Victor war unruhig.
Den ganzen Morgen tigerte er schon ziellos durch die Wohnung, unsicher, wie er diese Anspannung loswerden sollte, die plötzlich in seine Glieder griff.
Er hatte sich einen Tee gemacht. Bis Alice aufgestanden war, hatte er die ganze Kanne getrunken.Sie fand ihn in der Küche, auf und ab gehend, verzweifelt an einem Lolli saugend als würde er so mehr zu einer Zigarette werden. Alice griff nach ihrer Schachtel, aber ließ wieder los, als sie seinen Blick sah.
"Scheiße, beruhig dich mal. Es sind nur Mama und Papa."
Seine Nervosität fing an, auch sie zu beunruhigen."Es sind nicht nur Mama und Papa. Ich kann nicht glauben, dass ich David mitnehme. Vielleicht war das ein Fehler."
"Oh Gott, du hörst dich schon an wie er." Sie beschloss, das Frühstück heute selbst in die Hand zu nehmen und verdrängte ihn von der Fläche vor dem Herd. Was sollte sie machen? Sie fand Aufbackbrötchen.
"Was meinst du?" Victor hatte sich gesetzt und wippte mit dem Knie. Er brach mit den Zähnen Splitter von dem Lolli ab. Zitronengeschmack."Du denkst zu viel. So wie der Kleine."
"Er ist 20."
"Und du bist 22 und verhältst dich als müsstest du gleich in die Hölle einmarschieren und dem Teufel gegenüberstehen. Es sind unsere Eltern. Mum hätte dich nicht eingeladen, wenn sie dich nicht sehen wollte.""Genau.", murrte er sarkastisch. "So wie sie mich an ihrem letzten Geburtstag ja auch sehen wollte." Er starrte vor sich hin. Alice seufzte und setzte sich vor ihn, während der Ofen vorheizte.
"Vic. Du weißt doch, wie sie ist. Und Dad... vielleicht hält der die Klappe, wenn viele Menschen dabei sind. Das ist anders als Weihnachten."
Es war in so vielerlei Hinsicht anders, dass Victor sich für einen Augenblick tatsächlich erlaubte, Alice zu glauben.-- 1 einhalb Stunden vor dem Geburtstag --
Als David die Treppen zu der Wohnungstür empor stieg, kamen ihm die Geschwister entgegen. Alice umarmte ihn zur Begrüßung, aber Victor blieb für eine Sekunde unschlüssig stehen. David zog eine Augenbraue hoch. "Ist was?"
"Der scheißt sich gleich ein.", grinste Alice und ging an den beiden vorbei. Aber Victor verdrehte die Augen. "Das stimmt nicht. Es ist nur... Du siehst... anders aus." David stieg die zwei Stufen, die sie voneinander trennte, hinauf und küsste ihn. "Du auch. Du warst beim Friseur." Victor brachte ein halbes Grinsen zustande. "Stimmt, ja." Dann fand er seinen Mut wieder. "Du siehst gut aus, wollte ich damit sagen. Richtig gut." Hm, vielleicht nicht das wortgewandteste, was er je gesagt hatte.Sie stiegen in den Mietwagen, den Alice besorgt hatte. David saß hinten, die Geschwister saßen vorne. Es lief Musik, aber nur im Hintergrund. Das Gespräch war flüssig, aber sehr einfach. Genau das, was alle drei brauchten, um ihre Nerven zu beruhigen.
Die Fahrt zog sich eine Weile. Mitsamt Stau und einer falsch genommenen Ausfahrt brauchten Sie beinahe zwei Stunden. David spähte aus dem Fenster, als sie in das Wohngebiet eines kleinen Dorfes einbogen und versuchte, sich auszumalen, in welchem Haus Victor wohl aufgewachsen sein könnte. Er stellte sich einen Garten vor. Oder eine Garage mit vielen aufregenden, aber verbotenen Dingen, die einem Kind richtig Spaß machten. Er dachte an seinen Dad, und wie er immer irgendwas repariert hatte.Sie hielten vor einem gelben Haus, das etwas abseits stand. Es war größer als die anderen, und das Grundstück verlief augenscheinlich weit nach hinten. David wurde mulmig zumute.
"Da wären wir.", meinte Alice und stellte den Motor ab. Sie stieg aus und ging zum Kofferraum, um das Geschenk zu holen, das sie alle drei gemeinsam schenken wollten.
"Da wären wir.", wiederholte Victor und seufzte. Er fuhr sich übers Gesicht und David bekam das Gefühl, dass er irgendetwas sagen sollte. Er entschied sich für: "Es wird bestimmt gut werden.", und sah nochmal auf sein Handy. Sie waren zu spät. Kein guter erster Eindruck.
Dann steigen auch die beiden aus und folgten Alice zur Haustüre.
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The ME inside of YOU (boyxboy)
Teen FictionVictor war stur und kühl, David war warm und belebt. Der Stripper und der Kunststudent. Der Ruhige und der Offene. Als sie auf einmal ihre Körper tauschten, war plötzlich nichts mehr wie vorher. Zum ersten Mal überlegte David, ob er schwul sein könn...