Donnerstagmorgends wachte Victor zum ersten Mal in dieser Woche tatsächlich neben David auf. Sonst war der Lockenkopf immer früher wach gewesen und hatte das Frühstück vorbereitet, oder wenn Victor sehr lange geschlafen hatte, war er bereits in der Uni verschwunden. Aber an diesem Morgen blickte er dem engelsgleichen Gesicht von David entgegen, eingerahmt von wirren, hellbraunen Locken, die so lang geworden waren, dass David sie beinahe in einem Pferdeschwanz zusammenfassen konnte, und Alice ihre Freude daran fand, ganz eng an seinem Kopf Zöpfchen zu flechten.
Victor zog die Decke etwas höher. Das Fenster war gekippt und draußen wütete ein morgendliches Herbstgewitter, was eher untypisch war. Ein sonderbarer Morgen. Kein Handywecker, David im Bett, ein Gewitter. Victor wagte kaum, sich zu bewegen.
Aber dazu war er ohnehin zu schläfrig. Träge hielt er abwechselnd ein Auge offen, um David weiter anzusehen, aber seine Sicht blieb verschwommen und müde, als hätte er nur wenig geschlafen.
Dabei war das Gegenteil der Fall. Er hatte deutlich mehr als 8 Stunden Schlaf hinter sich, sein Kopf dröhnte nicht vom Schlafmangel und er hatte seinen Traum zu Ende träumen können, auch wenn die Handlung ihm einfach nicht mehr einfallen wollte. Seine Gedanken fühlten sich genauso benieselt an wie der Boden vor dem gekippten Fenster es war.David wachte mit einem Blinzeln und einem besonders tiefen Atemzug auf. Sofort fühlte Victor sich wacher. Die schläfrige Atmosphäre machte dem Glück Platz, das Victor empfand.
Verdammt, er hatte sich verliebt. Und es wurde ihm so heftig vorgehalten, jedes Mal, wenn er neben David aufwachte oder ihn küsste.
"Keine Uni heute?", fragte Victor mit rauer Stimme und streckte seinen Hals, um einen morgendlichen Kuss abzubekommen. David gab ihn ihm, aber hielt die Lippen geschlossen, weil er Angst hatte, dass Victor von dem Morgen-Muffel-Mundgeruch angeekelt sein könnte. "Nein. Ein Meteorit ist auf meine Uni gefallen und ich kann leider nicht hin.", grinste David breit und schloss nochmal für einen Moment die Augen.
"Du schwänzt? Ist das mein schlechter Einfluss?", fragte Victor gähnend und strich David die verlockend glänzenden Locken aus dem Gesicht. "Ist bestimmt dein schlechter Einfluss.", nuschelte David zustimmend, gab ein paar mal den Ansatz eines trägen Lachens von sich und blieb dann ruhig. Victor kniff die Augen zusammen. "Hey, nicht wieder einschlafen! Das ist unfair!" David öffnete nur ein Auge, und das auch nur langsam. "Unfair?"
Victor nickte und küsste sanft Davids Wange zu seinem Ohr und dann zu seinem Hals. "Ich bin wach. Du darfst also nicht mehr schlafen."Victor kam David vor wie ein kleines Kind, was ihn zum Grinsen brachte. Er öffnete beide Augen und reckte den Kopf ein Stück, um Victor Platz an seinem Hals zu machen. Genießend brummte er vor sich hin. Was eine Art, aufzuwachen.
Er fragte sich manchmal, wie er hier her gelangen konnte. Die Erinnerung an seinen ersten Eindruck von Victor war beinahe verblasst, aber auf eine seltsame Weise erinnerte er sich daran, dass der ganz anders gewesen war, als jetzt. Als könnte er nicht mehr visualisieren, wo zwei Bäume standen, aber wäre ganz sicher, dass sie 5 Meter Abstand hatten."He, Vic." , sagte er schläfrig und Victor hob sachte seinen Kopf. "Als wir die Körper getauscht haben hast du doch sicher anders von mir gedacht als jetzt. Wieso bist du trotzdem mit mir auf ein Date gegangen?"
Victor dachte keine Sekunde darüber nach.
"Wieso bist du in meinem Club aufgetaucht, obwohl du meinen Lebensstil offensichtlich beschissen fandest?"
David war überrascht. Die Frage hatte er sich noch nicht gestellt, und sowas kam selten vor. "Weil du mir nicht aus dem Kopf gegangen bist, egal wie sehr ich es versucht habe." Sein Körper wurde ganz warm, als er das aussprach. Er wollte davon ablenken, weil er befürchtete, dass Victor das spüren könnte, und wiederholte, nicht ohne Interesse: "Und wieso bist du mit mir auf ein Date?"
Victor lächelte. "Weil du im Club warst."
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The ME inside of YOU (boyxboy)
Teen FictionVictor war stur und kühl, David war warm und belebt. Der Stripper und der Kunststudent. Der Ruhige und der Offene. Als sie auf einmal ihre Körper tauschten, war plötzlich nichts mehr wie vorher. Zum ersten Mal überlegte David, ob er schwul sein könn...