Kapitel 19 - Ich muss das jetzt alleine durchziehen!

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Cadence schupste mich aus meinem Bett. „Dec es ist sieben. Beeil dich einmal!", sagte sie und hüpfte dann aufgeregt auf und ab. „Cadence, es ist alles okay!", beruhigte ich meine Freundin. „Dec wir fliegen nach New York!", quietschte die Rothaarige und hopste quiekend im Kreis.

„Ja Cadence, ich hab verstanden!", sagte ich und stieg aus meinem Bett. Die Schuldgefühle lagen mir noch immer im Magen. Es war alles meine Schuld. Ja, es war meine Schuld, dass diese Familie auseinandergefallen ist. „Jetzt schau nicht so!" Cadence fuhr sich durch den roten Schopf. „December, es ist nicht deine Schuld, dass wir nur mehr zu viert sind!", setzte sich fort, als sie mein trauriges Gesicht sah. „Ich wünschte es wäre alles ganz anders gekommen ...", flüsterte ich. Cadence schüttelte vorwurfsvoll den Kopf und sah mir zu, wie ich mir einen Pferdeschwanz machte. Ich lächelte in den Spiegel und tat so, als wäre ich stark. Wie hieß es so schön? „Mädchen faken ein Lächeln. Jungs faken Gefühle". Wahrscheinlich hatte mein Stiefvater Oliver die Gefühle für meine Mom auch nur gefaket. Traurig blickte ich weiter in den Wandspiegel im Wohnzimmer. Durch den Spiegel betrachtete ich die vielen Koffer. „Komm lach mal ein bisschen!" Cadence stupste mich an. Als ich mich nicht rührte, holte sie ihr Handy und spielte ein Lied ab. Ich musste schmunzeln, als ich das Lied erkannte und beim Refrain begann ich fürchterlich zu lachen und Cadence sang mit: „What does the Fox say? Ring-ding-ding-ding-dingeringeding! Gering-ding-ding-ding-dingeringding! Gering-ding-ding-ding-dingeringeding!" Ich musste noch mehr lachen und begann ebenfalls stockend mitzusingen. „Na geht doch!" Cadence lachte, genauso wie ich, da ich mich noch immer nicht von meinen Lachanfall erholt hatte. „Noch einmal den ersten Refrain", bat ich sie und bald ertönte wieder „„What does the Fox say? Ring-ding-ding-ding-dingeringeding! Gering-ding-ding-ding-dingeringding! Gering-ding-ding-ding-dingeringeding!" aus dem Handy. Sie schaltete das Lied ab. Wir machten uns fertig. Ich schnappte mir mein Handy und steckte es mir in die Hosentasche. Cadence und ich verließen mit unseren Koffern die Wohnung und machten uns auf zu Fabrik. Zane war natürlich schon da. Gerade als ich die Fabrik betrat, spielte er sich mit einer goldenen Kette in seinen Händen. Es war Nellys Kette. Als ich ihn so sah, schlug ich ihm etwas vor: „Zane? Ich habe einen Vorschlag." Er sah auf, er sah mir direkt in die Augen. „Ja?", fragte er leise.

„Wie wärs, wenn du, Cadence und Bess hier bleibt und ich gehe alleine nach New York. Dann könnt ihr euch wieder mit allen versöhnen. Dann ist alles wieder so wie früher!" Ich wandte meinen Blick nicht ab.

„Ich kann dich nicht alleine lassen Dec!"

„Ich bin es gewohnt, alleine zu sein! Ich war 16 Jahre alleine, Zane. Ich schaff das!"

„Das ist nicht dein Ernst!", riefen Cadence und Bess gleichzeitig.

„Leute, ich bin kein Kleinkind. Vielleicht sorgt ihr euch um mich, aber ich bin mir gaaaaaanz sicher, dass ich das schaffe."

„Dec, hör zu, wie willst du dich ernähren beziehungsweise versorgen, wenn du kein Geld hast? Willst du die Leute bestehlen? Oder bestechen?", fragte Bess, die sich wirklich Sorgen machen zu schien.

„Nein Bess. Ich will mich selber alleine versorgen können. Ich will nicht immer abhängig von anderen sein. Ich will nicht immer die sein, die immer auf Hilfe angewiesen ist. Ich muss lernen, auf mich selbst aufzupassen."

„Einerseits hat sie recht", mischte sich jetzt Zane ein. „Aber trotzdem ist es viel zu riskant, dich gehen zu lassen."

„Vertraut mir doch einmal!", beschwerte ich mich verzweifelt.

„Wie sollen wir dir jetzt vertrauen, wo du womöglich alleine in dein Unglück rennst und wir dich wahrscheinlich nie wieder sehen werden?!",  fragte Cadence. Ich sah Cadence tief in die Augen. „Ich werde das schaffen!", versprach ich ihnen. „Wenn ihr mich gehen lasst", setzte ich fort.

„Du wirst sowieso alleine gehen ...", bemerkte Bess.

„Außerdem wollt ihr ja gar nicht nach New York. Ihr macht das alles nur wegen mir. Deswegen bleibt da und ich gehe alleine in mein neues Leben!", sagte ich und nahm meine Koffer. „Ihr habt hier in Los Angeles ein perfektes Leben. Ich aber nicht, deswegen sollte ich gehen!"

Cadence sah mich traurig mit ihren großen grünen Augen an. „Die Zweierwohnung ist für mich alleine zu groß!"

„Du wirst es schaffen Cadence!", lächelte ich und schloss sie in den Arm.

„Du verlässt uns ...", flüsterte Bess.

„Leute, es ist besser für mich UND für EUCH!", erklärte ich.

„Du brichst mir gerade das Herz ...", sagte Cadence leise.

„Und hört mir zu! Ich liebe euch alle! Und ich will nicht, dass einer von euch denkt, ich gehe, weil ich euch nicht mag! Nein, so ist es auf keinen Fall!", sagte ich. „Jedoch ist es so, dass es für euch und für mich besser ist!"

„Geh!", bestimmte jetzt Zane. „Es ist deine Entscheidung, ob du gehst oder bleibst!"

Nachdem er das gesagt hatte, drehte ich mich um und verließ die Fabrik. Ja, ich war einfach so gegangen. Es dauerte nicht unbedingt lange, bis ich beim Flughafen war und mich einchecken konnte. Ich gab meine Koffer ab und wartete dann, bis mein Flieger kam. Der Flieger in ein neues Leben. Ich holte mein Handy aus der Hosentasche und schrieb Cadence eine SMS: „Und vergiss niemals ... What does the Fox say? Ring-ding-ding-ding-dingeringeding! Gering-ding-ding-ding-dingeringding! Gering-ding-ding-ding-dingeringeding!" Ich lächelte leicht. Jetzt war ich es, die ihre Freunde im Stich ließ. Aber es war das Beste für sie und für mich. Ich steckte mir meine Ohrstöpsel in die Ohren und zog mir „What does the Fox say" rein. Es dauerte eine Weile, bis mein Flieger kam. Ich stieg ein und ließ mich auf meinem Platz am Fenster nieder. Normalerweise würde jetzt Cadence, Bess und Zane neben mir sitzen, aber es war meine Entscheidung, alleine zu fliegen. Jetzt musste ich es durchziehen, da es kein zurück mehr gab. Ich schlief ein. Auf der Reise nach New York. Auf der Reise, in meinen Neustart ... 

Born to Dance (Fortsetzung von Dance or Die)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt