Ausnahmslos alle Augen hefteten sich auf sie, doch das schien Isabelle gar nicht zu bemerken. Sie hatte nur Augen für ihren Verlobten, der sie mindestens ebenso geschockt musterte. Sein Mund war geöffnet, als würde er gerne etwas sagen, wusste aber nicht, was.
Stille war eingetreten, die Alec schier zu erdrücken schien, denn so konnte ihn die Sturmflut von Fragen, die sich in seinen Gedanken zusammenbraute, mühelos mit sich reißen.
Was machte Simon hier? Wie war er so weit vom Weg abgekommen? Wo war Max? Was war passiert?Er wusste es nicht und alles in ihm schrie nach Antworten, denn vor allem die Sorge um seinen kleinen Bruder erfülllte ihn mit Angst.
Catarina schien zwar ebenso überrascht von der Offenbarung zu sein, wie die anderen, doch sie fing sich schnell wieder und befahl~Verschwindet von hier! Alle! Ich will allein mit dem Gefangenen sein!~
Erst geschah nichts, doch dann kam Bewegung in die Menschentraube und die Schaulustigen machten sich vom Acker.
Nur die beiden Werwölfe, die Simon festhielten, schienen nicht gehen zu wollen, sodass die Dunkelhäutige drohend bellte~Na wird's bald!?~
Alec war überrascht, denn so kannte er Cat eigentlich nicht. Er kannte sie nur als verständnisvolle Krankenschwester, die für jeden ein offenes Ohr besaß und einem nur in den Hintern trat, wenn es wirklich nötig war.
Hier hingegen war sie regelrecht unfreundlich und so autoritär, dass er kurz ins Schwanken kam, wer denn dann die eigentliche Cat war, doch er verwarf den Gedanken genauso schnell wieder.
Jeder Mensch hatte unterschiedliche Facetten und verhielt sich jeder Person gegenüber anders. Je nachdem, ob er sie gernhatte oder nicht oder wie die Situation gerade war.
Aber vielleicht war diese Art der Strenge für Catarina genauso eine Schutzmauer wie die Leichtigkeit für Magnus, denn wenn man den Anschein machte, keinen Widerspruch zu dulden, kam auch keiner.
So war es auch nicht verwunderlich, dass die beiden nach einem kurzem Blickeduell mit der Frau im abgewetzten Arztkittel kleinbei gaben und ebenfalls verschwanden.Jetzt waren nur noch Alec, seine Schwester, Cat und Simon übrig, der sich nervös die Hände an der Hose abwischte.
~Wir gehen am besten rein. Dann sind wir ungestörter.~, beschloss Cat nun wieder sanfter, und ging ins erstbese Zelt zu ihrer rechten, welches zum Glück leer war.Die anderen folgten ihr. Das Licht im Zelt war diffus, weil das Sonnenlicht kaum duch die grünen Zeltwände gelangte und auch die Luft war stickig. Allerdings war das Zelt, dessen Ausstattung nur aus einem Bett und einem Hocker bestand, erstaunlich geräumig, sodass sich die vier in einem lockerem Kreis auf den Boden setzen konnten.
~Also Simon ... Was verschlägt dich in unser Lager?~, fragte Cat professionell, aber nicht unfreundlich.
Allerdings schien das nicht zu helfen, denn Simon senkte beschämt den Kopf, sodass ihm seine braunen Haare ins Gesicht fielen. Nervös spielte er mit dem Saum seines Oberteils herum und hörte erst auf, als Izyy ihre Hand auf seine legte. Sie war schon immer die starke von beiden gewesen.
~Was ist mit Max?~, fragte auch Alec, wobei man seine Anspannung deutlich heraushören konnte.
~Ich- ... Es tut mir so leid!~, sagte Simon plötzlich und sah Alec direkt an, in seinen braunen Augen schimmerten Tränen,~Ich- ich wollte das nicht! Es war ein Unfall!~
~Was denn, Si? Was war ein Unfall?~, fragte Isabelle sanft, während sie beruhigend über seinen Rücken strich.
Nur in Simons Gegenwart war sie so ruhig und ausgeglichen, ansonsten strozte sie nämlich nur so vor Leidenschaft und Temperament.
Ihre beruhigende Tonlage schien zu wirken, denn Simon entspannte sich minimal und hob erneut den Kopf.Er atmete tief durch und begann dann leise zu erzählen, während er jeglichen neugierigen Blicken auswich.
~Sobald die Soldaten weg waren, bin in mit Max aufgebrochen. Ich wusste zwar nicht mehr, wo genau Lydias Dorf war, aber die Richtung kannte ich. Es war ein langer Fußmarsch, aber Max ist mir wortlos gefolgt. Etappenweise war es sogar ganz lustig. Wir haben mehrere Spiele gespielt und ...~~Komm zum Punkt.~, sprach Catarina Alecs geheimen Wunsch aus.
Generell hatte er nichts gegen Simon, aber manchmal redete er einfach so viel Belangloses zum falschen Zeitpunkt, dass es schon nervig wurde.
~Jedenfalls ging alles gut bis wir über einen schmalen Weg liefen, der sich auf halber Höhe an einen steilen Hügel schmiegte. Der Boden war uneben und Max lief vor mir. Plötzlich hörten wir das Hufgetrappel von Pferden und dazu die lauten Rufe der Soldaten. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Haben sie unsere Flucht doch bemerkt und suchten nun nach uns? Ich wusste es nicht, aber ich drängte Max schneller zu gehen und schob ihn dazu leicht vor mir her. Plötzlich gab der steinige Boden unter mir nach und reflexartig sprang ich nach vorne, um nicht in die Tiefe zu stürzen. Dabei prallte ich gegen Max, der es nicht mehr schaffte sein Gleichgewicht zu halten und den steilen Hügel runterfiel. Ich konnte ihn nicht festhalten. Er verschwand krachend im Gebüsch und ohne nachzudenken bin ich ihm gefolgt. Er lag reglos inmitten von Dornenbüschen, atmete aber noch. Als die Soldaen den Weg entlangpreschten, habe ich mich ebenfalls geduckt, aber als sie weg waren, haben ich mich sofort um den Kleinen gekümmert. Er war blass, auch wenn er nirgends geblutet hat. Da er nicht wach wurde, habe ich ihn hochgehoben und bin weitergegangen, aber ich hatte durch meinen Sturz keinerlei Orientierung mehr. Irgendwann haben mich dann die zwei Piraten aufgegabelt.~
~Wo ist Max?~
Die Ruhe in seiner Stimme täuschte kaum über seine Wut hinweg. Seine Nerven vibrierten förmlich vor Anspannung, denn am liebsten hätte er Simon geschlagen.Wie konnte dieser nur Max, seinen kleinen Bruder, einen Hügel hinabstoßen? Natürlich waren ihnen die Soldaten dicht auf den Fersen gewesen und Simon hatte kaum eine Wahl gehabt und es war versehentlich passiert, aber das war gerade nebensächlich.
Da war nur diese Wut. Dieses Bedürfnis, dass irgendwer bezahlen musste, welches ihn bis in die letzte Zelle beherrschte.Simon mied seinen Blick, antwortete aber~Am westlichen Ende des Lagers in einem Eichenhain.~
In einer fließenden Bewegung kam Alec auf die Beine und stürmte los, die Rufe der anderen perlten einfach an ihm ab. Zu glücklich waren seine Muskeln, die angestaute Spannung loszuwerden, zu allumfassend war seine Sorge um den jüngsten Lightwood.
Er konnte Max nicht auch noch verlieren und er würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um das zu verhindern. Wenn er seinen Bruder nicht rettete, dann, so befüchtet er, würde er vollends zusammenbrechen.
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Die Fünf Kompasse Der Kali (Malec)
Fanfic-Abgeschlossen- -Kurzer Textauszug- "Ich bin neben dir eingeschlafen", antwortete er ungerührt, während er sich aufsetzte,"Daran ist nichts verwerfliches" "Doch. Ich hätte nicht ... sollte nicht ... Ach verdammt!" ‐...