"Das hört sich wirklich gut an... aber bist du dir sicher, dass sie den Kotzbrocken damit gemeint hat?" Victor und David gingen nebeneinander her durch die Straßen der Stadt, wie sie es oft taten, wenn sie nicht wussten, wohin. David fröstelte ein wenig, ließ es sich aber nicht anmerken. "Ich weiß nicht, ich denke schon. Ich werde sie morgen darauf ansprechen.", erklärte er und sah auf die Uhr. Es war inzwischen schon kurz nach zwölf, und sein Haus war nur ein paar wenige Straßen entfernt. "Ich begleite dich.", sagte Victor, als hätte er seine Gedanken gelesen. David nickte lächelnd. Einige Schritte gingen sie schweigend nebeneinander her. Die Stadt war ruhig zu dieser Zeit, die Hauptstraße war weit genug entfernt, um nur ein nebensächliches Rauschen zu sein, und die Laternen strahlten ein warmes Licht aus, dass alles irgendwie leuchten ließ.
"Oh,", stieß der Ältere plötzlich aus und David zuckte zusammen. "hab ich voll vergessen, sorry." David sah zu ihm, wie er in seinen Jackentaschen kramte und schlussendlich seinen Geldbeutel herauszog. "Hier. Für die Drinks." David wehrte ab. "Victor, wirklich, nein. Das hatten wir schon mal, ich bin alt genug, um meine Drinks selbst zu bezahlen." Victor blieb stehen, schnappte Davids Hand und drückte den Schein hinein. "Und ich sags nochmal: Du hast nicht für die Drinks, sondern für mich bezahlt, und das will ich nicht." Widerwillig steckte David das Geld ein. "Na gut. Aber so oft, wie du jetzt schon für mich bezahlt hast, schulde ich dir bestimmt mehr als ich hab." "Scheißegal. Du bist Student, ich arbeite. Das ist gut so." Seufzend nahm David Victors Hand und ließ sie ein wenig nach vorne und hinten schwingen.
Victor lächelte eins seiner seltenen Lächeln. Vor ihnen tauchte die Kreuzung zu Davids Straße auf. "Hey, wo wir gerade von Drinks reden...", begann Victor, die Chance auf eine unglaublich schlechte Überleitung nutzend. "... wollte ich fragen, ob du vielleicht, naja... Bock hättest mit mir auf den Geburtstag meiner Mum zu gehen." Überraschte sah David zu ihm auf. "Warte. Ich soll deine Familie kennenlernen?" Victor konzentrierte sich weiter auf den Weg. Er wusste nicht, ob das zu früh war, wo sie doch noch nicht mal ausgesprochen hatten, was sie waren. Und er fragte sich, ob David die Einladung unangenehm war. In seinem Blickfeld tauchte das hellgelbe Haus auf, das sie ansteuerten.
"Ich meine, ja. Nur wenn es für dich ok ist, natürlich. Ich meine, wir haben noch nicht... darüber geredet."
David schwieg für einen Moment. Victor fasste das als Unsicherheit auf und fuhr fort: "Ich meine, es werden viele Leute da sein, is also nicht auffällig wenn ich mit einem... meinem..." Er wusste nicht weiter. Seinem Freund? Einem Freund? Einem Bekannten? Einem Typ den er datete? Er ärgerte sich. Normalerweise war er überhaupt nicht auf den Mund gefallen. Ohne Probleme konnte er wildfremde Menschen zu einem Quicky auf der Toilette überreden, oder bei einem Cocktail ins Gespräch kommen. Aber mit David war das anders. Manchmal hing sein Gehirn in Davids Anwesenheit an jedem einzelnen Wort, das über seine Lippen kam. Zum Beispiel jetzt. "Ich meine, wenn du... mit.. mir..."David erlöste ihn von seinen Qualen, indem er vor seinem Haus stehen blieb und sich Victor zu wand. "Natürlich will ich mit. Als was auch immer..." sie sahen sich an und wussten beide, dass sie nicht "was auch immer" waren. Victor fand seine Sprache wieder. "Komm als mein Freund mit. Als mein fester Freund." David grinste. "Bin ich denn dein fester Freund?" Victor küsste ihn, und allein die Vertrautheit von diesem Kuss müsste alle Fragen beantworten. "Seit dem 4. Date ungefähr.", antwortete Victor dann und David schmunzelte. "Das Date in dem schrecklichen Cafe mit den Katzen und dem süßen Kaffee?" Sie lachten beide.
Es war kalt und nieselte inzwischen ganz leicht, obwohl es auch einfach dichter Nebel sein könnte, den sie spürten. Jedenfalls froren beide und als David die Haustüre aufschloss, drehte er sich um und fragte: "Willst du mit rein kommen?" Zögernd antwortete Victor: "Kriegst du keinen Ärger?" David zuckte mit den Schultern. "Der Ärger war vorhin was trinken. Wenn er einen sitzen hat, schläft er besonders fest und lang. Er wirds nicht merken. Und ist ja auch nur kurz, um dich aufzuwärmen." So unterkühlt fühlte sich Victor zwar nicht, aber er willigte trotzdem ein. Nichts zog ihn an diesem Abend nach Hause.
DU LIEST GERADE
The ME inside of YOU (boyxboy)
Teen FictionVictor war stur und kühl, David war warm und belebt. Der Stripper und der Kunststudent. Der Ruhige und der Offene. Als sie auf einmal ihre Körper tauschten, war plötzlich nichts mehr wie vorher. Zum ersten Mal überlegte David, ob er schwul sein könn...