Kapitel 18

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Schemenhaft sehe ich Gestalten, die sich über mich beugen. Außenrum ist alles weiß.

Bin ich tot?

Nein, offensichtlich nicht, denn jetzt fährt ein stechender Schmerz in meine Schulter und ich reiße vor Schreck die Augen weit auf.

Zuerst weiß ich nicht wo ich bin und will um mich schlagen, weil ich denke, dass ich noch irgendwo festgehalten werde, aber dann erkenne ich die zwei Gestalten neben mir.

Lorenzo und Ella. Wie schön diese bekannten Gesichter zu sehen. Beiden steht die Sorge ins Gesicht geschrieben als ich mich weiter umsehe.

In meinem Arm steckt eine Kanüle, meine gesamte Schulterpartie ist unter einem dicken weißen Druckverband verborgen und ich befinde mich in einem weißen, steril aussehenden Raum.

Na das nenne ich mal einen Kontrast zu den dunklen Räumen in denen ich mich in letzter Zeit aufhalten musste. Fast blendet mich das ganze weiß schon.

Aufgrund all dieser Anzeichen schätze ich, dass ich in einem Krankenhaus bin. Nirgendwo sonst ist meistens so viel weiß.

"Elisa?" Lorenzo beugt sich wieder über mich und sieht mich aus seinen schönen blauen Augen an. Wie ich die vermisst habe.

"Wie fühlst du dich?", fragt nun auch Ella und lächelt mich aufmunternd an.

Umständlich räuspere ich mich. "Ganz gut, denke ich? Was ist denn passiert?" Komischerweise fällt mir nicht mehr genau ein, wieso ich hier eigentlich gelandet bin.

"Wir haben dich da rausgeholt. Wie ich es dir versprochen hatte. Allerdings wurdest du dabei leider angeschossen und hast eine Gehirnerschütterung." Lorenzos Stimme klingt merkwürdig belegt, gar nicht so selbstbewusst wie sonst.

Krampfhaft versuche ich mich an die genauen Geschehnisse der letzten Stunden zu erinnern. Dann blitzen plötzlich wieder einige Bilder in meinem Gedächtnis auf. Es hat mich wohl doch nicht verlassen. Das wünsche ich mir aber jetzt fast, denn die Bilder sind ganz und gar nicht schön.

Bevor ich die nächste Panikattacke bekomme, schiebe ich sie in die hinterste Schublade meines Gehirns und konzentriere mich wieder auf die Gesichter vor mir.

"Mhm.", brumme ich, aber bezweifle, dass einer der beiden etwas daraus schließen kann.

"Ich glaube ich lasse euch mal alleine. Wir sehen uns." Ella lächelt mich nochmal an und verschwindet dann durch die weiße Tür.

"Es tut mir leid."

Überrascht schaue ich Lorenzo an. "Was denn?"

"Alles. Dass ich dich mit in meine Kreise gezogen habe, du hattest mit allem Recht. Dass ich Adriana nach unserem Streit zu mir kommen lassen habe. Dass ich dich nicht früher und ohne Verletzungen da rausholen konnte. Es tut mir leid, Elisa." Seine Augen sehen ganz abgestumpft aus, als er mich ansieht. Die Leere in seiner Stimme macht mir Angst.

"Nein, das stimmt nicht. Ich hatte nicht mit allem Recht. Wenn du mich an dem Abend nicht gerettet hättest, wäre ich vielleicht schon früher bei Dennis gewesen." Mühsam hebe ich meine Hand und will seine berühren, aber er zuckt weg und schüttelt den Kopf.

"Du hättest mich niemals treffen sollen. Ich bin nicht gut für dich. Siehst du nicht was du wegen mir alles erleiden musstest?" Fahrig lässt er seine Hand durch die Luft über meinem lädierten Körper schweifen.

Seufzend versuche ich seinen Blick mit meinem zu vereinigen, aber er sieht mir nicht einmal mehr ins Gesicht. Stattdessen ruht sein gesenkter Blick auf dem Boden.

"Hey, ich mache dir keine Vorwürfe. Schließlich bin ich nachts aus freien Stücken abgehauen. Du hättest nichts dagegen tun können. Und es ist doch  alles gut ausgegangen. Die paar Verletzungen stecke ich schnell weg." Ich unternehme einen zweiten Versuch seine Hand zu ergreifen aber mittlerweile steht er zu weit weg.

Weil er nichts mehr erwidert, herrscht für einige Minuten eine unbehagliche Stille im Raum, bevor er mich dann doch wieder direkt anblickt. In seinen Augen scheint eine gähnende Leere zu herrschen, während er sichtlich nach Worten ringt.

"Es ist vorbei. Es tut mir leid, Elisa, aber du bist ohne mich besser dran." Ohne sich nochmal zu mir umzudrehen, oder mir auch nur noch einmal sein Lächeln zu schenken, wendet er sich ab und geht.

Einfach so.

Seine Worte kommen erst bei mir an als dir Tür hinter ihm ins Schloss fällt.

Ich glaube ich habe in meinem Leben noch nie so geheult.

Gefühlte Stunden starre ich an die Decke meines Krankenzimmers bis es klopft und ein etwas älterer Mann im weißen Kittel hereinkommt.

"Elisa Carter, hallo, ich bin Dr. Basile, ihr Arzt." Er lächelt mich herzlich an und sieht dann auf das Klemmbrett, das er in seinen Händen hält.

"Hallo.", krächze ich leise, ein Lächeln bringe ich allerdings nicht zustande.

"Der junge Mann der vorhin bei Ihnen war, wird Ihnen sicherlich schon gesagt haben, was Sie haben aber ich erzähle es Ihnen trotzdem nocheinmal." Er macht eine bedeutungsvolle Pause und zwinkert mir fröhlich zu.

Während er mir also meine diversen Blessuren erneut vorträgt, schaue ich praktisch durch ihn hindurch. Die Worte ziehen nur so an mir vorbei.

"Sie werden noch einige Tage hierbleiben müssen, zur Beobachtung, aber danach können Sie entlassen werden." Den letzten Satz konnte ich glücklicherweise dann doch noch aufnehmen.

"Aber das macht ihnen bestimmt nichts aus. Ihr Freund sorgt sicher gut für sie und leistet Ihnen Gesellschaft. L'amore.", summt Dr. Basile noch vor sich hin während er mit schwingenden Schritten den Raum verlässt.

"Er ist nicht mein Freund.", sage ich leise als er wieder weg ist. Ein erneuter Heulkrampf schüttelt mich und kurze Zeit später falle ich in einen dumpfen Schlaf.

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Hey!

Also, erstmal herzlich Willkommen  zu meiner ersten Lesenacht! Ich würde mich freuen wenn ihr aktiv seid, einige Kommentare da lasst und wir uns austauschen können!

Elisa hat die Bilder ihrer Entführung ja erstmal verdrängt, denkt ihr die holen sie noch ein?

Könnt ihr Lorenzos Entscheidung nachvollziehen?

LG :)

PS: Voten nicht vergessen, bitte! :)

Mafia's Boss Saved MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt