Kapitel 54 - "Und deswegen liebe ich ihn so."

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Sky rüttelte mich. „Warum weckst du mich jetzt schon?", murrte ich.

„Unser Flug geht in zweieinhalb Stunden. Wir müssen uns fertig machen."

Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit. Gestern Abend habe ich noch mit meinem Dad telefoniert. Es nahm mit uns einen frühen Flug nach New York. Jedoch wird er dann gleich nach Los Angeles weiter fliegen.

Vielleicht fliege ich mit. Vielleicht auch nicht. L.A. ist meine Heimat ... Meine Familie ist dort.

Ich zog mir mein T-Shirt über und schminkte mich danach. Ich warf mein Gewand ohne es zusammenzulegen in einen Koffer. Nachdem ich mir die Zähne geputzt hatte, landete auch mein Toiletttäschchen im Koffer.

Wir wollten am Flughafen frühstücken. Sky und ich durchsuchten noch einmal das ganze Zimmer.

„Gut, wir haben alles", sagte ich und verließ mit Sky und den Koffern das Zimmer.

Bis auf Randy und Kyle warteten schon alle.

„Lasst uns auschecken und dann gleich zum Flughafen fahren", sagte Randy und verschloss hinter Kyle die Türe.

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Wir saßen im Taxi. Denver zog an mir vorbei.  Der Schnee begann zu schmelzen.

„Hier sind wir." Der Taxifahrer hielt an und bat uns um 20 Dollar.

Wir stiegen nacheinander aus. Der Fahrer lud uns die Koffer aus.

Randy drückte ihm das Geld in die Hand und wir betraten hintereinander den Flughafen.

Von weitem sah ich schon Nick, der auf uns wartete. Ich lief auf ihn zu und sprang ihm in die Arme. Die anderen begrüßten ihn mit einem einfachen Handschütteln.

Wir gaben die Koffer ab und setzten uns dann in ein Caffé, um zu frühstücken. Nach einer guten Stunde machten wir uns dann auf den Weg zu unserem Flugzeug. Unser Gepäck wurde gerade ins Flugzeug geladen. Ich drehte mich noch einmal um, um einen Blick auf Denver zu werfen, ehe ich ins Flugzeug kletterte. Ich setzte mich auf einen Platz beim Fenster. Neben mir ließ sich Donald nieder. Ich biss mir auf die Lippe, um ihn nicht sofort wieder wegzuscheuchen.

„Schon irgendwie schade, dass es vorbei ist, was?", fragte er. Ich sah zu ihm herüber.

„Ja. Es war schön. Auch wenn es mir nach der Zeit keinen Spaß mehr gemacht hat, es hätte unser, beziehungsweise euer, Leben leichter machen können."

„Du wirst wieder nach L.A. gehen oder?", fragte er enttäuscht. Mein Blick schweifte wieder aus dem Fenster. Ich nickte. „Wahrscheinlich ..."

„Willst du nicht bleiben? Komm schon ..."

„Es ist schwierig. Ich würde gerne bei euch bleiben, aber das ist eben noch etwas, was mich daran hindert ..."

„Es geht um Zane nicht wahr?" Donald hörte auf, mich anzusehen, jedoch sah ich ihn jetzt an.

„Nein ... Doch ... Naja ... Schon. Weißt du ... Meine ganze Familie ist in Los Angeles. All meine Freunde. Ich gehöre nicht nach New York. Sondern nach Los Angeles."

„Es tut weh das zu hören", sagte Donald leise.

Ich verzog den Mund. „Die schönen Worte sind nicht immer wahr. Die wahren Worte sind nicht immer schön."

Er lächelte. „Wo du Recht hast, hast du Recht."

Eine Flugbegleiterin erklärte uns die Flugregeln und bat die Fluggäste ihre Handys in den Flugmodus zu shcalten.

Ich wandte den Blick von Donald ab und sah aus dem Fenster. Ich seufzte. Das Flugzeug begab sich in die Lüfte. Meine Augen beobachteten, wie Denver unter uns immer kleiner und kleiner wurde.

„Hast du mal darüber nachgedacht, mit Zane zu reden?", fragte ich ohne ihn anzusehen.

„Worüber?"

„Wegen Cadence und so ..."

„Da gibt's nichts zu reden", meinte Donald trocken.

„Warum nicht?"

„Cadence hat sich für ihn entschieden. Sie hatte die Wahl. Und sie hat Zane genommen."

„Ich finde ihr solltet trotzdem reden."

Donald schüttelte den Kopf.

„Was findest du eigentlich so toll an Zane?", fragte Donald.

„Alles ...", flüsterte ich

Donald sah mich von der Seite an.

„Sein Charakter, sein Aussehen, seine Augen ... Und ich liebe seinen Tanzstil."

„Was hat er getan, dass du alles an ihm liebst?" In Donalds Stimme schwang etwas Enttäuschung mit.

„Das ist eine lange Geschichte."

„Wir haben den ganzen Flug lang Zeit", sagte Donald.

„Also, alles hat damit angefangen, dass Jane verschwunden ist. Kennst du Jane?"

Er schüttelte den Kopf. Dann begann ich zu erzählen: „Nachdem Jane verschwunden ist, habe ich Zane kennengelernt. Wir haben uns getroffen und er hat mich seinen Freunden vorgestellt. Darunter waren auch Nelly und Cadence. Jedenfalls ging ich dann wieder zu einem Dancebattle, mit den besten Freunden von Jane. Andy, Finn, Haley und Lane. Nach dem Tanzbattle fiel mich ein betrunkener Mann an. Der Mann hat mich verprügelt – zwei geprellte Rippen und eine aufgeplatzte Lippe. Und dann war da wieder er. Zane. Er hat mir die Medikamente, Salben, Verbände und das Alles gekauft. Als ich dann nach Hause kam, war mein Stiefvater stinksauer, dass ich mich geprügelt habe.

Ein oder zwei Tage später, hat mich Zane nach Hause begleitet, da meine geprellten Rippen sich schmerzend bemerkbar machten. Mein Stiefvater war total wütend, als er gesehen hat, dass ich mich mit Jungs rumtreibe. Er hat Zane ‚Straßentyp' und ‚Penner' genannt, worauf ich ausgezuckt bin. Und dann ..." Ich machte eine Pause. „Und dann tat er es. Mein Stiefvater hat mir eine Ohrfeige gegeben und auch keine Leichte. Es tat höllisch weh."

„Du kennst die ganzen Straßentypen doch gar nicht!"

„Und du kennst sie oder was?"

„Halt deinen Mund! Diese ganzen Penner sollen sich nicht in dein Leben einmischen! Du brauchst die nicht!"

„Was hast du gerade gesagt?", fragte ich normal. „WAS HAST DU GERADE GESAGT?", brüllte ich dann. Ich spürte nur noch einen stechenden Schmerz in meiner rechten Wange.

„Oliver – mein Stiefvater – hat mich dann ins Haus gezerrt. Zane konnte nichts machen. Er hat gebrüllt, dass er mich loslassen soll, doch Oliver war das egal. Ich habe mich in meinem Zimmer eingesperrt. Und dann habe ich etwas gefunden. Einen kleinen Zettel, mit einer Nummer drauf. Darunter stand ein Name. Zane."

Ich durchsuchte meine Hosentaschen, nach irgendetwas Brauchbaren. Ich entdeckte einen Zettel und faltete ihn auf. Ein Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht, als ich ihn las. Es war eine Nummer drauf geschrieben. Eine Handynummer, darunter stand in Schönschrift „Zane".

„Ich habe ihn sofort angerufen. Er war geschockt. Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht länger hier wohnen wollte. Und dann hat er gesagt, dass ich bei ihnen wohnen könnte. Und er hat mich abgeholt. Er hat mir mein Leben gerettet. Und deswegen liebe ich ihn so."

„Shh ... Dec. Alles wird gut. Ich habe da nämlich einen Plan ... Am besten du packst deine Sachen, alles was du brauchst, und zwar für lange Zeit. Am besten wäre es eh, wenn du gleich deinen Gewandkasten mitnehmen würdest. Du packst all dein nötiges Zeug, Mitternacht. Wir holen dich ab, du kletterst bei deinem Zimmer aus dem Fenster. Dann schleichst du dich zur Straße, dort warten die Jungs und ich. Und vergiss ja nicht auf die ganzen Salben und Verbände!" Damit legte er auf. Ich sollte also zu ihnen.

Born to Dance (Fortsetzung von Dance or Die)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt