Kapitel 4

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Am nächsten Morgen wache ich mit einem hammermäßigen Kater auf. Ich fühle mich wie gerädert und weiß zuerst nicht wo ich bin.

Dann kommt alles in Bruchstücken zurück und ich realisiere, dass ich mich mit den wahrscheinlich gefährlichsten Leuten Italiens in einem Haus befinde.

Hektisch springe ich aus dem, zugegebenermaßen sehr weichen, Bett und schaue mich im Raum um.

Gestern bin ich einfach nur sofort eingepennt ohne mich um mögliche Fluchtmöglichkeiten zu kümmern. Außerdem hab ich immernoch mein weißes Sommerkleid an.

Das Zimmer ist fast vollständig in weiß gehalten, es befinden sich das große Bett, ein Schrank, ein Stuhl und eine kleine Couch darin. Rechts von mir scheint die Sonne durch zwei große Fenster und blendet mich.

Stöhnend kneife ich die Augen zusammen und laufe hin um einen Blick hinaus zu werfen. Auch wenn ich mich nur im ersten Stock befinde wäre die Entfernung zum Boden, zu hoch um zu springen und selbst wenn ich es unbemerkt herunterschaffen würde, wäre ich immernoch mitten in der italienischen Pampa.

Mir fällt mein Handy ein, das eigentlich noch in meiner Tasche sein müsste, die über dem Stuhl hängt. Ich habe gestern Abend nach der ganzen Aufregung gar nicht mehr draufgeguckt, hoffentlich ist es noch da. Bingo, da ist es! Aber Akku leer, na super.

Naja, bei Ben hätte ich sowieso nicht angerufen, schadet ihm überhaupt nicht, falls er sich Sorgen um mich machen sollte.

Nach einem guten Plan grübelnd, lasse ich mich wieder auf das Bett fallen, aber soviel ich auch nachdenke, das einzige was mir immer wieder einfällt ist, dass ich verdammte Kopfschmerzen habe.

Schließlich öffne ich vorsichtig meine Zimmertür und schleiche über den Flur in Richtung Treppe.

Kein Laut ist zu hören, weshalb ich annehme, dass es gestern spät geworden ist mit Lorenzos Notfall.

Ohne Zwischenfall komme ich unten an, entschließe mich aber, aus mangelnden Fortbewegungungsmitteln nicht ganz raus zu gehen.

Plötzlich höre ich aus einem der Räume ein Klappern und kurze Zeit später hört es sich an, als würde jemand etwas anbraten.

Zeitgleich steigt mir der wundervolle Geruch nach frischem Rührei in die Nase und wie ferngesteuert laufe ich auf die Tür zu.

Eine ältere Frau mit grauen Locken steht mit einer Kochschürze um ihre runden Hüften vor einem großen Herd und schwenkt tatsächlich Rührei mit Speck in ihrer Pfanne.

Leider trete ich als ich noch einen Schritt in den Raum mache auf irgendeine morsche Diele, denn der Boden knarzt laut.

Erschrocken fährt die Frau herum und starrt mich verwundert an. Zum Glück hatte sie gerade keine Pfanne in der Hand, sonst hätte ich die wahrscheinlich abgekriegt.

"Bontà, mi hai spaventato. Non ti ho mai visto qui chi sei?" Das klang wie eine Frage, aber natürlich habe ich kein Wort davon verstanden, deshalb zucke ich nur mit den Schultern und schiele auf das Ei.

Ein warmes Lächeln breitet sich auf dem faltigen Gesicht der Dame aus und die lässt die Hälfte des Rühreis auf einen Teller gleiten.

Nachdem sie noch etwas Schnittlauch darüber gestreut hat, reicht sie mir den Teller und deutet auf einen Esstisch in der Ecke des Raums. Als ich mich mit einem leisen "Grazie." auf einen der Stühle gesetzt habe, kann ich sie noch etwas murmeln hören, was irgendwie vorwurfsvoll klingt.

"La povera cosa. Sicuramente uno dei giovani si trascinò di nuovo dentro e non gliene importava niente." Kopfschüttelnd beugt sie sich wieder über ihre Pfannen.

Mafia's Boss Saved MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt