Blick bedächtig auf seine Umgebung konzentriert. Ein kleiner, grauer Raum mit einem Stuhl voller Klamotten und einem Nachttisch rechts neben dem Bett, in dem er lag. Es roch muffig, die Bettwäsche war rau, als wäre sie nicht mit dem Trockner getrocknet worden, sondern an der Luft. Er sah an sich herab. Kein Oberteil, einige rote Striemen über seiner Brust, die viel muskulöser war, als er es in Erinnerung hatte, und ein unangenehmes Ziehen in seinem Hintern veranlasste ihn dazu, seine Sitzposition einige Male zu ändern.
So langsam drang zu ihm durch, was passiert war, und sofort kribbelte es unter seiner Haut, als liefen tausende kleinste Feuerameisen dort herum.
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The ME inside of YOU (boyxboy)
Teen FictionVictor war stur und kühl, David war warm und belebt. Der Stripper und der Kunststudent. Der Ruhige und der Offene. Als sie auf einmal ihre Körper tauschten, war plötzlich nichts mehr wie vorher. Zum ersten Mal überlegte David, ob er schwul sein könn...