Ratlosigkeit Teil 2

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America:

Hallo America!

Wie geht es dir? Ich hoffe, du konntest dich schon ein bisschen von all dem, was passiert ist, erholen. Vielleicht bist ja auch schon bereit, darüber zu reden. Wenn nicht, ist das völlig okay. Ich kann warten. Du weißt, ich habe immer ein offenes Ohr für dich, wenn du darüber reden möchtest. Möchte dich aber auf gar keine Fall bedrängen.
Es tut mir immer noch so unendlich leid, wie es geendet ist. Ich kann es einfach nicht verstehen. Ich glaube, niemand kann das. Hier im Palast sind alle von Maxons Entscheidung enttäuscht. Alle hatten so gehofft, dass du die Selection gewinnst. Waren teilweise sogar davon überzeugt.
Eigentlich wollte ich warten, bis du mir einen Brief schreibst, aber da bis jetzt noch keiner gekommen ist, habe ich beschlossen, dir einfach mal einen zu schreiben. Ich hoffe, du bist nicht wütend. Sicher brauchst du immer noch Zeit, aber ich halte es einfach nicht mehr aus. Ich muss etwas von dir hören, sonst werde ich noch krank vor Sorge. Du kannst mir schreiben, was immer du willst. Was du momentan so machst oder was du zu planen tust. Egal was, Hauptsache irgendetwas. Es würde mich einfach freuen, wenn du etwas von dir hören lässt.

Deine beste Freundin
Marlee

Ach Marlee. Es tut mir so leid unendlich leid, aber ich kann dir nicht antworten. Der Brief würde nie bei dir ankommen. König Clarkson würde den Brief abfangen und vernichten. Und das wäre wahrscheinlich nicht seine einzige Reaktion auf meinen Brief an dich. Und das kann ich nun mal einfach nicht riskieren. Tränen kommen auf, wenn ich daran denke, wie sehr Marlee enttäuscht sein wird, nichts von mir zu hören. Dann nehme ich Aspens Brief in die Hände. Zunächst betrachte ich ihn nur, öffne ihn dann aber.

Hallo Mer!

Ich hoffe, es geht dir so gut, wie es dir eben gehen kann, und du konntest dich schon etwas von diesem Ereignis erholen. Es tut mir immer noch so unendlich leid. Ich weiß, du hast gesagt, ich soll mich nicht schuldig fühlen, aber ich tue es dennoch. Weil ich es nicht anders kann. Ich hätte nicht weggehen dürfen, als Maxon es wollte. Ich hätte dableiben sollen und ihm alles erklären müssen. Stattdessen bin ich einfach gegangen und habe dich deinem Schicksal überlassen. Das war feige von mir. Du hast mich am dringendsten gebraucht und ich bin dir nicht zur Seite gestanden. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass Maxon so wütend werden kann. Aus Wut so eine dumme, unüberlegte und impulsive Entscheidung treffen wird.
Vor einer Weile habe ich dann beschlossen, zu Maxon zu gehen. In einem letzten Versuch wollte ich ihm alles erklären, ob er es hören wollte oder nicht, war mir egal. Unabhängig, ob es noch etwas ändern würde oder nicht. Ich wollte, dass er es versteht. Überraschenderweise hat er mich nicht sofort weggeschickt. Nein, er hat mich sogar angehört und sich danach bei mir dafür bedankt. Anschließend hat er mich gefragt, ob ich sein Trauzeuge sein möchte. Er wisse mein Durchhaltevermögen zu schätzen und wolle sich so bei mir erkenntlich zeigen. Ich war genauso überrascht, wie du es wahrscheinlich gerade bist. Ich weiß nicht recht, was ich von dieser Reaktion halten soll. Vielleicht wird er seine Meinung ja doch noch ändern. Ich hoffe, es so sehr für dich. Und wenn er es nicht tut, ist er ein Idiot. Das ist er sowieso schon! Wie konnte er dich einfach wegschicken, nach all dem, was ihr erlebt habt, was ihr durchgemacht habt? Nachdem ihr endlich zueinandergefunden hattet.
Wenn der ganze Trubel hier endlich vorbei ist, werde ich dich besuchen kommen. Bis dahin wünsche ich dir alles Gute. Halte durch. Ich bin davon überzeugt, dass alles gut werden kann. Irgendwie.

Dein Aspen

Ich seufze laut und ärgere mich immer mehr, dass ich ihnen nicht antworten kann. Aspen kann wirklich nichts dafür und das muss ich ihm sagen. Wenn hier einer die Schuld trägt, dann bin ich es. Ich hätte Maxon viel früher die Wahrheit sagen müssen. Dann wäre das alles hier nicht passiert. Aber auch Aspen wird vergeblich auf meine Antwort warten. Ich kann es nicht riskieren, den König gegen mich und insbesondere meine Familie aufzubringen.
Es kostet mich viel Überwindung, auch den letzten Brief zu öffnen. Weiß ich doch, dass ich auch ihnen niemals zurückschreiben kann.

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