Kapitel 16

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Ein leises Klacken reißt mich aus dem Schlaf. Durch die Holzbretter fällt schon lange kein Licht mehr, deshalb muss es Nacht sein.

Mein Blick fällt sofort auf die Tür, deren Klinke heruntergedrückt wird.

Eine schmale Gestalt betritt den Raum. Leider kann ich wegen der mangelnden Beleuchtung nicht erkennen, wer es ist aber der Silhouette nach keiner der Männer.

Kurz vor mir hält der Schatten an und mein rasendes Herz beruhigt sich sofort als eine kleine Taschenlampe aufflammt und ich Valentina erkenne.

Sie sieht schon wieder sehr verschüchtert und ängstlich aus und ich frage mich, was sie hier macht.

Erst jetzt fällt mir ihre Ähnlichkeit mit Dennis auf. Ich schätze dass die beiden verwandt sind, vielleicht ist es seine Schwester, so wie er sie angeherrscht hat neulich. Da kann ich auch verstehen wenn sie nicht hinter ihm steht sondern versucht mir hier zu helfen. Vorausgesetzt sie will das immernoch.

"Ich habe wenig Zeit.", flüstert sie und sieht gehetzt zur Tür. "Mein Bruder und besonders Alex sind sehr gefährlich. Mach am besten alles was sie sagen. Ich versuche dich währenddessen hier irgendwie herauszubekommen. Allerdings habe ich keine Ahnung wie ich das anstellen soll. Wir sind hier in einer Hütte auf einem Berg der äußerst schwer zu besteigen ist. Nur Dennis kennt eine Route die man mit dem Auto befahren kann.", Valentina seufzt verzweifelt.

Misstrauisch sehe ich sie an und brumme leicht, damit sie merkt, dass ich etwas sagen will und mir den Knebel aus dem Mund nimmt. Sie versteht und zieht mit einem mitleidigen Ausdruck den Stoff vom Mund weg. Erleichtert hole ich tief Luft bevor ich ihr antworte. "Wieso willst du mich überhaupt hier rausholen? Rico hat das auch behauptet aber ist ein Verräter."

Ein trauriger Ausdruck schleicht sich in ihre Augen. "Weil ich nicht mehr mitansehen kann, was mein Bruder alles vor Neid macht um zu beweisen, dass er besser ist als Lorenzo De Luca. Er geht über Leichen und das würden auch meine Eltern nicht vertreten. Leider sind sie schon vor einer Weile von Sizilien weggezogen als mein Bruder der Boss unseres Clans geworden ist weil mein Vater ihm die Verantwortung übertragen hat. Die schlechteste Entscheidung die Papà je getroffen hat."

Jetzt tut sie mir richtig leid. Valentina Gesicht ist schmerzverzerrt und sie sieht aus als würde sie jede Sekunde losweinen. Bevor ich wieder etwas erwidern kann höre ich näherkommende Geräusche. Valentina dreht sich sofort hektisch im Kreis und bemerkt wie ich schon vor einer Weile, dass es kein Möbelstück im Raum gibt hinter dem man sich verstecken könnte. Kurzerhand kauert sie sich hinter meinem Stuhl zusammen und macht die Taschenlampe aus.

Keine Sekunde zu früh, denn die Tür wird aufgerissen. Schnell stelle ich mich schlafend und hoffe inständig, dass derjenige nicht irgendein Licht anmacht, geschweige denn näher kommt.

Zum Glück wird nur etwas auf italienisch gebrüllt und die Tür wieder zugeknallt. Ich höre wie Valentina erleichtert einatmet. Sie richtet sich wieder auf und macht sich leise auf den Weg zur Tür.

"Ich komme morgen im Laufe des Tages nochmal vorbei wenn ich es schaffe. Halte durch, mir fällt schon irgendwas ein.", flüstert sie noch.

"Wenn du kannst bring ein Handy mit. Dann kann ich mich bei Lorenzo melden und ihm sagen, dass es mir so weit gut geht. Vielleicht findet er mit dir einen Weg mich hier rauszubekommen.", schlage ich hoffnungsvoll vor. Valentina nickt und verschwindet dann.

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Lorenzo's Sicht


Die Autotür macht ein ächzendes Geräusch als ich sie voller Wucht zuknalle. Ich muss mich jetzt erstmal abreagieren.

Mafia's Boss Saved MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt