Der richtige Weg

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Kriss:
Ich werde von einem Dutzend Leuten umlagert, die alle gleichzeitig auf mich einreden. „Sind Sie sich wirklich sicher, Lady Kriss?", fragt Gravil jetzt schon zum vierten Mal. „Ja das bin ich. Ich habe lange und intensiv drüber nachgedacht. Es ist die richtige Entscheidung, der richtige Weg." „Kriss könnte ich dich mal unter vier Augen sprechen?" Ich nicke und Maxon führt mich aus dem Studio, hoch in sein Zimmer.

„Was hast du gemacht?" Völlig verwirrt und verzweifelt schaut er mich an. „Das einzig Richtige." „Du kannst doch nicht einfach sagen, dass du das alles hier nicht mehr willst!" „Siehst du doch, dass ich das kann!" „Und was war mit unseren ganzen Gesprächen im Park? Unsere Vereinbarung?" „Die gilt nun nicht mehr." „Aber warum? Was hat sich geändert?" „Du kennst den Grund." Maxon fährt sich nervös durch seine blonden Haare und schaut mir dann schuldig in die Augen.
„Es nicht wegen der Rebellen, sondern immer noch wegen America, oder?" „Ja." „Sie hätte niemals kommen dürfen. Warum hast du sie überhaupt als deine Trauzeugin bestimmt!" „Maxon ich weiß, dass du sie liebst! Und du wirst sie auch immer lieben und das ist gut so, denn sie tut es auch." „Kriss, hör mir zu. Ich liebe sie nicht." „Ach ja? Dann sag mir, dass du mich liebst. Hier sofort. Sag mir ins Gesicht, dass du mich liebst und, dass es dein größter Wunsch ist, mich zu heiraten." „Ich... ich kann es nicht. Es tut mir leid." „Ich habe es gewusst. Ich habe es von Anfang an gewusst, aber es nicht wahrhaben wollen. Ich bin so dumm und naiv gewesen!" „Nein, Kriss. Bist du nicht. Wenn, bin ich hier der, der dumm und naiv gewesen ist. Ich hätte niemals glauben dürfen, dass ich America vergessen könnte. Dass ich sie irgendwann nicht mehr lieben würde. Das ist völlig unmöglich. Es tut mir leid, dass ich dich damit reingezogen habe."
Ich gehe auf ihn zu und lege meine Hand auf seine Wange. „Das muss es nicht. Es hat mir gezeigt, dass ich die Person, die mich so liebt, wie du America, noch nicht gefunden habe. Und dir hat es gezeigt, dass du America für immer lieben wirst, egal was sich euch in den Weg stellen wird." Er lächelt mich traurig an und berührt meine Hand auf seiner Wange.
„Hättest du nicht zumindest vorher mit mir reden können?" „Ja, das hätte ich tun können. Aber du hättest mich überzeugt, dass es nicht so ist, wie ich denke. So wie du es bei unseren ganzen Gesprächen im Garten fast geschafft hättest. Irgendwann hätte ich dir es geglaubt. Aber ich möchte einen Mann an meiner Seite haben, der mich so liebt, wie du America liebst. Das ist Grund genug für mich, um gehen zu können."
„Wann hast du eigentlich gemerkt, dass ich America niemals aufgeben könnte?" Bei der Frage muss ich schmunzeln. „Ich habe es schon die ganze Zeit über gewusst, aber nicht wahrhaben wollen. Ich habe sie als meine Trauzeugin ernannt, um zu sehen, wie du dich verhältst, wenn sie da ist. Deine eifersüchtigen Blicke, als sie mit Officer Leger tanzen sollte, der der Grund war, warum sie überhaupt gehen musste. Generell hast du sie die ganze Zeit über beobachtet. Und dann beim Angriff. Du konntest sie nicht zurücklassen und mich begleiten. Du bist zurückgerannt, obwohl die Rebellen es auf dich abgesehen hatten. Du hättest es nicht ertragen können, wenn du sie nicht gefunden hättest. Wenn du mich wirklich lieben würdest, wärst du mit mir zusammen geflohen. Als sie dann für Wochen im Koma lag, saßst du fast die ganze Zeit über an ihrem Bett. Krank vor Sorge, sie nie wieder in deine Arme schließen zu können." „Davon weißt du? Ich war immer nur nachts dort, um keine Gerüchte an zu heißen." „Ich weiß." „Dann ist es jetzt vorbei?" „Ja. Leb wohl, Maxon. Werde glücklich."
Ich gehe auf ihn zu und umarme ihn zum Abschied. Dann löse ich mich von ihm und gehe aus dem Zimmer.

In meinem Zimmer helfen mir meine Zofen beim Packen. Sie haben mir nur ein paar Fragen gestellt und haben meine andere Entscheidung akzeptiert. Außerdem haben sie mir erzählt, dass das ganz Personal vom Palast die gleiche Vermutung hatten, sie es mir aber nie erzählen wollten. Es zeigt nur umso mehr, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, den richtigen Weg genommen habe. Der Abschied von Ihnen wird mir schwerfallen, doch morgen schon starte ich meinen neuen Weg.

Eine andere EntscheidungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt