Kapitel 33 - Traumblase

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Er hatte keine Ahnung, wie lange sie küssten, doch als sie sich wegen Luftmangel widerwillig voneinander lösten, grinsten sie sich leicht dümmlich, aber überglücklich an.

~Du hast recht, die Aussicht ist wirklich wunderschön.~, murmelte er mit heißen Wangen, während er Magnus verträumt ansah.

Dieser lächelte ihn überrascht an, während er sogar leicht rosa anlief. Das sah so süß aus, dass Alec ihre Lippen erneut verband, dieses Mal etwas sanfter.

~Ich habe eigentlich etwas anderes gemeint.~, kicherte er vergnügt.
~Was könnte schöner sein als du?~, fragte Alec weiter, dankbar, dass er das über die Lippen brachte, ohne zu stottern.

Wahrscheinlich war das langsam absinkende Adrenalin Schuld daran, dass er auf einmal so mutig war.

Wieder wurde Magnus leicht rot, was man aber bei seinem Teint nicht besonders gut sah, aber dafür strahlten seine Augen pure Glückseligkeit aus. Alec sollte versuchen, ihm öfters Komplimente zu machen.

~Natürlich nichts.~, antwortete er im Versuch, seine Fassung zurückzugewinnen, auch wenn das schnelle Klopfen seines Herzens Bände sprach.

Sie lagen noch eine Weile übereinander und küssten sich liebevoll, aber irgendwann musste er sich aufrichten, weil er Magnus sonst mit seinem Gewicht wohl zerquetscht hätte.

So saß dieser jetzt zwischen seinen Beinen und an seine Brust gelehnt, während sie die Landschaft vor und unter sich bestaunten.

Sie war wunderschön.
So abweisend und kalt sie von unten auch ausgesehen haben mochten, jetzt strahlten die grauen Berge eine beruhigende und ursprüngliche Aura aus. Als ob sie nichts auf der Welt je dazu bewegen könnte, sich zu verändern. Die Sonne erhellte die Bergspitzen, auf denen vereinzelt sogar Schnee lag, und erzeugte so eine raue, aber auch friedliche Schönheit.

Hier oben fühlte man sich einfach frei. Dem Himmel so nah und dem Erdboden mit all seinen Sorgen so fern, dass man das Schauspiel von Licht und Schatten, gemeinsam mit dem sanften, aber kühlen Wind einfach nur geniesen konnte.

Alec wünschte sich sehnlichst, die Zeit einfach anzuhalten und für immer in diesem Moment zu bleiben, denn er war perfekt.

Obwohl sie keine Wärme abgab, strahlte die Sonne mit voller Kraft vom wolkenlosen, hellblauen Himmel und erleuchtete sowohl die Welt als auch das Gemüt.
Die Landschaft, die auf eine raue Art vor Schönheit strotzte, war noch nicht einmal der ausschlaggebende Teil, der ihn wünschen ließ, diesen Moment für immer zu behalten.

Viel mehr lag es an Magnus, der absolut entspannt zwischen seinen Beinen saß und sanft über Alecs Arme strich, die er fest um ihn geschlungen hatte, um ihn auch ja nie wieder loszulassen. Seine Nähe gab ihm dieses berauschende Gefühl von zu Hause, welches gerade in ihm vorherrschte und ihn so glücklich machte. Er wollte dieses Gefühl und den damit verbundenen inneren Frieden nie wieder missen müssen.

~Alexander?~, fragte Magnus irgendwann in die Stille hinein und riss ihn so aus seiner rosaroten Traumblase.
~Mhmm?~
~Was machst du eigentlich, wenn wir das ganze überstanden und die Kompasse zerstört haben?~

Diese Frage kam so unerwartet, dass er darauf lange keine Antwort wusste. In seinem Kopf herrschte gähnende Leere.
Ganz zu schweigen davon, dass er darauf eigentlich keine Antwort hatte, denn er wusste nicht, was er tun würde. Er hatte sich bis jetzt überhaupt keine Gedanken darüber gemacht.

Deshalb antwortete er ehrlich~Ich weiß es nicht. Bisher bestand meine Aufgabe immer darin, auf meine Familie aufzupassen und sie zu beschützen, aber sowohl Izzy als auch Max werden irgendwann erwachsen sein und brauchen mich somit nicht mehr. Ich werde wahrscheinlich trotzdem zu ihnen zurückkehren.
Und du, was willst du machen?~

~Ich werde mir wohl meinen Traum erfüllen und von hier weggehen. Irgendwohin, wo mich niemand kennt und wo ich nochmal neu anfangen kann. Völlig ohne Altlasten.
Schon als Kind spürte ich, wie es mich in die große, weite Welt hinauszog. Ich wollte weg und habe sogar schon angefangen zu sparen. Auch später als Schattenweltler habe ich mir immer etwas beiseite gelegt und jetzt würde es reichen, um ein Schiff zu besorgen und eine Crew anzuheuern, um die Schattenwelt zu verlassen.~, erzählte er leise.

Das versetzte Alec einen Stich. Er wollte nicht, dass Magnus ihn verließ. Noch nicht einmal daran denken wollte er.

~Und warum hast du das dann noch nicht getan?~
Und hast stadessen mich kennengelernt?, fügte er gedanklich hinzu.

Plötzlich schien seine Traumblase zerplatzt zu sein, sodass er jetzt schutzlos in der dunklen Realität umherirrte.
Das war kein schönes Gefühl.

~Zum Einen habe ich das Gefühl, ich würde meine Freunde und Verbündeten mitten im Gefecht zurücklassen und zum Anderen war für mich schon immer klar, dass ich nicht alleine fortgehen will. Nur hat sich bis jetzt nichts in dieser Hinsicht entwickelt.~, antwortete er, während er nervös mit Alecs Fingern spielte.

Er schien auf irgendetwas zu warten, aber Alec wusste beim besten Willen nicht, auf was. Sollte er weiterfragen oder das Thema doch vorerst fallen lassen?
Er wusste es nicht, weshalb er begann, abwesend Magnus' Nacken zu kraulen.

Augenblicklich entspannte er sich wieder und seufzte leise, aber auch irgendwie ... enttäuscht. Als hätte er genau das Falsche getan oder eben nicht getan.
Gedankenverloren wanderte seine Hand weiter nach oben, um durch seine -leider mit Gel fixierten- Haare zu fahren, als sich Magnus plötzlich ruckartig umdrehte und sein Handgelenk umfasste.

~Finger weg von meinen gestylten Haaren.~, wies er ihn zurecht und deutete erst auf seine, zu Stacheln geformten, Haare und dann auf Alec.

Dieser lächelte aber nur mild. Magnus sah einfach viel zu süß aus, wenn er sich aufregte oder versuchte, ihn wütend zu fixieren, was aber nicht funktionierte, da sein Blick dazu viel zu liebevoll war.

~Es ist unhöflich, mit dem Finger auf andere Leute zu zeigen.~, belehrte er ihn grinsend, während er sich leicht zurücklehnte.

~Wann habe ich dir denn den Eindruck vermittelt, ich sei höflich?~
~Niemals.~

Magnus atmete erleichtert auf.
~Zum Glück. Ich kann aber noch viel mehr, als unhöflich sein.~
~Was denn?~, fragte er mit hochgezogener Augenbraue, denn Magnus wissendes Grinsen machte ihn neugierig. Was hatte er vor?

~Ich kann ab und an sogar ziemlich fies sein, wenn ich will.~
~Dann zeig es mir, ich halte dich nämlich einfach nur für niedlich.~

Dieses Mal schnaubte er empört auf, bevor er Alec mit einer Hand auf den kargen, mit Flechten überzogenen, Boden drückte, die Hände hielt er über dem Kopf gefangen.
Dann beugte Magnus sich zu ihm hinab, um ihn in einen gierigen Kuss zu verwickeln, der die perfekte Ablenkung bot.

Die Fünf Kompasse Der Kali (Malec)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt