Kapitel 9

889 45 6
                                    

Levi POV:

Trotz der nervenaufreibenden Ereignisse letzte Nacht wachte ich bereits bei den ersten Sonnenstrahlen auf. Ich stellte mich kurz unter die Dusche und ging in die Küche um mir einen Tee zuzubereiten. Erwin hatte uns für die restliche Woche freigestellt bevor unsere Ausbildung begann. Dabei hatte er schon erwähnt, dass wir nicht an der normalen 3 jährigen Ausbildung teilnehmen werden sondern ein Spezial Training absolvieren da wir keine Anfänger mehr waren. Eigentlich hatte ich nie vor dem Aufklärungstrupp beizutreten, naja aber auf jeden Fall besser als den Rest des Lebens in Gefangenschaft zu verbringen, obwohl diese Mauern eigentlich nichts anderes waren. Seufzend sah ich aus dem Fenster und sah zu wie sich die Sonne langsam immer weiter vom Horizont abhob. Nicht schlecht, das war der erste Sonnenaufgang den ich je gesehen hab. Im Untergrund war es immer so dunkel und modrig, doch hier an der Oberfläche hörte man die Vögel zwitschern und der Wind peitschte einem draußen entgegen... einfach wunderschön. Aus irgendeinem Grund musste ich dabei auch an die Tochter des Kommandanten denken. Schnell verwarf ich den Gedanken wieder und hätte fast über mich selbst schmunzeln können. Ich hatte dieses Mädchen nur einmal gesehen, ich muss mich echt zusammenreißen. Nachdem ich mit meinem Tee fertig war, säuberte ich die Tasse und ging nach draußen, wo mir Isabell und Farlan entgegen kamen "Guten Morgen Levi, hast du schon gefrühstückt?" begrüßte Farlan mich. Zur Antwort schüttelte ich den Kopf und folgte den beiden still in die Halle wo es das Essen gab. Hier saßen alle miteinander zusammen und aßen als wäre es eine Selbstverständlichkeit, wir mussten in der Unterwelt ums überleben kämpfen und hatten oftmals nichts zu essen bis wir es uns irgendwo geklaut hatten. Wir drei holten uns jeweils ein Tablett und fühlten die Schüsseln mit einem Brei. Während dem essen spürte ich einen Blick auf mir, als ich meinen Kopf hob sah ich in die neugierigen Augen von Isabell. "Was willst du?" fragte ich sie leicht genervt. Sie zuckte kurz zusammen fing sich aber schnell wieder "Wo warst du gestern Abend so lange?" wollte sie wissen. Mit einem gelangweilten Blick sah ich sie an "Wieso willst du das wissen? Ihr wisst doch das ich mit dem Kommandanten unterwegs war. Er hatte mir unzählige Fragen gestellt wie wir aufgewachsen sind oder wie wir uns den Umgang mit den 3DMG usw. Dies hat mich so ermüdet, dass ich danach direkt auf mein Zimmer gegangen und eingeschlafen bin." Ich mochte es nicht meine Freunde oder besser gesagt meine Familie anzulügen. Doch keiner der beiden hinterfragte noch meine Story und so beendeten wir das Frühstück.

Ich verabschiedete mich von den anderen zwei die sich draußen noch auf einer Wiese den Himmel länger ansehen wollten. Wer konnte es ihnen verübeln? Sie haben ihr ganzes leben immer das gleiche gesehen wenn sie nach oben sahen. Nun zogen ständig andere Wolken in verschiedenen formen über ihren köpfen hinweg. Zurück auf meinem Zimmer wurde es schnell langweilig, also zog ich mir meine Trainingsklamotten an und wollte etwas laufen. Auf dem Weg nach draußen kam ich Hanji entgegen. Doch anders als sonst schien sie komplett in Gedanken versunken. Sie murmelte etwas vor sich hin was ich nicht verstehen konnte. Als sie ihren Blick hob und mich sah erschrak sie und wich einen schritt zurück als hätte man sie bei etwas ertappt "Ach Levi du bist es nur" skeptisch musterte ich sie. Nervös fing sie an herum zu kichern wie ein kleines Mädchen "Jetzt starr mich nicht so an sonst könnte man noch meinen du stehst auf mich" zwinkerte sie mir zu. Jetzt war ich derjenige der einen Schritt zurückwich. Daraufhin fing sie nur umso mehr an zu lachen. "Ich mach doch nur Spaß, wir sehen uns später Zwerg" sie schlug mir beim vorbei gehen spielerisch auf die Schulter und bog anschließend links in einen anderen Flur ab. Ein brennender Schmerz machte sich an meiner Schulter breit, ich zuckte kaum merklich zusammen. Ich hob mein Hemd an und sah, dass meine Wunde wieder angefangen hatte zu bluten. Na toll....

In meinem Zimmer hatte ich mit Tüchern versucht die Blutung zu stoppen doch nichts half. Das muss bestimmt genäht werden. Aber ich kann schlecht zu einem Arzt gehen, der würde sogleich nur Fragen stellen die ich nicht beantworten konnte. Dann muss ich es eben selbst machen, doch ich brauche dafür einen Faden und eine Nadel. Es ist bereits wieder dunkel als ich mich auf dem Weg zur Krankenstation befand... Kein einziges Licht war an, was mir die suche nach dem benötigten Material erschwerte nur der Halbmond schien leicht durch das offene Fenster. Ich stieß geräuschvoll gegen ein Regal, kurz darauf nahm ich ein leises Geräusch auf der anderen Seite des Zimmers war. Verdammt, ich hatte gar nicht daran gedacht vorher zu kontrollieren ob jemand da ist. Langsam drehte ich mich um und das Mondlicht fiel auf Blaugraue Augen die mich kurz verängstigt ansahen doch der Ausdruck änderte sich zu Faszination.

Y/N POV:

Diese Augen... fasziniert starrte ich den Soldaten mir gegenüber an. Kurz darauf erwachte ich aus meiner starre und zündete die Kerze neben mir an und erhellte damit den Raum. Das erste mal sah ich ihn ganz und musterte ihn von oben nach unten. Er war nicht besonders groß doch er war sehr gut gebaut. Sein Gesicht ließ nur einen monotonen Ausdruck zu und seine schwarzen Haare waren zu einem Undercut geschnitten. Er räusperte sich und ich sah ihm erneut in die Augen. "Ähm...Hallo" innerlich haute ich mir selbst auf die Stirn. Wow das war ja nicht anderes zu erwarten da steht dein Rettet vor dir und dir fällt nichts besseres ein als -Ähm Hallo-. Ich startete einen zweiten Versuch "I- Ich wollte mich bei dir noch für meine Rettung bedanken." Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen als ich das sagte. Als keine Antwort kam konnte ich nicht anders als ihn anzusehen. Mein Blick fiel auf seine Brust genauer gesagt auf einen immer größer werdenden roten Fleck auf seinem Hemd. Mit großen Augen sah ich ihn an, zu schnell wollte ich aufstehen und zu ihm. Doch mein Körper streikte bei dieser schnellen Bewegung und ich zischte wegen den plötzlichen schmerzen auf. Er machte einen schritt auf mich zu und für eine Millisekunde meinte ich einen Ausdruck von Besorgnis gesehen zu haben aber dieser war so schnell weg wie er gekommen war, sodass ich mir nicht sicher war. Diesmal langsam setzte ich mich mit meinen Verbänden auf. "Was ist da passiert?" bekam ich leicht zitternd raus und zeigte auf seine Schulter. "Warte war das die Hakennase?! Das sieht echt schlimm aus... warte ich helfe dir" Man sah wie er überlegte doch nach kurzem zögern nickte er nur kurz. "S-Setz dich doch bitte auf das Bett, ich hole schnell etwas zum säubern und zum nähen." Ich ging zu dem Regal vor dem der Soldat eben noch stand und wurde schnell fündig. Ordentlich legte ich alles nebeneinander hin und sah ihn auffordernd an, doch er bewegte sich nicht "K-Kannst du bitte dein Hemd ausziehen damit ich dich behandeln kann?" verdammt warum stottere ich und ich spüre wie mein ganzes Gesicht rot wie eine Tomate anläuft als er an sein Hemd griff und es sich über den Kopf zog. Nun hatte ich freie Sicht auf die Wunde und auf seine definierten Muskeln. Schnell sammelte ich mich bevor ich anfangen würde zu sabbern, hoffentlich hat er meine Blicke nicht bemerkt. Ich began damit das Blut von seinem Oberkörper mit einem Feuchten tuch zu wischen. "Vorsicht das wird jetzt ziemlich brennen" warnte ich ihn vor bevor ich reinen Alkohol über die Wunde schüttete um sie zu reinigen. Nur kurz zuckte er zusammen aber ließ sich sonst nichts von den Schmerzen anmerken die er haben muss. "Dreh dich doch bitte zur Tür" er tat wie gesagt. Laut sog ich die Luft ein und fluchte. "Die Kugel ist nicht durchgegangen. Heißt sie ist immer noch in dir, wir müssen sie rausholen es könnte sich sonst noch entzünden." Ohne auf eine Antwort zu warten ging ich zum Regal und holte eine Art Zange heraus. Damit ging ich zurück und übergoss das Werkzeug mit Alkohol. Langsam näherte ich mich ihm und sah ihm sicher in die Augen. "Bereit?" fragte ich ihn mit fester Stimme. Sein Blick reichte mir als Bestätigung und somit drang ich mit der Zange in seine Schulter um die Kugel herauszuholen.

Levi POV:

"Bereit?" fragte sie mich mit selbstbewusster Stimme, von dem ängstlichen Mädchen von vorhin ist nichts mehr zusehen. Sie ist vollkommen in ihrem Element und mein Gefühl sagt mir, dass ich ihr vertrauen kann. Sie deutete meinen Blick voller Zuversicht richtig und kam näher. Als ihre warme Hand auf meine kalte traf breitete sich ein angenehmes Gefühl in mir aus. Wie kann sie nach einer so kurzen Zeit eine solche Wirkung auf mich haben? Als die Zange sich in mein Fleisch bohrte konnte ich ein schmerzhaftes stöhnen nicht unterdrücken. Es dauerte glücklicherweise nicht lang bis die Tochter des Kommandanten die Zange zusammen mit der Kugel herauszog. Sie goss nochmal Alkohol über die Wunde und sich daran machte die Wunde zu zunähen. Als sie fertig war räumte sie die benutzten Hilfsmittel auf die Seite. Besorgt sah sie mich an "Ist alles in Ordnung? Tut mir leid falls ich dir wehgetan habe" Ich sah ihr in die Augen und erwiderte "Nein, alles gut. Dankeschön." kaum hatte ich den Satz beendet sah sie mich mit großen Augen an. "K- k- Kein Problem das war ich dir immerhin schuldig." Warum stottert sie den jetzt so? "Übrigens möchte ich mich noch offiziell vorstellen... mein Name ist Y/N freut mich dich kennenzulernen. Und nochmals vielen Dank für die Rettung" stellte sie sich vor und reichte mir ihre Hand. "Levi" nannte ich ihr auch meinen Namen und ergriff ihre ausgestreckte Hand... wieder kam dieses warme Gefühl auf... was ist nur an diesem Mädchen so besonders?


My Soldier/Bodyguard and me (Levi x reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt