Kapitel 19 - Überraschung

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Den ganzen Nachmittag verbrachten sie im Bett und erzählten sich Geschichten von früher.

Alec erzählte von seiner Kindheit und er war ziemlich verwundert, dass ihm Magnus so gebannt lauschte, immerhin war er alles andere als interessant. Aber vielleicht lag das auch daran, dass Magnus nie eine wirkliche Kindheit hatte, außer die Zeit mit seiner Mutter. Vielleicht wollte er sich nur anhören, was er verpasst hatte.

Alec wiederum lauschte gebannt Magnus' Berichten von seiner Anfangszeit auf der Warlock, zu der er einige Anekdoten parat hatte, die einfach urkomisch waren.

Unterbrochen wurden ihre Erzählungen von dutzenden Küssen, die sie mal ganz nebenbei, mal leidenschaftlich und intensiv austauschten.
Doch ob sie nun miteinander sprachen oder einfach nur kuschelten, das warme Gefühl in seiner Magengrube war beständig und wohltuend wie ein Kaminfeuer.
Er fühlte sich einfach wohl, so, wie er Magnus im Arm hielt und sich dieser eng an ihn drückte und immer mal wieder mit seinen Haaren spielte.

Dieses behagliche Zusammensein dauerte bis in den Abend hinein, als sich Magnus plötzlich von ihm löste und aufstand.

~Wo willst du hin?~, fragte er schläfrig vom Bett aus, während er sich langsam aufsetzte.

Er hatte doch noch gerade so schön gedöst und es hätte nicht mehr viel für ein kleines Nickerchen gefehlt.
Das konnte er jetzt wohl vergessen.

~Ich ... hab eine Überraschung geplant.~, antwortete Magnus und nun lächelte er beinahe etwas verlegen.
~Für mich?~

Er schnaupte belustigt.
~Für wen denn sonst?~
~Was ist es denn?~, fragte er neugierig.

~Wenn ich es dir verraten würde, wäre es keine Überraschung mehr, Kitty.~
~Bitte, nur ein kleiner Tipp.~, flehte er und ihm war es egal, dass er wie Max klang, wenn dieser nicht gleich das bekam, was er wollte.

Magnus lächelte liebevoll und kam mit geschmeidigen Schritten auf ihn zu. Er beugte sich leicht zu ihm hinab und küsste seine Stirn.

~Du bist so unglaublich niedlich~, hauchte er,~Ich hoffe, dir gefällt meine Überraschung.~
~Sie ist von dir, natürlich wird sie mir gefallen.~, behauptete er stur und entlockte Magnus so ein kleines Lachen.

Sofort schloss Alec die Augen und prägte sich dieses Lachen genaustens ein. Er hatte es zwar während der letzten Stunden öfter gehört, doch war es jedes Mal etwas besonderes für ihn. Denn jedes Mal, wenn Magnus lachte, schien er so sorglos und losgelöst. Als existierten alle Probleme um ihn herum nicht. Als wäre er ein normaler junger Mann mit einem normalen Leben, ohne Sorgen.
Jedes Mal, wenn er lachte, schien Alecs Haut angenehm zu kribbeln und weckte das Verlangen in ihm, dieses Lachen öfter zu hören.

~Sag das nochmal, wenn du sie gesehen hast~, antwortete er lächelnd,~Bis später.~
~Warte!~, hielt Alec ihn auf, als seine Hand bereits auf der Türklinke ruhte,~Was soll ich denn jetzt machen, wenn du nicht da bist? Ohne dich ist alles so trist und langweilig.~

Kurz huschte ein überraschter Ausdruck über sein Gesicht, denn er wusste, wie schlecht Alec im Komlimentemachen war, bevor seine Augen vor Freude zu leuchten begannen.

~Ich brauch nicht lange. Du kannst lesen oder schlafen oder so. Ich beeil mich. Bis später, Alexander.~
Dann verschwand er mit einem Stapel frischer Kleider im Arm durch die Tür.

Alec ließ sich seufzend zurück in die warmen Lacken sinken.
Noch immer haftete ein angenehmer Geruch nach Sandelholz an ihnen, der seine Gedanken beflügelte, während sich sein Körper entspannte.

Er fühlte sich gerade so wohl, obwohl er sich hier mitten auf einem Piratenschiff befand. Doch diese Tatsache rückte einfach in den Hintergrund. Magnus machte den Aufenthalt hier so viel angenehmer, dass er beinahe sein Heimweh vergaß, denn hier fühlte er sich sicher und geborgen wie schon lange nicht mehr.

Er hatte das Gefühl, Magnus mit jeder Sekunde noch mehr zu mögen, denn er brachte wortwörtlich Farbe in sein Leben. Aber es war nicht nur Magnus' extravagante und aufregende Art, die Alec so faszinierte. Es waren auch die vielen stillen Momente, in denen ihm klar wurde, dass auch so ein bunter Vogel wie er seine Schattenseiten besaß.

Er war so herrlich unperfekt, dass er für Alec einfach nur schön war, außen wie innen.

Vielleicht glaubte er, ihn schon so lange zu kennen, da es Magnus unterließ, sich in seiner Gegenwart hinter seinen Mauern aus Leichtigkeit, Sarkasmus, Charme und Arroganz zu verstecken. Er war er selbst und das freute Alec sehr, denn das war einer der größten Vertrauensbeweise, die er je bekommen hatte.

Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Schwärmereien und ohne zu wissen, wer dort draußen stand, rief er~Herein!~

Langsam wurde die Tür geöffnet und gab den Blick auf einen jungen, schwarzhaarigen Mann frei, vielleicht etwas jünger als Alec selbst.
Er sah alles andere als begeistert aus, als er ihn oberkörperfrei im Bett vorfand, aber vielleicht sah er immer so aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen.

~Mach dich fertig. Magnus wartet oben.~, meinte er mit einem genervten Unterton, bevor er auf dem Absatz kehrt machte und davonstolzierte.

Verwirrt zog Alec eine Augenbraue nach oben, zuckte dann aber lediglich die Achseln und stand auf, um sich auf die Suche nach einem Hemd zu machen, welches nicht zerknittert war.

Nach langer Suche wurde er in Magnus' begehbaren Kleiderschrank, von dessen Existenz er soeben erfuhr, fündig. Es war gar nicht so leicht, zwischen den ganzen bunten und zum Teil auch glitzernden Kleidern etwas Unauffälliges zu finden, was nicht die Hälfte seiner Brust zeigte.

Seine Wahl fiel auf ein graues Hemd, welches lediglich ein transparentes Muster auf dem Rücken hatte und somit vergleichsweise unauffällig war.
Mit klopfenden Herzen machte er sich auf den Weg zum Deck. Sein Körper kribbelte in freudiger Ertwartung und er musste an sich halten, um nicht zu rennen.

Er war so gespannt, was die Überraschung war. Er konnte es kaum abwarten.

Doch mit dem, was ihn auf dem Deck erwartete, hatte er nicht gerechnet und so blieb er wie angewurzelt stehen, als wäre er auf den schwarzen Holzdielen festgewachsen.

Entgeistert und vollkommen überrascht starrte er Magnus an, dessen freudiges Lächeln langsam, aber sicher in sich zusammenfiel.
~Zu viel?~, fragte er unsicher, bevor sich langsam der Schock über ihn legte,~Gott, es tut mir so leid!~

Die Fünf Kompasse Der Kali (Malec)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt